9. April 2008

Free Tibet Campaign (FTC)
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Zwei Tage nach den Todesschüssen auf acht Tibeter feuert die Polizei erneut auf Demonstranten in der Provinz Sichuan

Gemäß Augenzeugenberichten an FTC eröffnete die Bewaffnete Volkspolizei (PAP) am 5. April das Feuer auf tibetische Demonstranten im Bezirk Tawu (chin. Dafou), TAP Kardze, in der Provinz Sichuan. Die britische Zeitung „The Times" hat ebenfalls darüber berichtet.

Die Kontaktperson von FTC in Dharamsala sprach mit einem Augenzeugen des Vorfalls, der folgende Angaben machte:

Am 5. April versammelten sich die Mönche des Klosters Nyintso, um die alljährliche Torgya-Zeremonie durchzuführen, bei der alles Schlechte aus der Gemeinschaft vertrieben werden soll. Mehr als 1000 Mönche leben in diesem Kloster und nach den Aussagen des Augenzeugen hatten sich auch zwischen 700 und 800 Laien zu der Zeremonie eingefunden. Die Nachricht von der Versammlung erreichte die Behörden, die sofort eine Warnung ergehen ließen, die Leute sollten in ihren Häusern bleiben oder sie würden erschossen werden.

Mönche und Laien ignorierten die Warnung und blieben zur Abhaltung der Zeremonie versammelt. Da befahlen die Behörden, sie sollten die dafür benötigten Ritualobjekte in ein Fahrzeug legen, das dann abtransportiert würde. Trotz des massiven Polizeiaufgebots weigerten sich die Mönche und wurden dabei von den Laien unterstützt.

Um die Mittagszeit verließen Mönche und Laien das Kloster, um die Zeremonie durchzuführen. Auf der Hauptstraße wurden sie von ca. 400 PAP-Kräften aufgehalten, die ihnen erklärten, nur die Mönche dürften an der Zeremonie teilnehmen. Daraufhin riefen die Laien wütend: "Für uns gibt es in unserem eigenen Land keine Freiheit. Wir wollen frei sein. Der Dalai Lama soll nach Tibet zurückkehren und die Chinesen nach China gehen. Tibet und China sind zwei separate Länder".

Als die Rufe immer lauter wurden, feuerten die Polizisten mit scharfer Munition in die Menge, um sie zu zerstreuen. Dabei wurden zehn Tibeter verletzt, und fünf der Verwundeten wurden verhaftet. Die Namen von drei Verletzten sind bekannt; es handelt sich um Dhondup aus dem Dorf Yeshi, Gyaltsen aus dem Dorf Bubho und Tsewang Gyaltsen aus dem Dorf Panglong.

Die Tibeter, die bei den Schüssen auseinandergelaufen waren, sammelten sich im Kloster erneut. Wie der Augenzeuge berichtete, beschlossen sie, ihr Leben zu opfern, falls die Behörden die fünf Verletzten nicht freiließen. Aus Furcht vor Massenprotesten wurden die Verhafteten freigelassen, aber allen Verletzten wurde die Behandlung im Bezirkskrankenhaus verweigert.

Daraufhin besorgten Mönche aus Nyintso Spenden, damit die Verletzten in ein anderes Hospital gebracht werden könnten. Der Transport wurde jedoch am Abend des 6. April von den Behörden aufgehalten, und es ist bisher nicht klar, ob den Verwundeten medizinische Behandlung zuteil wurde bzw. ob einige von ihnen zu Tode gekommen sind.

Am 3. April, kurz vor den Schüssen in Tawu, feuerte die PAP bei einer Demonstration in der Stadt Tongkhor, Bezirk Kardze, Provinz Sichuan in die Menge und erschoß dabei acht Tibeter.

Matt Whitticase von FTC erklärte: "Es gibt wohl nichts, wodurch die chinesische Regierung noch größere Verachtung für die wirklichen Werte, die von der Olympischen Fackel repräsentiert werden, zeigen könnte, als mit diesen Schüssen. Wenn das IOC auch nur einen Funken Glaubwürdigkeit bewahren will, so muß es bei seiner Vorstandssitzung, die diese Woche in Peking stattfindet, darauf bestehen, daß China das Recht verwirkt hat, im Juni triumphierend mit dieser Fackel an der eingeschüchterten und unterdrückten tibetischen Bevölkerung vorbeizuziehen. Wenn China mit der Fackel seine gigantische Propagandafarce in Tibet veranstaltet, wird das die Tibeter nur noch wütender machen, was zu weiteren Protesten und zu neuem Blutvergießen durch die chinesischen Behörden führen wird.