Nach den Schüssen auf Tibeter am 6. Juli in Tawu werden nun die Festgenommenen in der Haft gefoltert
Free Tibet erhielt weitere Informationen über den blutigen Zwischenfall in Tawu am 6. Juli, sowie über das Geschehen danach. In zumindest einem bestätigten Fall wurde ein 72 Jahre alter Mann in der Haft mit Elektroschocks traktiert.
Viele Leute wurden bei dem Zwischenfall geschlagen, einige so schwer, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Nach der Schießerei veranstalteten die dort ansässigen Tibeter eine große Protestkundgebung, wodurch sie die Freilassung vieler Festgenommener erwirken konnten. Wie zuvor berichtet, erlitt der Mönch Sonam Tashi Kopfschüsse und befindet sich nun im Krankenhaus, doch seine Freunde und Verwandten bekamen keine Information über seinen jetzigen Gesundheitszustand.
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Reihe der auf die Feiernden anrückenden PAP-Soldaten im Hintergrund
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Wie bereits zuvor berichtet, kamen am 6. Juli viele Tibeter, auch die Mönche und Nonnen aus der Gegend, zusammen, um den Geburtstag des Dalai Lama zu feiern. Wie der genaue Ablauf des Geschehens war, stellte sich erst jetzt heraus.
Um ca. 3 Uhr nachmittags, als sich die Leute auf den Heimweg machen wollten, umstellten bewaffnete Kräfte das Areal, so daß die Leute den Ort nicht verlassen konnten. Ihre Autos wurden angehalten, und als die Leute Einspruch erhoben, warf das Sicherheitspersonal Steine auf das erste Auto der Kolonne.
Daraufhin argumentierten Beteiligte an der Feier, daß ihre Zusammenkunft legal sei und daß die Sicherheitskräfte gesetzwidrig handelten, wenn sie die Fahrzeuge beschädigten.
„Es kam zu einem Streit zwischen den Tibetern und bewaffneten Kräften wegen der Steinwürfe, wonach die bewaffnete Polizei zu der Brücke herunterkam und den Leuten entgegentrat“, heißt es beim TCHRD. „Versuche der Äbte und älterer Mönche des Klosters Nyatso, die Sache friedlich zu regeln, waren erfolglos. Tsering Gonpo, der Befehlshaber der PAP-Einheit, gab den Befehl, auf die Tibeter zu schießen, Tränengas abzufeuern und sie zu schlagen“.
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PAP-Soldaten stoppen die Tibeter an einer Brücke und verwehren ihnen die Heimkehr
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Die Sicherheitskräfte begannen nun auf die Tibeter einzuschlagen, auf einige ganz fürchterlich. Andere Tibeter beantworteten das, indem sie Steine warfen. Dann eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer; wie viele Personen dabei verletzt wurden, ist unbekannt.
Die Namen von 14 Tibetern, die bei dem Vorfall und von dreien die danach verletzt wurden, sind „Free Tibet“ bekannt geworden (1).
Mindestens 20 Personen wurden festgenommen, darunter einige der bei der Schießerei Verletzten. 14 davon sind namentlich bekannt. Viele wurden von den Sicherheitskräften heftig geschlagen, wobei sie dem 72jährigem Yama Tsering, der bereits am Arm eine Verletzung hatte, vier Rippen brachen und ihn zusätzlich mit Elektroschocks quälten. Auch die Nonne Lobsang Choedon mußte wegen der durch die heftigen Schläge davongetragenen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Später am 6. Juli versammelten sich um die dreitausend Personen im Kloster Nyatso und appellierten an die Behörden, die Festgenommenen freizulassen. Sie drohten, ihre Kinder von der Schule zu nehmen und ihre Felder nicht mehr zu bestellen, falls dies nicht geschähe, und die LKW-Fahrer von Tawu drohten ebenfalls zu streiken.
Um Mitternacht wurden die Festgenommen schließlich freigelassen, und die Behörden boten insgesamt 13.000 Yuan (US$ 2.100) als Entschädigung für die Verletzungen. Die Leidtragenden lehnten das Angebot ab, weil die Summe unangemessen sei und die größeren politischen Probleme überhaupt nicht angesprochen wurden.
Elf Personen mit ernsten Verletzungen an Kopf, Beinen und Armen sind im Krankenhaus, während andere aus Angst vor ihrer Festnahme nicht eingeliefert werden wollten. Die Behörden erlauben nicht einmal, daß Angehörige und Freunde die Eingelieferten im Krankenhaus besuchen, weshalb ihr derzeitiger Zustand unbekannt ist.
Wangchen, eine Nonne des Klosters Gedun Choeling, versuchte ihre Freundin im Krankenhaus zu besuchen, wurde jedoch abgewiesen. Auf dem Rückweg stellten die Sicherheitskräfte sie, schlugen sie und brachen ihr den Arm.
Bei einem hochkarätigen Treffen im US-State Department (2) vor wenigen Tagen behauptete ein Angehöriger von Chinas Staatsrat: Die Menschen in Tibet „führen ein glücklicheres Leben als je zuvor und genießen noch nie erlebte Freiheiten und Menschenrechte“.
Eleanor Byrne-Rosengren, die Direktorin von Free Tibet kommentierte:
„Dieser Vorfall ist eine Bestätigung dessen, daß China unter Xi Jinping weiterhin gegen unbewaffnete Tibeter, die nur ihre Rechte verteidigen und ihren Glauben ausüben, Gewaltmaßnahmen einsetzt, die zum Tode führen können, und nach wie vor in Gewahrsam genommene Personen ohne Zögern foltert. Die Litanei der groben Menschenrechtsverletzungen bei diesem einen Vorfall sollte die führenden Politiker in der Welt aufrütteln und ihnen klar machen, daß Chinas Öffentlichkeitsarbeit über Tibet so zynisch und falsch wie eh und je ist. Sehr bedauerlich ist, daß nun - über eine Woche, seit ausgiebig über den Vorfall berichtet wurde - westliche Regierungen immer noch keine öffentliche Verurteilung dieses ernsten und ungerechtfertigten Gewalteinsatzes durch den Staat ausgesprochen haben“.
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