27. Oktober 2012
Free Tibet, www.freetibet.org, Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetische Cousins in Driru in der TAR riefen nach Unabhängigkeit, als sie sich in Brand setzten

Zwei junge Männer, die Cousins Tsepo, 20, und Tenzin, 25, zündeten sich am Donnerstag, dem 25. Oktober, um etwa vier Uhr nachmittags in ihrem Dorf Narong Phampa, Gemeinde Padkar, Bezirk Driru, Präfektur Nagchu, TAR, an. Tsepo verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus, während Tenzin von den Regierungsbeamten mitgenommen wurde, wohin weiß niemand.

Es gab diese Woche sieben Selbstverbrennungen in Tibet, das ist die höchste Zahl in einer Woche, seit die Welle der feurigen Proteste 2011 einsetzte.

Tenzin

Die Cousins forderten Unabhängigkeit für Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama, als sie sich vor einer Schule in Narong Phampa, Bezirk Driru, in Band steckten.

„Sie flehten auch alle Tibeter an, einträchtig wie Brüder und Schwestern zu sein“, sagte Ngawang Tharpa, ein in Indien lebender Tibeter, der Quellen aus der Gegend zitierte.

„Inzwischen haben die chinesischen Sicherheitskräfte das Dorf Narong umstellt und alle Kommunikationskanäle abgeschnitten, weshalb es kaum mehr möglich ist, mit den Leuten dort in Kontakt zu bleiben, um Informationen über die tatsächliche Lage zu erhalten“.

„Zwei Tage brauchte es, bis die Nachricht über diesen Feuerprotest nach außen drang. Die Tibeter in Driru werden in jeder erdenklichen Weise eingeschüchtert“, sagte Stephanie Brigden, die Direktorin von Free Tibet.

„Chinesische Sicherheitskräfte sind nun in großen Mengen in ganz Driru im Einsatz. Internet und Telefonverbindungen sind meistens blockiert, und wenn sie es einmal nicht sind, dann scheuen sich die Tibeter über das aktuelle Geschehen zu sprechen, denn sie haben Angst, daß ihre Gespräche abgehört werden. Angesichts der vielen Fälle von plötzlichem Verschwinden und der Verurteilungen von bis zu sieben Jahren Haft wegen Weitergabe von Informationen sind ihre Befürchtungen sehr verständlich“.

„Überall in Tibet setzt der Staat Gewalt und Einschüchterung ein, um den Wunsch nach Freiheit zu ersticken und den Informationsfluß über die Proteste zu unterdrücken. Das tibetische Volk weist Chinas Herrschaft weiterhin zurück – trotz des tödlichen Vorgehens gegen Demonstranten, des Verschwindenlassens von Personen, der Massenfestnahmen, der Folter, des Todes in der Haft, der Überwachung der tibetischen Gemeinschaften und all der Versuche, die Tibeter gegeneinander aufzubringen“.

Die Tibeter in Driru stehen seit der Erhebung von 2008 an vorderster Front der Opposition gegen die chinesische Herrschaft in der Autonomen Region Tibet. Mönche und Nonnen verlassen ihre Klöster, um den „intrusiven“ neuen Bestimmungen der Chinesen zu entgehen.

Die meisten der bisher 62 (64) Selbstverbrennungen ereigneten sich in den tibetisch-besiedelten Gebieten der Provinzen Sichuan, Qinghai und Gansu. In der TAR gab es bisher sieben solcher Fälle, drei in Driru, zwei in der Hauptstadt Lhasa und je einen im Bezirk Chamdo und in der Stadt Damshung, unweit von Lhasa.

Indessen rief das tibetische Parlament-im-Exil Regierungen und Menschenrechtsorganisationen weltweit auf, einen „sinnvollen Druck“ auf China auszuüben, um die Krise in Tibet zu überwinden.

„Die Selbstverbrennungen der Tibeter sind die höchste Form gewaltlosen Protestes gegen die chinesische Regierung, die ihre Religionsfreiheit und Menschenrechte systematisch unterdrückt“, heißt es in einem Statement des Parlaments vom 24. Oktober.