17. Juli 2008

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Tibetischer Nomade wegen separatistischer Aktivitäten zu fünf Jahren Haft verurteilt

Adak Kalgyam, ein tibetischer Halb-Nomade, wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt, wie Free Tibet Campaign aus einer sehr vertrauenswürdigen Quelle erfuhr.

Die Verurteilung erfolgte am 14. Juli durch das Volksgericht von Dartsedo (chin. Kangding) in der Tibetisch-Autonomen Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan. Adak wurde wegen des Delikts der „Anstiftung zu separatistischen Aktivitäten“ verurteilt.

Der 27jährige Adak Kalgyam ist der jüngste von sieben Brüdern. Er stammt aus dem Dorf Kashul im Bezirk Lithang. Er hatte drei Jahre im Kloster Drepung in Südindien studiert, bevor er im Jahre 2001 nach Tibet zurückgekehrt war.

Seine Festnahme erfolgte am 3. Oktober 2007. Die Kampagne der „Patriotischen Erziehung“ war im Bezirk Lithang nach dem Aufbegehren des Nomaden Runggye Adak, seinem Onkel, vehement durchgeführt worden. Dessen Verhaftung führte zu wiederholten Protestaktionen der Nomaden der Gegend. Im Rahmen der „Patriotischen Erziehungs-Kampagne“ war am 2. Oktober 2007 ein Meeting im Bezirk Lithang einberufen worden. Die örtlichen Kader hatten von den Tibetern, die bei diesem Treffen dabei waren, gefordert, daß sie sagen, sie seien glücklich, in Tibet leben zu können. Adak Kalgyam hatte sich geweigert, dies zu tun und statt dessen gerufen: „Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama!“ und „Wir wollen die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet!“. Die Kader hätten ihn auf der Stelle festgenommen, wurden jedoch von anderen bei dem Meeting anwesenden Tibetern daran gehindert. Am nächsten Tag wurde er dann festgenommen.

Vom Tage seiner Verhaftung, dem 3. Oktober 2007, an war es seiner Familie nicht gestattet, ihn zu besuchen. Es wurde ihnen nicht einmal mitgeteilt, wo er inhaftiert war, obwohl sie bei der Polizeistation des Bezirkes Lithang immer wieder Auskunft darüber verlangten. Am 13. Juli 20008 wurde seinem Vater mitgeteilt, daß er am folgenden Tag vom Volksgericht in Dartsedo verurteilt werden sollte. Kalgyam erhielt keine rechtliche Vertretung vor Gericht. Laut der Quelle habe seine Familie am 14. Juli mit ihm sprechen können. Kalgyam erzählte ihnen, es gehe ihm jetzt gesundheitlich etwas besser, nachdem er zuvor aufgrund der in der Haft erlittenen Mißhandlungen einige Monate im Krankenhaus verbracht habe. Laut der Quelle sei er verschiedentlich in einer dunklen Zelle eingesperrt gewesen, wo er wiederholt ohnmächtig wurde. Seine Familie berichtete, die Spuren von Handschellen seien noch sichtbar gewesen.

Adak Kalgyams Fall steht im Zusammenhang mit dem von einigen Tibetern, die infolge einer größeren Protestaktion nach dem Pferderennen in Lithang im August 2007 zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Zu den Protesten war es nach der Verhaftung des Nomaden Runggye Adak gekommen, der während des Pferderennens auf die Bühne gestiegen und leidenschaftlich die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet gefordert hatte. Die Menge der versammelten Tibeter stimmte ihm jubelnd zu.

Runggye Adak wurde am 20. November 2007 vom Mittleren Volksgericht von Kardze (chin. Ganzi) zu acht Jahren Haft verurteilt. Adak Lopoe, der älteste Bruder von Adak Kalgyam, wurde gemeinsam mit Runggye Adak vor Gericht gestellt und wegen „Konspiration mit ausländischen separatistischen Kräften [das bezieht sich auf seine angebliche Weitergabe von Fotos der Protestaktionen], um die Einheit des Mutterlandes zu zerstören, und Verteilung von politischen Handzetteln“ zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Die Quelle konnte keine Auskunft darüber geben, weshalb die Verurteilung Adak Kalgyams erst so spät nach der Verurteilung von Runggye Adak und Adak Lopoe erfolgte.

Runggye Adak und Adak Lopoe wurden nach ihrer Festnahme an einem unbekannten Ort im Bezirk Ngaba (chin. Aba), Provinz Sichuan, inhaftiert. Nach dem Erdbeben in der Provinz Sichuan am 12. Mai 2008 wurden sie von dort nach Dartsedo transferiert. Ihre Familien baten darum, sie besuchen zu dürfen, bekamen jedoch zu hören, Gefangenenbesuche seien erst nach den olympischen Spielen möglich.