13. November 2018
Free Tibet, www.freetibet.org

Tibeter wehren sich gegen die von der Regierung geplante Beeinträchtigung ihrer Wasserversorgung

Die Bewohner der Gemeinde Se-Tsang im Kreis Chone, Provinz Gansu, protestierten gegen Pläne der Lokalbehörden, einen nahegelegenen Fluß umzuleiten.

Der Fluß soll von der Gemeinde Se-Tsang, Kreis Chone, TAP Kanlho, abgeleitet, und der mehrheitlich von Chinesen bewohnten Gemeinde Hrin-Tsang im Nachbarkreis Bha-Tse zugeführt werden.

Se-Tsang ist eine ländliche Gegend, die von nomadisierenden Tibetern und Bauern bewohnt wird, und sie alle sind von dem nahegelegenen Fluß abhängig, aus dem sie sauberes Trinkwasser schöpfen. Der Fluß dient ihnen auch als Wasserquelle zum Tränken ihres Viehs und für den Ackerbau.

Die Bekanntgabe erfolgte durch Sangshang, einen führenden Lokalpolitiker von Hrin-Tsang, der am 10. November, begleitet von einer großen Zahl von chinesischen Beamten und Polizisten, in Se-Tsang auftauchte.

In einem Videoclip (1), der Free Tibets Partnerorganisation Tibet Watch zugegangen war, kann man eine Stimme hören, die klagt: „Schaut nur her! Sie sind heute hier, um uns zu unterjochen… um uns unser Wasser wegzunehmen. So viele chinesische Fahrzeuge sind gekommen. Diese Chinesen sind hier, sie bemächtigen sich unseres Wassers… Und Akhor Sangshang führt sie an“.

Protest in Chone

Sangshang informierte die Ortsansässigen, daß das Wasser nun nach Hrin-Tsang umgeleitet würde. Er drohte auch, daß ein jeder, der versuchte, Widerstand zu leisten, festgenommen würde.

In einem zweiten Videoclip sieht man einen Offiziellen, der sieben Bewohner von Se-Tsang auffordert, vorzutreten, um die Gemeinde zu vertreten und den Plan der Umleitung des Flusses zu besprechen. Daraufhin sagt eine Stimme auf Tibetisch: „Wasser ist eine Sache, die das ganze Dorf angeht, nicht nur ein paar Leute. Ob wenige oder alle, die Forderung bleibt dieselbe“. Man sieht auch eine Menge von Fahrzeugen und Beamten an Ort und Stelle.

Die Bewohner begannen einen Tag nach der Bekanntgabe mit ihrem Protest. Gleichzeitig starteten sie eine Online-Petition: „Ein tränenvoller, von Herzen kommender Appell der Bewohner von Se Tsangkhog“. An einer Stelle heißt es in der Petition: „Habt ihr euch eigentlich überlegt, was wir und unsere Tiere trinken sollen, wenn unser Wasser in eine andere Gemeinde und einen anderen Kreis umgeleitet wird? Warum haben wir keine Rechte über das Territorium und das Dorf, die uns gehören?“

Übersetzung der Petition:

„Ein tränenreicher Appell aus dem Herzen der Bewohner von Se-Tsangkhog (der Gegend Se-Tsang).
Unsere Gemeinde Se-Tsang liegt im Kreis Chone der Autonomen Tibetischen Präfektur Kanlho. Wir, die Bewohner dieses Ortes, leben hauptsächlich von der Viehhaltung.

Kürzlich kam der Vorsteher der Gemeinde Hrin-Tsang, dieser alte Hund (Sangshang), der aus Akhor gebürtig ist, von vielen Offiziellen der Gemeinde und des Kreises begleitet, in unsere Ortschaft und sagte in gebieterischem Ton, daß sie unser sauberes Wasser in die Gemeinde Hrin-Tsang und den Kreis Bha-Tse umleiten würden. Haben Sie, Chef, jemals darüber nachgedacht, was wir, die Bewohner, und unser Vieh trinken sollen, wenn Sie unser Wasser in einen anderen Kreis und eine andere Gemeinde umleiten?

Warum und zu welchem Zweck muß denn das Wasser, das zu unserer eigenen Gegend gehört, dorthin abgeleitet werden? Haben die Leute in Ihrem Kreis und Ihrer Gemeinde denn kein Trinkwasser, oder haben Sie in den letzten Jahren alles Wasser aufgebraucht? Warum müssen Sie uns unser Wasser wegleiten? Warum muß denn Sangshang in dieser Sache entscheiden? Warum sind wir nicht frei, über unser eigenes Wasser zu verfügen? Gibt es denn irgendein großes Geheimnis hinter dieser Sache, das Sie uns verheimlichen?

Die Parteichefs und unsere tibetischen Landsleute sollten in dieser Sache sehr vorsichtig sein. Bitte verbreitet diese Nachricht und enthüllt das Geheimnis, das hinter dieser Aktion steckt!“

11. November 2018

(1) https://www.freetibet.org/files/first%20%20video.mp4