3. Oktober 2011
Free Tibet, www.freetibet.org, Radio Free Asia, www.rfa.org

Die fünfte Selbstverbrennung dieses Jahr weist in eine völlig neue Richtung - Grosse Demonstration in Serthar

Heute um 14 Uhr Ortszeit verbrannte sich ein junger Mönch auf dem Gemüsemarkt der Stadt Ngaba (chin. Aba), Bezirk Ngaba, Provinz Sichuan. Er trug ein Bild des Dalai Lama bei sich, als er Feuer an sich legte, und nach religiösen Rechten und der Freiheit in Tibet verlangte. Dieser Mönch des Klosters Kirti, Kalsang Wangchuk, ein Verwandter von Lobsang Phuntsok, der sich im März selbst verbrannte, ist 17 oder 18 Jahre alt.

Kalsang Wangchuk (Bild: Kanyang Tsering)

Kalsang Tsering, ein Mönch des Schwesterklosters Kirti im Exil in Indien, berichtet, daß Polizei und Feuerwehr sofort angerückt seien. „Nachdem sie die Flammen gelöscht hatten, schlugen sie heftig mit allen Gegenständen, die ihnen gerade in die Finger kamen, auf Kalsang Wangchuk ein“.

„Umstehende Tibeter, die Zeugen der Szene wurden, versuchten einzuschreiten, aber die bewaffnete Polizei, die augenblicklich zur Stelle war, richtete ihre Waffen auf sie, um sie einzuschüchtern. Daraufhin zerstreute sich die Menge“.

Kalsang Wangchuks Oberkörper zeigte schwere Brandverletzungen, als er weggebracht wurde. Sein jetziger Zustand und sein Verbleib sind unbekannt. Wenige Tage zuvor seien Flugblätter in der Gegend aufgetaucht, auf denen gestanden haben soll, daß auch andere Tibeter bereit seien, ihr Leben zu opfern, falls sich die Lage nicht bessere, fügte Kanyag Tsering hinzu.

Die Direktorin von Free Tibet, Stephanie Brigden, kommentierte hierzu:

„Es ist tragisch, daß dieses Jahr bereits ein fünfter Mönch Feuer an sich gelegt hat, und das nur eine Woche, nachdem zwei junge Mönche desselben Klosters dasselbe taten. [Lobsang Kalsang, der jüngere Bruder des Mönches Lobsang Phuntsog, und Lobsang Kunchok, beide um die 18 Jahre, setzten sich am 26. September im Zentrum der Stadt Ngaba aus Protest gegen die chinesische Besatzungsmacht in Brand.] Es scheint, immer mehr Tibeter meinen, dies sei der einzige Weg, um sich Gehör zu verschaffen. Wir haben hier eine äußerst beunruhigende, bisher noch nie erlebte Tendenz vor uns, und wir hoffen, daß sie nun zu Ende ist. Vor 2011 weiß man nur von einem Mönch, der Feuer an sich legte (1) Die internationale Gemeinschaft muß dieser schockierenden Tendenz Einhalt gebieten, indem sie den Tibetern zeigt, daß sie entschlossen ist, ihre Rechte zu schützen und zu fördern“.

Während es unmöglich ist, herauszufinden, ob die Tibeter in anderen Gegenden Tibets etwas von den Selbstverbrennungen mitbekamen oder ob diese Akte gar Teil einer größeren Protestwelle sind, wissen wir, daß die Nachricht von Tsewang Norbus freiwilligem Feuertod mündlich und via Bilder über Mobiltelefone verbreitet wurde, und daß es dieses Wochenende ein paar Hundert Kilometer von Ngaba entfernt in Serthar (chin. Seda) in der Präfektur Kardze (chin. Ganzi) eine große Demonstration gab.

Am Samstag, dem 1 Oktober, strömten mehrere Hundert Tibeter in Serthar zusammen, sie riefen „Wir wollen Freiheit“ und forderten die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet. Zu der Demonstration kam es, nachdem die Polizei eine tibetische Flagge und ein Bild des Dalai herunterriß, die als eine Art von Unmutsbekundung an einem städtischen Gebäude angebracht worden waren.

In einem Flugblatt, das vor Ort in Serthar und über Blog verbreitet wurde, heißt es: „Tibetische Brüder schlaft nicht ein unter der Tyrannei der Chinesen… Lange lebe der Dalai Lama! Sieg für Tibet! Sieg für Tibet!“.

(1) 27. Februar 2009. „Chinesische Polizei schießt auf tibetischen Mönch, der sich in Brand setzte