9. Dezember 2010
International Tibet Network, London
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Tibeter und ihre Unterstützer bekunden am 10. Dezember ihre Solidarität mit Liu Xiaobo und allen Gewissensgefangenen in China

Tibeter und Tibet-Freunde auf der ganzen Welt nehmen gemeinsam mit chinesischen Menschenrechtsverteidigern diesen Anlaß wahr, um ihre Unterstützung für den Friedensnobel-Preisträger Liu Xiaobo zu bekunden.

„Diese Ehrung für Liu Xiaobo gilt gleichzeitig allen Gewissensgefangenen, darunter auch Hunderten von Tibetern, die von dem chinesischen Regime verfolgt werden, weil sie auf ihrem Recht auf freie Rede bestanden“, sagte Jürgen Thierack, der Sprecher der Arbeitsgruppe München der Internationen Gesellschaft für Menschenrechte.

„Wir schließen uns Menschenrechtsgruppen in der ganzen Welt an, um Liu Xiaobos Mut und Lauterkeit zu würdigen, und wir stehen zu dem chinesischen Volk, um diese Anerkennung eines Mannes zu feiern, der unermüdlich für das Recht seiner Landsleute auf Meinungsfreiheit gearbeitet hat“.

Liu Xiaobo, chinesischer Schriftsteller, Professor und Menschenrechtsverteidiger, stand der Sache Tibets schon seit langem mit Sympathie gegenüber, er befürwortete ganz offen mehr Freiheit für das tibetische Volk und trat für demokratische Reformen in China ein (1).

Liu Xiaobo, der gegenwärtig wegen seiner Mitgestaltung der „Charta 08“, in der gesetzliche Reformen, Demokratie und der Schutz der Menschenrechte in China gefordert werden, eine 11jährige Gefängnisstrafe absitzt, verbrachte schon früher einmal drei Jahre in einem Arbeitslager, weil er einen Brief an den chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin gerichtet hatte, in dem er sich für Selbstverwaltung in Tibet und Gespräche mit dem Dalai Lama einsetzte. Vermutlich ist er der erste Chinese, der wegen seines Eintretens für die Tibeter verurteilt wurde (2).

Die Stimmen, die nach Reformen in China rufen, werden immer lauter und stärker, und es sind immer mehr Chinesen, Tibeter und Uighuren, die für die Freiheit eintreten und sie so sehr ersehnen, daß sie bereit sind, ihr Leben zu opfern. Tausende von Gefangenen - Tibeter wie Chinesen - wurden ins Gefängnis gesperrt und verbüßen lange Haftstrafen, weil sie der Freiheit das Wort geredet und ihre Meinung offen ausgedrückt haben (3).

Ehe Liu 2009 verurteilt wurde, sagte er in seiner Abschlußaussage vor Gericht: „Die Freiheit der Meinungsäußerung ist die Grundlage der Menschenrechte, sie ist die Quelle der Menschlichkeit und die Mutter der Wahrheit. Die Redefreiheit zu blockieren, bedeutet die Menschenrechte mit Füßen zu treten, die Menschlichkeit zu ersticken und die Wahrheit zu unterdrücken“ (4).

Durch die Verleihung dieses Preises an Liu Xiaobo hat das Nobelpreis-Komitee die Menschenrechte und die politischen Rechte der Bürger in China und Tibet ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt und einen Schimmer von Hoffnung geweckt. Wir erwarten nun von den Regierungen überall auf der Welt, daß sie sich den moralischen Vorgaben des Komitees anschließen und die chinesische Führung drängen, Liu Xiaobo und alle anderen heroischen chinesischen und tibetischen Menschenrechtsverteidiger, die sich im Gefängnis befinden, freizulassen, sowie sinnvolle Schritte zur Umsetzung der politischen und Menschenrechtsreformen, welche diese tapferen Aktivisten anstreben, einzuleiten.

(1) In seinem Essay von 2000 „Das Recht auf Selbstverwaltung“ unterstützte Liu Xiaobo die Position des Dalai Lama bezüglich Autonomie für Tibet.

(2) Hintergrund und Übersetzungen von Liu Xiaobos Brief an Jiang Zemin, den Text der Charta 08, sowie deren Unterzeichner gibt es bei High Peaks Pure Earth

(3) Informationen über tibetische politische Gefangene, die eingesperrt sind, weil sie ihr Recht auf Redefreiheit wahrnahmen.

(4) Englische Übersetzung von Liu Xiaobos „Ich habe keine Feinde: Meine Abschlußerklärung“.