Kampagne für Tenzin Delek Rinpoche
Fallgeschichte und Urgent Action (Stand September 2004)
Helfen Sie, Tenzin Delek zu retten - es sind nur noch drei Monate bis zu dem Hinrichtungsdatum!
Einen ausführlichen Bericht mit Bildern über den Fall Tenzin Delek Rinpoche finden Sie im Report "Trials of a Tibetan Monk: The Case of Tenzin Delek" vom Februar 2004 von Human Rights Watch:
http://hrw.org/english/docs/2004/02/06/china7278.htm.
Tenzin Delek Rinpoche, ein populärer Lehrer des tibetischen Buddhismus, und sein Verwandter Lobsang Dhondup wurden im April 2002 verhaftet und der Beteiligung an einer Reihe von Sprengstoffanschlägen in der Gegend von Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, beschuldigt. Tenzin Delek Rinpoche, der aus dem Distrikt Lithang in Kardze stammt, welcher im traditionellen Gebiet von Kham liegt und heute zur Provinz Sichuan gehört, war acht Monate lang - bis zum Tag seiner Verhandlung - ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt inhaftiert. Am 2. Dezember 2002 sprach der Mittlere Volksgerichtshof Kardze die beiden Männer "der Aufwiegelung zum Separatismus, der Verursachung von Sprengstoffexplosionen und des illegalen Besitzes von Waffen und Munition" schuldig.
Nach einer geheimen Sitzung exekutierten die chinesischen Behörden am 26. Januar 2003 den 28 Jahre alten Lobsang Dhondup. Dies ist seit 20 Jahren der erste Fall von einer Hinrichtung eines Tibeters auf Grund politischer Vergehen. Am selben Tag bestätigte der Oberste Gerichtshof von Sichuan das mit zweijährigem Aufschub ausgesprochene Todesurteil gegen Tenzin Delek Rinpoche. Er wurde sofort danach an einen unbekannten Ort verlegt, was zusätzlichen Anlaß zur Besorgnis um seine Sicherheit gab.
Gleich nach dem Urteilsspruch hatten Tibeter und ihre Unterstützer weltweit Eilappelle zur Freilassung der beiden gestartet - innerhalb von nur einer Woche wurden im Dezember 2002 beispielsweise 4.340 Faxe an Lorne Craner, den US Staatssekretär für Menschenrechte und Demokratie, geschickt. Als Antwort auf den immensen weltweiten Protest und die von der EU wie auch der amerikanischen Regierung geäußerte Besorgnis versicherten die chinesischen Behörden, Tenzin Delek Rinpoche und Lobsang Dhondup würde eine neue Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof Chinas gewährt, während das US-Außenministerium wie auch die EU regelmäßig über die weiteren Entwicklungen auf dem laufenden gehalten würden.
Unter Mißachtung dieser Versprechungen stellten die chinesischen Behörden die beiden Männer in aller Heimlichkeit am 26. Januar 2003 vor ein Provinzgericht. Tenzin Deleks Todesurteil wurde aufrecht erhalten und Lobsang Dhondup direkt im Anschluß an diesen Geheimprozeß im Schnellverfahren hingerichtet. Die Behörden gaben Lobsangs Leichnam nicht an seine Angehörigen frei. Das kommt bei Hinrichtungen in China nur selten vor und wirft weitere Fragen nach eventuellen Folterungen und den genauen Umständen von Lobsangs Tod auf.
Nach Tenzin Deleks Verhaftung und Verurteilung erlebte seine Heimatgegend Lithang eine Welle verschärfter Repressionen und Drohungen seitens der lokalen Behörden. Jeder, der mit dem Rinpoche in Verbindung stand, wurde verdächtigt, ihm geholfen oder Informationen über seinen Fall an die Außenwelt geliefert zu haben, und stand in Gefahr, festgenommen und inhaftiert zu werden. Über 80 Tibeter wurden damals festgenommen, Verhören unterzogen oder gar eingesperrt. Vier dieser Personen sind immer noch im Gefängnis oder einfach verschwunden.
Im Februar 2004 reagierte das chinesische Außenministerium nach wiederholten Bitten auf eine offizielle EU-Demarche und teilte dem deutschen Außenministerium den Namen der Haftanstalt mit, in der sich Tenzin Delek Rinpoche befindet, nämlich das Hochsicherheitsgefängnis Chuandong in der Provinz Sichuan. Es ist dieselbe Haftanstalt, in der Chadrel Rinpoche, der im Zusammenhang mit dem 11. Panchen Lama Gedhun Choekyi Nyima festgenommen wurde, sieben Jahre lang inhaftiert war. Einzelheiten über Tenzin Deleks gegenwärtigen Zustand wurden nicht bekannt gegeben.
Zahlreiche Regierungen und Menschenrechtsorganisationen glauben, daß die dortigen Behörden Tenzin Delek unter falschen und erfundenen Anklagen festnehmen und verurteilen ließen,sichsich eines Mannes, dessen Popularität, Achtung und Einfluß, sowohl unter Tibetern als auch unter Chinesen, ständig wuchs, durch einen Trick zu entledigen. Sein Eintreten für die kulturellen und religiösen Traditionen der Tibeter, einschließlich der Verehrung des Dalai Lama, sein unermüdliches Wirken für das Wohl der Menschen in seiner Gegend, seine genaue Kenntnis der ihm nach dem chinesischen Gesetz zustehenden Rechte und sein Mut, den Anordnungen der lokalen und korrupten Beamten zu trotzen, brachte ihm sowohl die Bewunderung und den Respekt seiner Anhängerschaft als auch den Zorn und den Unmut der Behörden ein.
Chinesische Regierungsvertreter ließen wissen, falls Tenzin Delek Rinpoche sich in den zwei Jahren seines aufgeschobenen Todesurteils "gut benehme", könne sein Urteil in lebenslängliche Haft abgemildert werden, und falls er "seine Verbrechen bereue", könne es dann gar auf 15-20 Jahre reduziert werden. Die Aussagen chinesischer Regierungsvertreter über das Datum, an dem der zweijährige Vollzugsaufschub seines Todesurteils ausläuft, differieren: Einmal war die Rede vom 2. Dezember 2004 und dann wieder vom 26. Januar 2005.
|