13. Februar 2013
Phayul, www.phayul.com

Mönch in Ngaba wird zum hundertsten Tibeter, der sich unter Chinas Regime verbrannte

Bestätigten Berichten zufolge setzte sich ein tibetischer Mönch am 3. Februar in der Gegend von Ngaba in Amdo aus Protest gegen Chinas fortgesetzte Besetzung Tibets in Brand.

Lobsang Namgyal, ein 37jähriger Mönch des Klosters Kirti, wurde zum hundertsten uns bekannt gewordenen Fall der Selbstverbrennung eines Tibeters unter der chinesischen Herrschaft, seit diese Welle 2009 begann.

Infolge der strikten Überwachungsmaßnahmen in der Region erreichte die Nachricht von Lobsang Namgyals feurigem Protest die Außenwelt erst am 13. Februar, dem Tag, den die Exiltibeter in der ganzen Welt als den hundertsten Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung des 13. Dalai Lama begingen.

Wie der Exilzweig des Klosters Kirti in Dharamsala mitteilte, zündete sich Lobsang Namgyal etwa um 18 Uhr Ortszeit in der Nähe dem Public Security Bureau im Bezirk Dzoege (chin. Ruergai), TAP Ngaba, Provinz Sichuan, an. Er verstarb auf der Stelle.

„Von Flammen umzingelt rannte Lobsang Namgyal auf das Polizeigebäude zu und rief Slogans, der Dalai Lama möge ein langes Leben haben“, heißt es in einer Mitteilung des Exil-Klosters Kirti unter Berufung auf dortige Quellen.

Lobsang Namgyals Identität stellte sich heraus, als die chinesische Polizei seinen Personalausweis und einen Brief in einer Tasche in der Nähe des Schauplatzes seines Protestes fand. Der Inhalt des Briefes ist noch nicht bekannt.

„Das chinesische Sicherheitspersonal entfernte seinen Körper von dem Ort und kremierte ihn sofort, ohne seine Angehörigen informiert zu haben“, fuhr der Sprecher des Klosters Kirti fort. „Nur seine Asche wurde der Familie ausgehändigt“.

Lobsang Namgyal galt als ein außerordentlich begabter Mönch im Kloster Kirti, der für das Geshe-Studium ausersehen war. „Er war ein Vorbild für eine neue Generation von Studenten in Kirti“, heißt es in der Erklärung des Exilklosters Kirti.

Im September 2012 war Lobsang Namgyal ganz plötzlich zwei Wochen lang verschwunden, was seine Angehörigen und Freunde zu einer frenetischen Suchaktion veranlaßt hatte. Schließlich fanden sie heraus, daß er aus unbekannten Gründen von dem chinesischen Sicherheitspersonal in Gewahrsam genommen worden war. Dem Kirti-Kloster im Exil zufolge versuchten die Lokalbehörden ihn zu isolieren, um seinen Ruf als der eines ernsthaften Studenten zunichte zu machen.

Nach seiner Rückkehr machten die Behörden es ihm schier unmöglich, im Kloster zu bleiben und zwangen ihn bei seinen Verwandten in einer Nomadengegend zu leben. Selbst dort verfolgte der Sicherheitsdienst seine Bewegungen und drangsalierte ihn fortwährend.

Ehe er zu seiner Tat schritt, habe Lobsang Namgyal das Kloster Kirti aufgesucht, um dort zu beten, heißt es weiter in der Mitteilung. Derzeit werden alle Bewegungen seiner Verwandten genauestens von der Polizei verfolgt und ihre Telefongespräche abgehört. Auf den Protest hin nahmen sie auch seinen jüngeren Bruder, den Mönch Lobsang Sangay, einige Tage in Gewahrsam.

Lobsang Namgyal wird von seinem Vater Karkho und seiner Mutter Kar Kyi, sowie acht Geschwistern überlebt.

Am heutigen Tag setzte sich auch ein tibetischer Mönch in Nepals Hauptstadt Kathmandu in Brand, aus Protest gegen Chinas Herrschaft in Tibet. Der Mönch, dessen Namen und Status noch unbekannt sind, führte seinen feurigen Protest am dritten Tag von Losar (tibetisches Neujahr) in der Nähe der Boudhanath Stupa in Kathmandu aus.

„Diese Schwindel erregende Zahl von einhundert individuellen Selbstverbrennungsprotesten sollte die Welt doch aufrütteln. Dieser Meilenstein fordert eine universale Verurteilung von Chinas verfehlter Politik und dem brutalen Vorgehen der Sicherheitskräfte in Tibet“, sagte Tenzin Jigme von International Tibet Network. „Jeder dieser Vorfälle ist eine persönliche Tragödie, aber die Gesamtzahl von einhundert Menschen, die sich aus Protest angezündet haben, erfordert eine internationale Antwort. Wir fordern die Regierungen aller Länder dringend auf, eine gemeinsame Erklärung zu dieser tragischen Situation herauszugeben, die ihre Besorgnis ausdrückt, und eine gemeinsame diplomatische Initiative zu starten, die sich wegen der Krise, die sie in Tibet geschaffen hat, direkt an Chinas Führung wendet“.

China verschärfte seine Reaktionen auf die Selbstverbrennungen immer mehr und verhindert mit einer aggressiven Strategie, daß die Informationen darüber die Außenwelt erreichen. Am 31. Januar sprach ein Gericht in Sichuan zwei Tibeter des „vorsätzlichen Mordes“ für schuldig und verhängte über Lobsang Konchok, 40, ein Todesurteil mit zweijährigem Aufschub und verurteilte seinen Neffen Lobsang Tsering, 31, zu zehn Jahren Gefängnis. Xinhua zufolge hätten die Männer gestanden, „Details der Selbstverbrenner und Fotos gesammelt und sie an Exilgruppen in Indien geliefert zu haben“. Am 7. Februar gaben Chinas Staatsmedien 70 weitere Verhaftungen bekannt.

Obwohl die Eskalation in der Reaktion Chinas im November und Dezember international einen Wirbelsturm von Betroffenheitserklärungen auslöste, wobei sich die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, die Europäische Union, die Regierungen Kanadas, Englands und der Vereinigten Staaten äußerten, bittet die Bewegung der Exil-Tibeter die Regierungen der Welt um mehr koordinierte Aktionen.

ITN gab ein Video heraus, wo die Portraits und Namen der 100 Tibeter, die sich für die Freiheit verbrannten, der Reihe nach gezeigt werden: http://www.youtube.com/watch?v=dWb8YcAx9Oo