17. August 2004
TIN News Update
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Die Kampagne "Gebt euer Land auf und pflanzt Bäume" gewinnt in Tibet an Schwung

Die chinesischen Behörden haben eine Kampagne unter dem Motto "Gebt euer Land auf und pflanzt statt dessen Bäume" in Gang gesetzt. Sie soll bezwecken, daß in allen Distrikten (counties) auf dem tibetischen Hochplateau, d.h. in der TAR, Sichuan, Gansu und Qinghai, eine riesige Zahl von Bäumen gepflanzt wird. Die Kampagne steht in Verbindung mit dem "Western Development Drive" (Programm zur Entwicklung des Westens), siehe http://www.tibetinfo.co.uk/publications/bbp/chinas_great_leap_west.htm.

Die chinesischen Medien verweisen voller Stolz auf die Statistiken über die Anzahl der gepflanzten Bäume und das Ausmaß der neu bepflanzten Flächen, sie loben die Beteiligung der Bevölkerung und den angeblichen Enthusiasmus der Menschen, schweigen sich jedoch über die bisherige Verwendung des Landes aus. Tibeter aus den osttibetischen Präfekturen Malho, Kannan, Ngaba, Kardze, sowie den Stadtbezirken Lhasa und Chamdo klagten, daß auf ehemaligem Ackerland, auf dem normalerweise Weizen und Gerste angebaut wird, nun unter Zwang Bäume und Büsche gesetzt werden müßten. In diesen Berichten heißt es immer, die Regierung hätte für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren Schadensersatz in Form von Getreide sowie Geldleistungen zugesagt. Dennoch zeigen sich diese Menschen, wenn man sie fragt, sehr besorgt um den Fortbestand ihrer traditionellen Lebensweise. Sie befürchten, die Kampagne könnte mit dem diskreten Druck der Regierung zur Reduzierung der Bevölkerung in bestimmten ländlichen Gegenden zu tun haben, oder daß sie nun wegen früherer Flutkatastrophen für den Schutz der weiter flußabwärts gelegenen chinesischen Städte bezahlen müßten, obwohl die tibetische Landbevölkerung gewiß nicht an den Überschwemmungen schuld ist. Einige jüngere Leute sehen zwar Vorteile darin, Getreide zu erhalten, ohne dafür harte Feldarbeit leisten zu müssen, aber wie man den Einkommensverlust auf lange Sicht kompensieren soll, weiß keiner. Berichte aus den diversen Gegenden lassen allerdings schließen, daß eine gewisse Vorsorge getroffen wurde, damit es auch weiterhin möglich bleibt, ein Einkommen aus der Bewirtschaftung des Landes zu schöpfen - z.B. durch Anpflanzung von Obstbäumen oder die Zusage an die Dorfbewohner, das Holz der neu gepflanzten Bäume nutzen zu können. Auch weitere Verdienstmöglichkeiten wie Anbau und Einsammeln von Heilpflanzen werden in Aussicht gestellt.

Aktuellen Berichten aus verschiedenen Regionen zufolge wird Nomaden nahegelegt, auf ihren Viehweiden Bäume anzupflanzen und in einigen Fällen bestimmte Gebiete von der Bewirtschaftung auszuschließen, damit die Populationen an Wildtieren, wie beispielsweise dem wilden Yak, wieder zunehmen können.

Obwohl man seit dem Beginn der chinesischen Herrschaft in Tibet immer mal wieder von Baumpflanzungsprogrammen gehört hat, was meistens durch den Frondienst der Bauern oder die Zwangsarbeit der Häftlinge bewerkstelligt werden sollte, trieben die Behörden Raubbau in den traditionell dicht bewaldeten Regionen im Südosten der TAR sowie den autonomen Präfekturen und Distrikten in Sichuan, Yunnan, Qinghai und Gansu und ließen eine immense Anzahl von Bäumen abholzen. Die dramatischen Flutkatastrophen, von denen China im Jahr 1998 heimgesucht wurde, zwangen die Regierung jedoch, effektivere Maßnahmen zum Erhalt des Erdreichs und zum Schutz der Wälder zu ergreifen, so daß der Ruf nach einem generellen Abholzungsverbot laut wurde. Inoffizielle Berichte aus Tibet lassen in der Tat darauf schließen, daß die organisierte Abholzung rückläufig ist, und daß strengere Maßnahmen angewandt werden, um Dorfbewohner vom Fällen der Bäume abzuhalten.

Ungefähr zur selben Zeit gab es erste Berichte, daß die örtlichen Behörden in verschiedenen Teilen von Gansu, Qinghai und Sichuan die Bauern davon zu überzeugten suchten, daß sie einen Teil ihres Landes in Wald umwandeln müßten. Man versprach denjenigen, die an bestimmten Stellen ihres Ackerlandes Bäume und Sträucher pflanzten, je nach Anzahl der umgewandelten mu (tib. Flächenmaß: 1 mu = 0,066 ha) bemessene und auf fünf Jahre befristete Getreidezuteilungen. Damit einhergehend wurde über ausgedehnte Anpflanzungsprogramme für Bäume in vielen Teilen Tibets berichtet. Wie es für sie typisch ist, priesen die chinesischen Medien den begeisterten Einsatz der betroffenen Gemeinden sowie der zuständigen Kader und bedienten sich dieser Berichte auch bei der "Erziehung der Massen". Eine Reportage in Tibet Daily vom 5. Februar 2004 über die Anpflanzung von Bäumen im Distrikt Tengchen, Präfektur Chamdo, zeichnet folgendes Bild:

"Die Umwelt im Distrikt Tengchen soll durch Schaffung von mehr Grünflächen verändert werden. Der Distrikt Tengchen gibt Bauern und Nomaden genaue Anleitung für die Anpflanzung von Bäumen. Die Distriktverwaltung organisierte die Massen in ihrer freien Zeit nach der Ernte und vor der arbeitsintensiven Zeit im Frühling, also ohne ihren Rhythmus zu stören, um Löcher für die Setzlinge zu graben und die Bewässerungskanäle in Stand zu setzen. Gemeinsam hat der Shen oder Dzong (chin: xian, county, mittlere Verwaltungseinheit) Setzlinge gekauft und sie für das Baumpflanz-Fest an die Shang (chin: xiang, untere Verwaltungseinheit, früher einer Gemeinde entsprechend, auf dem Land aber eine Gruppe von Dörfern umfassend) geliefert. Die Kader und die Belegschaften der Ämter pflanzen die Bäume in ihrer Freizeit und gießen sie jeden Freitag. Von untergeordneten Kadern und Mitarbeitern bis zum Distriktsvorsteher nehmen alle an den Pflanzaktionen teil und bringen sogar noch ihre Schaufeln mit. Sie stehen selbst dafür ein, daß die Bäume gedeihen."

Ein Distriktvorsteher aus Qinghai beschrieb TIN, wie er das neue Schema empfindet:

"Unsere Region wurde über eine neue Richtlinie informiert (1999-2000), der zufolge aus Umweltschutzgründen auf landwirtschaftlich genutztem Gelände Bäume gepflanzt und heimisch gemacht werden müßten. Wir fragen uns jedoch nach den wahren Motiven. Tatsächlich gibt es in unserem Distrikt viel unkultiviertes Land, auf welchem aber keine Bäume gepflanzt werden, während die Leute gezwungen werden, auf ihrem eigenen kultivierten Land welche zu pflanzen. Die Regierung sagt, die Bauern würden die nächsten fünf Jahre - solange die Bäume sich im Wachstumsstadium befinden - pro mu Ackerland mit 200 gyama Getreide (1 gyama = 500 Gramm) zuzüglich 50 Yuan (ca. 6,00 US$) jährlich entschädigt werden."

F: Wie begründen sie [die Behörden] denn dieses Programm?

A: Sie behaupten, es diene dem Umweltschutz, denn die exzessive Abholzung in höheren Lagen sei die Ursache für Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen in China gewesen, weshalb nun die neuen Bäume angepflanzt werden sollten.

F: Wann haben sie damit angefangen?

A: Die Verträge wurden im November 1999 abgeschlossen, und im März und April 2000 begannen sie damit, die Leute Bäume pflanzen zu lassen.

F: Wird auf den Feldern noch etwas angebaut?

A: Einige Felder sind noch kultiviert, es handelt sich aber nur um einen geringen Prozentsatz. Wir müssen z.B. in unserem Distrikt dafür sorgen, daß 50 % des Ackerlands mit Bäumen bepflanzt wird. Unsere Felder sind hoch gelegen, weshalb dort keine Obstbäume gedeihen. So werden eben Pappeln, Weiden und Gras angepflanzt.

F: Wer ist für all diese Arbeiten verantwortlich?

A: Der Distriktvorstand und der Parteisekretär.

F: Was hält die Öffentlichkeit davon, Ackerland in Wälder umzuwandeln?

A: Tatsächlich hat die Regierung vor nicht allzu langer Zeit Verträge mit den Bauern abgeschlossen, die ihnen für die nächsten 30 Jahre die Rechte an dem Land garantierten. Den einfachen Leuten wurde der Vertrag in Form eines Heftchens übergeben. Als die Regierung ihre neue Politik verkündete, beschwerten sich die Leute bei der Distriktverwaltung and gingen sogar bis zur nächst höheren Instanz, wo es jedoch hieß, diese Direktive ginge von der Zentralregierung aus und man könnte nichts dagegen machen.

F: Was werden die Auswirkungen auf den Lebensunterhalt der Bauern sein, wenn sie diese Bäume pflanzen?

A: Anfänglich erhalten sie pro mu (1 mu = 0, 066 ha) Boden und Jahr 200 gyama (100 kg) Getreide. Was danach sein wird, weiß ich nicht. Der Vertrag läuft über fünf Jahre. Die Behörden sagen, sie würden den Bauern für jedes mu 200 gyama und 50 Yuan (6,00 US$) jährlich liefern.

F: Woher kommt das Getreide, das sie verteilen?

A: Sie schaffen es aus China heran.

F: Wie viele gyama Getreide pro mu werden in Ihrer Gegend normalerweise eingebracht?

A: Wir produzieren hier über 250 gyama (125 kg) pro mu (ca. 1.875 kg pro ha).

Ein Mitglied des "Political Consultative Congress" auf Distriktebene konstatierte folgendes:

"Drei Jahre werden die Leute nun schon angehalten, eine vorgegebene Fläche mit Bäumen zu bepflanzen. Eine Familie, die 20-30 mu kultivierbares Land besitzt, muß dieses Jahr 5-6 mu (0,33-0,39 ha) davon mit Bäumen bepflanzen. Nächstes Jahr müssen sie dann weitere 5-6 mu hinzufügen. Es wird keinen Getreideanbau mehr bei uns geben. Für jedes mu verteilen sie 300 gyama (150 kg) Getreide pro Jahr. Nach 3 Jahren ist Schluß damit. Wir wissen nicht, was dann passiert - wir können doch keine Bäume essen und es wird schwierig werden, unseren Lebensunterhalt zu bestreiten."

F: Wie ist den Leuten zumute?

A: Sie machen sich große Sorgen und leiden, aber keiner traut sich etwas zu sagen.

F: Was für Bäume setzen sie denn?

A: Sie pflanzen Büsche. Es gibt auch einige Bäume, aber sie sagen, die Büsche wüchsen schneller.

F: Bekommen die Bauern irgend eine Entschädigung?

A: Sie [die Behörden] versprachen 300 gyama Getreide pro mu nutzbares Land, das bereits bepflanzt war.

F: Wurden die durch die Baumplantagen verursachten Probleme bei den Sitzungen des "Politischen Beratungs-Kongresses" angesprochen?

A: Es wurde darüber gesprochen. Zu bestimmten Zeiten können die Delegierten ihre Vorschläge einbringen; so haben sie es auch diesmal gemacht. Es konnten jedoch keine Veränderungen erreicht werden. Die Vertreter der Gemeinden brachten viele Einwände vor: "Wenn so riesige Flächen mit Bäumen bepflanzt werden, werden die Leute verhungern". Oder: "Es ist sinnlos, wenn wir uns hier um die Nation [China] kümmern müssen, denn wir leben von unseren Feldern, und dieses Baumpflanzungs-Programm wird uns noch ruinieren." Man antwortete ihnen, es handle sich um eine Anordnung der Regierung.

Ein Bauer aus Rebgong berichtet über die Pflanz-Aktion in seiner Gegend:

"Die Leute in allen 6 Dörfern unseres Umkreises im Distrikt Rebgong Tongren müssen "Lakhi"-Dornbüsche und Pinien (tib. thangma) anpflanzen. Die Dornbüsche sind zu gar nichts nütze. Diese Arbeiten begannen um das Jahr 1998. Zu unserem Hof gehören 24 mu (1,6 ha) kultivierbares Land. Auf 10 mu (0,66 ha) davon mußten wir Büsche pflanzen. Die Dornbüsche und Bäume werden willkürlich gepflanzt und sind vermischt, aber die Bäume wollen nicht recht gedeihen. Nur die Dornbüsche und das Gras wachsen gut. Die Pflanzungen wurden [von den Behörden] eingezäunt. Als Entschädigung gibt uns die Regierung 200 gyama (100 kg) Gerste pro mu. Die Leute sagen, daß wir in acht Jahren nichts mehr bekommen würden, aber ich weiß das nicht so genau. Man muß dieses Zeug anbauen - man kann sich nicht weigern. Ich kann mich nicht erinnern, welches Amt für die Pflanzungen zuständig ist, jedenfalls übt die Distriktverwaltung ständig Druck auf uns aus, damit wir uns daran beteiligen. Sie stecken genau ab, wo man diese Bäume und Büsche pflanzen muß und wo man sein Getreide anbauen darf. Sie sagen, diese Aktion diene der Entwicklung des Distrikts und würde dazu führen, daß es hier mehr Wasser gebe und öfter regne. Allgemein wird das nicht bewässerte Land in der geschilderten Weise mit Büschen und Bäumen bepflanzt. Ich glaube nicht, daß irgendwelche bewässerten Felder für die Baumpflanzungen verwendet werden. In den im Osten des Distrikts Tongren gelegenen Bergen wurde dieses Jahr ebenfalls mit der Anpflanzung von Wäldern begonnen. Es wurde auch eine Straße dorthin gelegt. Sie sagen, sie wollen das Gebiet letztendlich in eine Touristengegend umwandeln. Die Regierung soll vorgeschlagen haben, auf dem mit Bäumen bepflanzten Land Heilkräuter anzubauen, aber die älteren Leute meinen, das sei kein ernstzunehmender Vorschlag. Man dürfe das Land aus diesem Grund nicht verderben."

Eine Bäuerin aus der Nähe von Gansu im nordöstlichen Amdo

sprach mit TIN über die Veränderungen, die es während der letzten beiden Jahre in ihrem Dorf gegeben hat:

F: "Was pflanzt Ihr denn auf Euren Feldern?"

A: "Wir bauen Weizen, Gerste, Erbsen und Yug Yo (eine als Viehfutter verwendbare Grasart) an, und die Chinesen veranlassen uns heutzutage auch, Bäume und Sträucher anzupflanzen. Wir müssen Sträucher setzen, die wir aus den Bergen holen. Die pflanzen wir auf den Feldern ein, auf denen wir normalerweise Gerste usw. anbauen."

F: "Wer verlangt, daß Ihr Gras pflanzt?"

A: "Die Regierung verlangt das. Es ist obligatorisch, alle Leute müssen das tun. Einige Familien müssen Yug Yo anpflanzen und andere Bäume. Meine Familie muß Bäume pflanzen."

F: "Wo setzt Ihr die Bäume?"

A: "Wir pflanzen sie auf unseren Äckern. Die Chinesen zwingen uns dazu, obwohl wir ihnen gesagt haben, daß wir das nicht machen wollen. Man muß sie selbst setzen. Danach kommen sie und inspizieren die Arbeit. Sie kommen, um zu sehen, ob wir tatsächlich Bäume auf unseren Feldern gepflanzt haben oder nicht. Normalerweise haben wir keine Chinesen hier in unserer Gegend. Sie kommen aus der Präfektur Kanlho (chin: Gannan). Wenn die Bäume, die man gesetzt hat, vertrocknen, muß man neue pflanzen. Wenn sie gedeihen, braucht man keine weiteren anpflanzen. Es müssen nur zwei Felder mit Bäumen bepflanzt werden. In unserem Fall heißt das, daß wir 100 oder 200 Bäume setzen müssen."

F: "Geben sie Euch Geld für diese Arbeit?"

A: "Jede Familie bekommt von der Shen-Verwaltung 1000 gyama (500 kg) Reis pro Jahr."

Ein Bauer aus Chamdo berichtet TIN von seinen Erfahrungen.

F: "Woher kommst Du?"

A: "Ich bin aus dem Dorf Bumnag in der Präfektur Chamdo (chin: Changdu), Bezirk Markham (chin: Mangkang)."

F: "Was für Getreide hast Du bisher angebaut?"

A: "Wir sind sowohl Nomaden als auch Bauern. Unsere Familie besteht aus 11 Personen. Jedes Jahr müssen wir drei Bäume pro Person pflanzen. Man kann sie pflanzen, wo man will. Auf unserem Land bauen wir Rettiche, Gerste, Erbsen und etwas Gemüse an."

F: "Gibt es ein Baumpflanz-Programm in Deiner Gegend?"

A: "Bisher haben sie nichts davon verlauten lassen, daß sie Bäume auf unserem kultivierbaren Land pflanzen wollen. Aber ich habe in der Jongre-Ebene in unserem Bezirk - das ist eine Art Wüste, zu der eine Straße hinführt - gesehen, daß sie dort eine Menge Dornbüsche pflanzen, ziemlich niedrige."

F: "Weißt Du, was die Behörden vorhaben?"

A: "Nach dem, was ich gehört habe, wollen sie in allen Distrikten der Präfektur Chamdo Dornbüsche pflanzen lassen, aber in unserem Distrikt gibt es bisher keine offizielle Ankündigung dazu. Wir können in unserer Gegend einen ausreichenden Lebensunterhalt erwirtschaften und wir sammeln keinen Raupenkeulenpilz (yartsa gunbhu), Speisepilze allerdings schon."

Ein Mönch aus dem Bezirk Lithang berichtete TIN:

"Vor drei Jahren fingen sie damit an, Dornbüsche, Gras und Bäume auf dem Ackerland in unserem Distrikt anzupflanzen. Die Behörden behaupten, die Bewohner des Dorfes Yulgo hätten durch die Anpflanzung von Dornbüschen und Gras viel verdient, denn sie hätten dort viel unkultiviertes Land, das höchstens zum Weiden ihrer Tiere benützt wird. Dort haben die Behörden Dornbüsche, Gras und Bäume pflanzen lassen und den Dorfbewohnern dafür Gerste gegeben. Dem Distriktvorstand zufolge wollen sie das acht Jahre lang tun. Ich habe den Ort Zhijon gesehen. Dort wurden eine Menge Dornbüsche gepflanzt. Zuhause haben wir insgesamt 8 mu (0,53 ha) Land, aber außer mir und meinem Vater lebt niemand mehr dort - die anderen Familienmitglieder sind alle fort [weggezogen oder verstorben].

Ich bin im Kloster und mein Vater wohnt auch bei mir, deshalb bauen wir normalerweise kein Getreide an, sondern wir verpachten die Felder an andere Leute. Für uns ist es also großartig, wenn wir nun Getreide bekommen, ohne dafür schuften zu müssen. Wir erhalten 200 gyama für jedes mu Land... Allerdings sagte der Distriktvorstand, wir dürften die Bäume nach den acht Jahren ja nicht fällen oder ausgraben. Manche Leute haben schon gedacht: Wunderbar, wir werden acht Jahre lang die Gerste nehmen und anschließend die Bäume fällen und unsere Felder wieder nutzbar machen... Dann sagten sie aber, wenn sie nicht auch weiterhin Gerste bekämen, würden sie die Bäume auf ihrem Land abholzen. Die Saaten für die Dornbüsche und Bäume kommen aus China. Sie werden der Distriktverwaltung angeliefert, die sie dann an die einzelnen Umkreise weitergibt. Diese verteilen sie schließlich an die Bevölkerung.

Tatsächlich pflanzten wir nur Dornbüsche und Gras auf unseren Feldern, keine Bäume, denn sie gaben uns 5-6 Bäume pro Person und bezahlten uns fürs Pflanzen. Wir pflanzten sie entlang der Straßen und Berghänge, man durfte sie nämlich setzen, wo man wollte. Unser Kloster bat uns um diese Bäume und pflanzte viele um das Kloster herum an... Ich habe die Dörfer Lamkha, Gawa, Mola und Nabo im Distrikt Lithang gesehen. Auf den Äckern dort wurden eine Menge Dornbüsche gepflanzt. Ich denke, 80 % der Leuten wollen diese Büsche nicht pflanzen. Sie sagen, kurzfristig hätten sie es leichter, denn sie erhalten acht Jahre lang Gerste, aber sie machen sich Sorgen, was danach passiert, wenn sie nichts mehr bekommen. Außerdem sagen sie, sie hätten früher 115 Yuan für die Gerste bekommen und jetzt seien es nur noch 80. Deshalb wird die Gerste immer weniger wert [Es ist unklar, von welcher Menge an Gerste der Befragte spricht]. Mittlerweile sehe ich das ganze nicht mehr so positiv und halte es für keine vorteilhafte Kampagne".

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