24/25. Dezember 2014
Free Tibet, www.freetibet.org

Dritte tödliche Selbstverbrennung innerhalb einer Woche, Polizei gibt Schüsse ab

Der 37jährige tibetische Mönch Kalsang Yeshi zündete sich am 23. Dezember um etwa 11 Uhr vormittags im Bezirk Tawu, TAP Karze, an, und zwar direkt vor einer Polizeistation, die in der Nähe seines Klosters Tawu Nyitso zur Überwachung der Aktivitäten der Mönche eingerichtet worden war. Bei seinem Feuerprotest rief er Slogans, forderte die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet und Freiheit für die Tibeter.

Hunderte von dort lebenden Tibetern liefen zusammen und erklärten der Polizei, daß sie Kalsang Yeshis Körper zur Durchführung der traditionellen Bestattungsriten brauchten, doch die Polizei entfernte seinen Körper unter Einsatz von Gewalt. Es ist bis jetzt nicht klar, ob sein Körper der Familie übergeben wurde, denn oft kremieren die Behörden den Körper von Feueropfern entgegen dem Willen der Familie.

Kalsang Yeshe

Sein Protest folgte auf die Proteste von Tsepey und Sangyal Khar am 22. bzw. am 16. Dezember, die beide auch tödlich verliefen. Dieses Jahr fanden somit insgesamt elf Selbstverbrennungen in Tibet statt, 2013 hatte es 27 gegeben und 2012 gar 80. Drei solcher Vorfälle in einer Woche gab es zuletzt im März 2013.

Kalsang Yeshi hielt sich früher einige Zeit in Indien auf, wo er im Kloster Ganden Jangtse buddhistische Philosophie studierte. Seit seiner Rückkehr nach Tibet lehrte er Buddhismus und gab in seiner Gegend Unterricht in tibetischer Sprache.

Nach Kalsang Yeshis Protest versuchten Mönche aus dem Kloster Nyitso die Sicherheitskräfte daran zu hindern, seinen Körper abzutransportieren. Die Polizei setzte Tränengas ein und schoß mit scharfer Munition auf die Versammelten, dabei wurde ein Mönch am linken Arm verletzt, und vermutlich noch weitere Personen in der Menschenmenge.

Die Polizei brachte Kalsang Yeshis Körper in die ca. 150 km entfernte Präfekturhauptstadt Dartsedo (chin. Kangding), um weiteren Unruhen vorzubeugen. Die Mönche hatten verlangt, daß ihnen der Körper zurückgegeben werde, doch die Behörden erklärten ihnen, daß Kalsang Yeshis Körper bereits kremiert und die Überreste in den Fluß Dadu in Dartsedo geworfen worden seien.

Der verletzte Mönch weigerte sich aus Angst festgenommen zu werden, ein Hospital aufzusuchen.

Die Leiterin von Free Tibet Eleanor Byrne-Rosengren kommentierte:

„Die Antwort auf die Protestaktionen der Tibeter waren dieses Jahr schon öfters scharfe Schüsse, aber das hindert die Tibeter nicht daran, für ihre Rechte einzutreten. Die Trauer und der Ärger der Tibeter werden dadurch noch vervielfacht, daß die Behörden die Beisetzungszeremonien für die Verstorbenen verbieten. Ihr brutales Vorgehen gegen jene, die ihr Grundrecht, nämlich ihre Toten zu ehren, zu verwirklichen suchen, ist eine weitere Bestätigung dafür, daß China die tibetische Religion und Kultur mißachtet - eines der größten Kümmernisse der Tibeter unter chinesischer Besatzung.