1/2. Dezember 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Polizei greift hart durch nach zwei Selbstverbrennungen in Dzoege und Bora

Ein tibetischer Vater zweier Kinder, der sich am 30. November im Bezirk Dzoege (chin. Ruo’ergai) der TAP Ngaba (chin. Aba), Provinz Sichuan, verbrannte, wurde von der Polizei mitgenommen.

Am 30. November um 9 Uhr Ortszeit setzte der 29jährige Kunchok Kyap aus Protest gegen die chinesische Regierung seinen Körper vor einer Tankstelle, in etwa 10 km Entfernung von der Gemeinde Shagdom im Bezirk Dzoege in Flammen

Augenblicke später waren die Polizisten des Public Security Bureau zur Stelle und packten Kyap, den sie in die Präfekturhauptstadt Barkham (chin. Ma’erkang) brachten. Ein paar Jugendliche aus Kyaps Dorf rannten den PSB-Fahrzeugen nach, weil sie Kyaps Körper vor der Polizei retten wollten. Quellen berichteten dem TCHRD, daß die jungen Männer noch nicht nach Hause zurückgekehrt seien, was befürchten läßt, daß auch sie festgenommen wurden.

Kunchok Kyab
Sungdue Kyab

Kunchok Kyab war aus dem Saru Toemey Rusar Khawa Nomadendorf in der Gemeinde Akyi im Bezirk Dzoege. Er hinterläßt seine Eltern Phuntsok und Lobsang Dolma und drei Geschwister, sowie seine Frau Pema Kyi, 26, und zwei Kinder im Alter von 6 und 9 Jahren.

Später wurde gemeldet, daß Kunchok Kyab am Abend des 1. Dezember seinen Verletzungen im Krankenhaus in Barkham erlegen ist. „Nur ein Teil seiner Asche wurde der Familie ausgehändigt“.

Auf Kunchok Kyabs Tod hin suchten viele dortige Tibeter und Mönche allen behördlichen Verboten zum Trotz die Familie des Verstorbenen auf, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und ihr Beleid auszudrücken.

Der Verbleib der jungen Leute, die den chinesischen Polizeifahrzeugen folgten, als Kunchok Kyab weggefahren wurde, ist weiterhin unbekannt.

Zwei Tage zuvor, am 27. November, hatte sich ein anderer Tibeter, namens Kalsang Kyab, in Dzoege verbrannt und war gestorben.

Viele derjenigen, die nach ihrem feurigen Protest von der Polizei mitgenommen wurden, sind unter dubiosen Umständen im Gewahrsam gestorben.

Sungdue Kyap zündete sich um 3 Uhr nachmittags am 2. Dezember auf einer Fernstraße in der Nähe des Klosters Bora im Bezirk Sangchu (chin. Xiahe) in der TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, an. Es ist derselbe Ort, an dem am 20. Oktober der 27jährige Lhamo Kyap nach seinem Selbstverbrennungsprotest starb.

Sungdue Kyap, dessen Alter im Augenblick noch unbekannt ist, setzte sich zu einer Zeit in Brand, als die Mönche in dem Kloster gerade den Auslegungen der Schriften lauschten. Einige Tibeter, die das Kloster zu rituellen Zwecken umrundeten, sahen Kyap in Flammen stehen.

Als dieser merkte, daß die permanent im Kloster stationieren Sicherheitskräfte auf ihn zurannten, schlug er seinen Kopf mit voller Wucht gegen eine Mauer, damit er nicht lebendig in ihre Hände falle.

Die bewaffnete Polizei brachte später den schwer blutenden und verbrannten Kyap in ein staatliches Krankenhaus in der Präfektur Kanlho. Dieses ist nun von Polizei umstellt und Kyaps Angehörige dürfen ihn nicht besuchen. Ob er seinen Selbstverbrennungsprotest überlebte oder nicht, ist unbekannt.

Sungdue Kyap ist aus dem Dorf Dardo in der Gemeinde Bora. Sein Vater heißt Tseba und seine Mutter Bhendey Tso, seine Frau heißt Dugkar Kyi und sie haben ein bald zweijähriges Kind.

Mit diesem letzten Feuerprotest stieg die Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet auf 91.