16. September 2004
International Tibet Support Network (ITSN)
www.tibet.org/itsn/campaigns

Kampagne für Tenzin Delek Rinpoche

Fallgeschichte und Urgent Action (Stand September 2004)

Helfen Sie, Tenzin Delek zu retten - es sind nur noch drei Monate bis zu dem Hinrichtungsdatum!

Einen ausführlichen Bericht mit Bildern über den Fall Tenzin Delek Rinpoche finden Sie im Report "Trials of a Tibetan Monk: The Case of Tenzin Delek" vom Februar 2004 von Human Rights Watch:

http://hrw.org/english/docs/2004/02/06/china7278.htm.

Tenzin Delek Rinpoche, ein populärer Lehrer des tibetischen Buddhismus, und sein Verwandter Lobsang Dhondup wurden im April 2002 verhaftet und der Beteiligung an einer Reihe von Sprengstoffanschlägen in der Gegend von Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, beschuldigt. Tenzin Delek Rinpoche, der aus dem Distrikt Lithang in Kardze stammt, welcher im traditionellen Gebiet von Kham liegt und heute zur Provinz Sichuan gehört, war acht Monate lang - bis zum Tag seiner Verhandlung - ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt inhaftiert. Am 2. Dezember 2002 sprach der Mittlere Volksgerichtshof Kardze die beiden Männer "der Aufwiegelung zum Separatismus, der Verursachung von Sprengstoffexplosionen und des illegalen Besitzes von Waffen und Munition" schuldig.

Nach einer geheimen Sitzung exekutierten die chinesischen Behörden am 26. Januar 2003 den 28 Jahre alten Lobsang Dhondup. Dies ist seit 20 Jahren der erste Fall von einer Hinrichtung eines Tibeters auf Grund politischer Vergehen. Am selben Tag bestätigte der Oberste Gerichtshof von Sichuan das mit zweijährigem Aufschub ausgesprochene Todesurteil gegen Tenzin Delek Rinpoche. Er wurde sofort danach an einen unbekannten Ort verlegt, was zusätzlichen Anlaß zur Besorgnis um seine Sicherheit gab.

Gleich nach dem Urteilsspruch hatten Tibeter und ihre Unterstützer weltweit Eilappelle zur Freilassung der beiden gestartet - innerhalb von nur einer Woche wurden im Dezember 2002 beispielsweise 4.340 Faxe an Lorne Craner, den US Staatssekretär für Menschenrechte und Demokratie, geschickt. Als Antwort auf den immensen weltweiten Protest und die von der EU wie auch der amerikanischen Regierung geäußerte Besorgnis versicherten die chinesischen Behörden, Tenzin Delek Rinpoche und Lobsang Dhondup würde eine neue Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof Chinas gewährt, während das US-Außenministerium wie auch die EU regelmäßig über die weiteren Entwicklungen auf dem laufenden gehalten würden.

Unter Mißachtung dieser Versprechungen stellten die chinesischen Behörden die beiden Männer in aller Heimlichkeit am 26. Januar 2003 vor ein Provinzgericht. Tenzin Deleks Todesurteil wurde aufrecht erhalten und Lobsang Dhondup direkt im Anschluß an diesen Geheimprozeß im Schnellverfahren hingerichtet. Die Behörden gaben Lobsangs Leichnam nicht an seine Angehörigen frei. Das kommt bei Hinrichtungen in China nur selten vor und wirft weitere Fragen nach eventuellen Folterungen und den genauen Umständen von Lobsangs Tod auf.

Nach Tenzin Deleks Verhaftung und Verurteilung erlebte seine Heimatgegend Lithang eine Welle verschärfter Repressionen und Drohungen seitens der lokalen Behörden. Jeder, der mit dem Rinpoche in Verbindung stand, wurde verdächtigt, ihm geholfen oder Informationen über seinen Fall an die Außenwelt geliefert zu haben, und stand in Gefahr, festgenommen und inhaftiert zu werden. Über 80 Tibeter wurden damals festgenommen, Verhören unterzogen oder gar eingesperrt. Vier dieser Personen sind immer noch im Gefängnis oder einfach verschwunden.

Im Februar 2004 reagierte das chinesische Außenministerium nach wiederholten Bitten auf eine offizielle EU-Demarche und teilte dem deutschen Außenministerium den Namen der Haftanstalt mit, in der sich Tenzin Delek Rinpoche befindet, nämlich das Hochsicherheitsgefängnis Chuandong in der Provinz Sichuan. Es ist dieselbe Haftanstalt, in der Chadrel Rinpoche, der im Zusammenhang mit dem 11. Panchen Lama Gedhun Choekyi Nyima festgenommen wurde, sieben Jahre lang inhaftiert war. Einzelheiten über Tenzin Deleks gegenwärtigen Zustand wurden nicht bekannt gegeben.

Zahlreiche Regierungen und Menschenrechtsorganisationen glauben, daß die dortigen Behörden Tenzin Delek unter falschen und erfundenen Anklagen festnehmen und verurteilen ließen,sichsich eines Mannes, dessen Popularität, Achtung und Einfluß, sowohl unter Tibetern als auch unter Chinesen, ständig wuchs, durch einen Trick zu entledigen. Sein Eintreten für die kulturellen und religiösen Traditionen der Tibeter, einschließlich der Verehrung des Dalai Lama, sein unermüdliches Wirken für das Wohl der Menschen in seiner Gegend, seine genaue Kenntnis der ihm nach dem chinesischen Gesetz zustehenden Rechte und sein Mut, den Anordnungen der lokalen und korrupten Beamten zu trotzen, brachte ihm sowohl die Bewunderung und den Respekt seiner Anhängerschaft als auch den Zorn und den Unmut der Behörden ein.

Chinesische Regierungsvertreter ließen wissen, falls Tenzin Delek Rinpoche sich in den zwei Jahren seines aufgeschobenen Todesurteils "gut benehme", könne sein Urteil in lebenslängliche Haft abgemildert werden, und falls er "seine Verbrechen bereue", könne es dann gar auf 15-20 Jahre reduziert werden. Die Aussagen chinesischer Regierungsvertreter über das Datum, an dem der zweijährige Vollzugsaufschub seines Todesurteils ausläuft, differieren: Einmal war die Rede vom 2. Dezember 2004 und dann wieder vom 26. Januar 2005.

Weitere inhaftierte oder verschwundene Personen:

Der Mönch Tashi Phuntsok, 40, aus dem Kloster Jamyang Choekhorling, wurde am oder um den 21. April 2002 herum festgenommen, während er sich im Hospital von Nyagchuka einer Tuberkulose-Behandlung unterzog. Im November 2002 wurde er von dem Mittleren Volksgericht Kardze zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt. Über seinen derzeitigen Gesundheitszustand gibt es leider keine Informationen.

Bei dem 20-jährigen Choetsom handelt es wohl ebenfalls um einen Mönch aus dem Kloster Jamyang Choekhorling in Nyagchu (chin. Yajian), TAP Kardze, Provinz Sichuan. Choetsom ist seit dem 8. April 2002 verschwunden, nachdem er bei einem Polizei-Überfall auf das Kloster am Vortag vernommen und geschlagen worden war. Er wurde seitdem nicht mehr gesehen, und es ist unklar, ob er sich versteckt hält oder in Polizeigewahrsam befindet.

Der etwa 20-jährige Passang ist ebenfalls ein Mönch des Klosters Jamyang Choekhorling. Seit dem 8. April 2002 ist er ebenso wie Choetsom verschwunden, nachdem er von der Polizei vernommen und geschlagen wurde. Ob er sich versteckt hält oder in Polizeigewahrsam befindet, ist nicht bekannt.

Der Geschäftsmann Taphel (oder Lobsang Taphel, auch Tabo genannt), 38, wurde am 12. Februar 2003 in Lithang (chin. Litang), TAP Kardze, Provinz Sichuan, verhaftet. Verdächtigt, Informationen über Tenzin Delek Rinpoches Festnahme, Prozeß und Mißhandlung an die Außenwelt geliefert zu haben, wurde er am 15. Juli 2003 zu einer Gefängnisstrafe von 5 Jahren verurteilt. Es wird angenommen, daß er gegenwärtig im Gefängnis Aba in der Provinz Sichuan inhaftiert ist.

Kampagne

Tibeter, Tibet Unterstützungsgruppen und Menschenrechtsorganisationen haben mit einer internationalen Kampagne begonnen, um seine Hinrichtung zu verhindern und seine Freilassung ebenso wie die der anderen zusammen mit ihm verhafteten Personen aus dem Gefängnis zu erwirken.

Einzelheiten der Kampagne, siehe http://www.tibet.org/itsn/campaigns/lithang/index.html.


Musterbrief

Briefvorschlag von ITSN zum Download, sowie die Adressen, an welche Briefe gerichtet werden können:

Chinese Government:
President of the Supreme People's Court
Xiao Yang
Zuigao Renmin Fayuan
27 Dongjiao Min Xiang
Beijinngshi 100726
People's Republic of China
Salutation: Dear President

Minister of Justice
Zhang Fusen
Sifabu
10 Chaoyangmen Nandajie, Chaoyangqu
Beijingshi 100020
People's Republic of China
Fax: +86 10 6529 2345 (c/o Ministry of Communications)
Email: minister@legalinfo.gov.cn
Salutation: Dear Minister

Minister of Public Security
Zhou Yongkang
Gong'anbu
14 Dongchanganjie
Beijingshi 100741
People's Republic of China
Salutation: Your Excellency

Minister of Foreign Affairs
Li Zhaoxing
Waijiaobu
2 Chaoyangmen Nandajie
Beijingshi 100701
People's Republic of China

President of the People's Republic of China
Hu Jintao
Guojia Zhuxi
Beijing
People's Republic of China

Premier of the People's Republic of China
Wen Jiabao
Guowuyuan
9 Xihuang-chenggen Beijie
Beijingshi 100032
People's Republic of China

Kopien an:
Kanzlei der Botschaft der Volksrepublik China
(S. E. Herrn Ma Canrong)
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Telefax: 030-2758 8221

European Union
Professor Romano Prodi
President of the European Commission
European Commission
200 Rue de la Loi
B-1049 Brussels
BRUSSELS
T: +32 2 299 1559
F: +32 2 295 6336
E: press-web@cec.eu.int
Salutation: Dear President

Mr. J.P. Balkende
President of the European Union/
Prime Minister, The Netherlands
PO Box 20001
2500 EA The Hague
The Netherlands
Salutation: Dear Prime Minister
T: +31 (0)70 356 4100
F: +31 (0)70 356 4683
e-mails über Website: www.government.nl

United Nations
Theo van Boven
Special Rapporteur on Torture
The Committee against Torture
c/o Centre for Human Rights
United Nations Office
8-14 avenue de la Paix
CH-1211 Geneva 10
Switzerland
Fax: + 41-22-917-9022
E-mail: urgent-action@ohchr.org.