9. Juni 2003

Tibet Information Network
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Kelsang Dondrup
Ngawang Dondrup

Zwei tibetische Mönche wegen "Gefährdung der nationalen Sicherheit" verurteilt

TIN Quellen aus Tibet berichteten unlängst von der Festnahme von sechs Mönchen aus dem Kloster Dragkar Traldzong im Distrikt Tsigorthang (chin. Xinghai shen), Präfektur Tsolho, Provinz Qinghai (das traditionelle tibetische Amdo), und der Verurteilung von zwei von ihnen. Diese im Juli 2002 erfolgten Festnahmen sollen mit politischen Aktivitäten im Zusammenhang gestanden haben. Über Mißhandlungen wurde bisher nichts bekannt.

Bei den verurteilten Mönchen handelt es sich um Kalsang Dondrub, Ende dreißig, und Ngawang Dondrup, Laienname Tsethargyal, 36 Jahre alt, beide gebürtig im Kreis Tsigorthang. Sie wurden von Staatssicherheitsbeamten ihrer Präfektur festgenommen. Lange Zeit war nichts über ihren Verbleib bekannt, bis sie schließlich im Januar 2003 in Xining verurteilt wurden. Berichten zufolge wurden sie wegen "Gefährdung der Staatssicherheit" verurteilt. Es wurde ihnen vorgeworfen, Mitglieder einer Vereinigung von Dragkar Traldzong namens "Chol Sum Dendzin Tsogpa" ("die drei Provinzen als Wahrheit hochhalten", eine Anspielung auf die drei traditionellen Provinzen (tib. cholkha) Tibets: U-tsang, Kham und Amdo) zu sein.

Nach ihrer Überführung seien Kalsang Dondrub und Ngawang Dondrub in das "traba trang" eingeliefert worden, eine Strafanstalt mit angeschlossener Ziegelfabrik. Wo diese genau liegen soll, wurde indessen nicht erwähnt.

Vier weitere Mönche wurden im Zusammenhang mit diesem Fall zur Vernehmung verhaftet, jedoch nach einigen Wochen wieder auf freien Fuß gesetzt. Es heißt, alle hätten monastische Ämter in dem Kloster Traldzong, vom Zuchtmeister (tib. geko) bis zum Gesangsmeister (tib. umdze), bekleidet. Einer sei sogar Mitlied des Demokratischen Verwaltungsrates des Klosters Traldzong. Die Democratic Management Committees (DMC) sind Kontaktorgane zwischen der Behörde für religiöse Angelegenheiten der Lokalregierung und den Klöstern, und ihre Aufgabe ist die Umsetzung der von oben ergangenen Regelungen und Anordnungen. Unseren Quellen zufolge wurden die Festgenommenen "nicht mißhandelt, wie es normalerweise bei solchen Verhaftungen der Fall ist".

Das Kloster Dragkar Traldzong Thoesam Yonten Dargye Ling befindet sich etwa 20 km südwestlich des Verwaltungssitzes des Distrikts Tsigorthang. Das Kloster, ursprünglich ein einfacher Tempel an einem der Erinnerung an Guru Rinpoche (einem der Gründer des tibetischen Buddhismus) gewidmeten Ort, wuchs allmählich zu ansehnlicher Größe heran. Als es 1958 von den chinesischen Behörden geschlossen wurde, lebten dort 500 Mönche. 1981 wurde es wieder eröffnet und beherbergt derzeit 400 Mönche.

Wenn man die Entwicklung der politischen Festnahmen in Tibet betrachtet, zeigt sich, daß es bisher im Nordwesten Tibets (Amdo) relativ wenig Verhaftungen gab (siehe TIN News Update vom 10. März 2003: "Strukturelle Veränderungen bei der politischen Gefangenschaft"), weshalb der Festnahme dieser sechs Mönche eine besondere Bedeutung beizumessen ist.

Prisoners and protest
http://www.tibetinfo.net/reports/trprison.htm>