9. Oktober 2008

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Pressemitteilung

Tibetischer AIDS-Aktivist Wangdue seit März verschwunden

Wie dem TCHRD aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wurde, ist der Verbleib des tibetischen HIV/AIDS-Aktivisten Wangdue (nur ein Name bekannt) immer noch unbekannt. Seine Familie hat nichts mehr von ihm gehört, seit er am 14. März 2008 in seiner Wohnung in Lhasa vom Büro für Öffentliche Sicherheit (PSB) willkürlich verhaftet wurde.

Wangdue, ein Mann Anfang vierzig, wurde im Kreis Taktse (chin. Daxi/DagzeXian) im Stadtbezirk Lhasa in der Autonomen Region Tibet (TAR) geboren. Er ist ein ehemaliger politischer Gefangener, der aufgrund seiner Teilnahme an den Demonstrationen in Lhasa vom März 1989 zu drei Jahren „Umerziehung durch Arbeit“ im Sangyip Gefängnis, das auch als Haftanstalt des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) der Autonomen Region Tibet (TAR) bekannt ist, verurteilt wurde. Seine Haftstrafe wurde wegen der Beteiligung an einem weiteren Protest im Sangyip Gefängnis vom Mittleren Volksgericht in Lhasa um vier Jahre verlängert, wonach er in das Drapchi Gefängnis in Lhasa überführt wurde. Nach seiner Freilassung im Jahre 1995 arbeitete Wangdue in Lhasa und lernte nebenher Englisch.

Wangdue an seinem Infostand

Später kam Wangdue in Kontakt mit einer ausländischen NGO, die ein Informationsprogramm über HIV/AIDS in Lhasa durchführte. Er organisierte mit dieser NGO zusammen die Aufklärungsarbeit ineinigen Bordellen in der Stadt sowie in Schulen der benachbarten Kreise und Städte und veranstaltete darüber hinaus Vortragsreihen in diversen Nachtclubs, die in der heiligen Stadt wie Pilze aus dem Boden schießen. Die NGO stellte eine Serie von Prospekten und Plakaten auf Tibetisch und Chinesisch her, um auf die zunehmende Gefahr durch die tödliche Krankheit aufmerksam zu machen, die allmählich auch in Tibet um sich greift. Aufgrund ihrer erfolgreichen Aufklärungsarbeit wurden die Mitarbeiter der NGO von zahlreichen Schulen und sogar Regierungsämtern, unter anderem auch der Polizeiakademie von Lhasa, eingeladen, um die Schüler bzw. das Personal und die Auszubildenden über HIV/AID aufzuklären.

Ebenso wie der chinesische Demokratie-, Umwelt- und HIV/AIDS-Aktivist Hu Jia, der von dem Komitee zur Verleihung des Nobelpreises für den diesjährigen Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden war, hat auch Wangdue mit seiner Arbeit der Gesellschaft große Dienste erwiesen. Wangdue, der seit seiner willkürlichen Festnahme am 14. März verschwunden ist, verdient in ähnlicher Weise Respekt und die Anerkennung der internationalen Gemeinschaft wegen seiner selbstlosen Dienste für die Allgemeinheit. Die internationale Gemeinschaft sollte auf seine sofortige Freilassung drängen, damit er mit seiner Arbeit fortfahren und weiter die Öffentlichkeit in Tibet über das Risiko von HIV/AIDS aufklären kann, einer Krankheit, die sich derzeit alarmierend schnell in der heiligen Stadt Lhasa und anderen benachbarten Bezirken ausbreitet.

Das TCHRD ist wegen des Schicksals von Wangdue sehr besorgt und fordert die Regierung der Volksrepublik China (VRC) dringend auf, Auskunft über seinen Verbleib und seine körperliche Verfassung zu geben. Das TCHRD fordert ferner die UN-Arbeitsgruppe für das Verschwindenlassen von Personen (UNWGEID) auf, sofort einzugreifen, damit sein derzeitiger Aufenthaltsort als auch sein Zustand bekannt gegeben werden.

AIDS-Aufklärung in Lhasa