10. Juni 2019
Free Tibet, www.freetibet.org

Ein Jahr nach seiner Verurteilung darf Tashi Wangchuk immer noch nicht von seinem Anwalt besucht werden

Die chinesischen Behörden hindern den Verfechter der tibetischen Sprache Tashi Wangchuk selbst ein Jahr nach seinem Prozeß daran, sich mit seinem Anwalt im Gefängnis zu treffen.

Der Menschenrechtsanwalt Lin Qilei, dessen Antrag auf einen Besuch bei Tashi Wangchuk im Februar verweigert wurde, konnte seinen Mandanten bisher weder sehen noch mit ihm sprechen.

Tashi Wangchuk, Foto: Free Tibet

Lin teilte Free Tibet mit, daß Tashi Wangchuks Vater gestorben sei, seit sich der Aktivist hinter Gittern befindet. Der Anwalt hatte einen Wachmann gebeten, Tashi die Nachricht zu übermitteln, dem dieser wohl zugestimmt hatte.

Am 22. Mai 2018 ist Tashi Wangchuk der „Aufwiegelung zum Separatismus“ für schuldig befunden und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. In der Haftdauer sind die zwei Jahre, die er nach seiner Festnahme im Januar 2016 bereits im Gefängnis verbracht hatte, mit eingeschlossen.

Seine Festnahme erfolgte, nachdem die New York Times ein Interview mit ihm veröffentlicht hatte, in dem er von seinem Kampf gegen das „systematische Abschlachten“ der tibetischen Sprache und Kultur durch China sprach.

Im August 2018 wurde er ins Gefängnis von Xining verlegt, wo er sich immer noch befindet. Seine Geschwister konnten ihn im November besuchen. Lin zufolge ist es möglich, daß sie ihn seitdem noch weitere Male besucht haben, doch unter dem Druck der chinesischen Regierung stehend dürfen sie darüber nicht sprechen.

Wie Lin Qilei im Februar äußerte, zeigt die Verurteilung von Tashi Wangchuk die Unzulänglichkeit des chinesischen Rechtssystems auf, das von der Politik bestimmt wird und nicht unabhängig ist.
„Sie wollen an ihm ein Exempel statuieren“, sagte Lin damals. „China ist wütend über seinen Fall.

Die Behörden raten Anwälten davon ab, solche Fälle zu übernehmen, und die Anwaltskammer in Peking mahnte die Anwälte, sich von der Vertretung von solchen Mandanten fernzuhalten“.

„Nun ist ein Jahr seit dem Urteil vergangen, und wir wissen immer noch nicht, was da wirklich vor sich geht, und wir haben immer noch keine Information… Die Lage ist angespannt, weshalb es derzeit sehr schwierig ist, eine Erklärung abzugeben“, fügte er hinzu.

Diese Einschränkung des Zugangs zu seinem Mandanten bedeutet, daß sein Anwalt selbst nach einem Jahr im Gefängnis keine Kenntnis von Tashis Gesundheitszustand hat. „Er ist keines Verbrechens schuldig und sollte freigelassen werden“, meinte Lin Free Tibet gegenüber.