13. Mai 2022
Tibet Watch, https://www.tibetwatch.org

170 Tibeter festgenommen, nachdem sie sich der Landenteignung widersetzt hatten

Die Behörden in Golog, Osttibet, berufen sich auf Gesetze, die es ihnen erlauben, tibetischen Nomaden ihr Land wegzunehmen.

Am Dienstag, den 10. Mai, nahmen die chinesischen Behörden im Dorf Cheudru im Landkreis Gade über 170 tibetische Nomaden fest und verhörten sie einzeln auf der Bezirkspolizeistation, weil sie sich gegen die von der chinesischen Regierung angeordnete Beschlagnahmung von Weideland wehrten.

Nach Informationen von Tibet Watch bestanden die örtliche Polizei und andere Behörden im Dorf Cheudru darauf, die Graslandnutzungszertifikate der Tibeter zu überprüfen und das Grasland der Nomaden zu konfiszieren, wenn ihre Zertifikate nicht mehr gültig sind.

Im Zuge der Besetzung Tibets durch China wurden Weideflächen, die seit Generationen von den ländlichen Tibetern und ihren Herden genutzt wurden, unter staatliche Kontrolle gestellt. Weidenutzungszertifikate berechtigen den Inhaber, seine Herden 50 Jahre lang auf dem Land weiden zu lassen.

Bewohner des Dorfes Cheudru vor der Polizeistation

Die Tibeter vor Ort haben sich gegen diese Richtlinie gewehrt und behaupten, daß das Weideland dem Volk gehören sollte. Infolge dieses Widerstands wurden über 170 Tibeter aus dem Landkreis Gade vorgeladen, festgenommen und auf einer der Polizeistationen des Bezirks verhört.

Der Landkreis Gade liegt in der Autonomen Tibetischen Präfektur Golog in Osttibet. Die Konfiszierung von Weideland von Nomaden, die keine korrekten Papiere vorlegen können, wird auch in anderen Landkreisen in Golog fortgesetzt, nämlich im Landkreis Machen, im Landkreis Maduo, im Landkreis Darlek, im Landkreis Pema und im Landkreis Chigdril.

Im vergangenen Jahr begannen die Behörden in der benachbarten Autonomen Tibetischen Präfektur Yushul ebenfalls damit, von den dortigen tibetischen Nomaden die Abgabe ihrer Graslandnutzungszertifikate zu fordern, denn die chinesische Regierung sei der alleinige Eigentümer dieser riesigen Grasflächen. Die Behörden beschlagnahmten daraufhin viel Grasland von den örtlichen Tibetern. Im Zuge der Besetzung Tibets durch China wurden Golog und Yushul in die chinesische Provinz Qinghai eingegliedert.