18. April 2019
Central Tibetan Administration (CTA), www.tibet.net

Ehemaliger tibetischer politischer Gefangener Lekshey Thubten verstorben

Wie aus tibetischen Nachrichtenquellen hervorgeht, verstarb der ehemalige politische Gefangene Lekshey Thubten kürzlich im Alter von ungefähr 50 Jahren. Lekshey Thubten war ein Mönch des Klosters Nalanda in Phenpo, Kreis Lhundrup, Bezirk Lhasa. Er wurde 1995 festgenommen, weil er seine Stimme gegen die seinem Kloster aufgezwungene politische Umerziehung erhoben hatte, und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Die ersten zwei Jahre seiner Gefangenschaft verbrachte er in der Haftanstalt Gutsa, später wurde er in das für seine Brutalität berüchtigte Drapchi Gefängnis (1) verlegt.

Lekshey Thubten

In den fünf Jahren seiner Haft wurde Lekshey Thubten unmenschlicher Behandlung und physischer sowie mentaler Folter unterzogen, weshalb er zur Zeit seiner Entlassung im Jahr 2000 bei sehr schwacher Gesundheit war.

Ehemalige politische Gefangene leiden auch nach ihrer Entlassung noch weiter. Ein ehemaliger politischer Gefangener in Tibet, der Thubten nahestand, ist fest davon überzeugt, daß die heftigen Folterungen, die Thubten im Gefängnis zu erdulden hatte, zu einem chronisch schlechten Gesundheitszustand führten, was schließlich seinen Tod herbeiführte und sagte: „Unser Schicksalsgenosse ist davongegangen …“.

Freedom House, Washington, hat in seinem Bericht „Freedom in the World 2019“ Tibet auf der Freiheitsskala wieder einmal als die zweitunterste Region eingestuft. So heißt es in dem Bericht: „Inhaftierte Verdächtige und Gefangene sind Folter und anderen Formen des Mißbrauchs ausgesetzt. Tibetische Gewissensgefangene sind unter Umständen, die auf Folter schließen lassen, in der Haft gestorben, während die Behörden andere in physisch extrem schwachem Zustand entließen, angeblich um den Tod in Haft zu vermeiden.“

Dhondup Wangchen, ein ehemaliger tibetischer politischer Gefangener, der kürzlich bei dem Menschenrechtsgipfel in Genf mit dem Preis für besonderen Mut ausgezeichnet wurde, sprach in seiner Dankesrede von seiner Erfahrung im Gefängnis und seinem Leben als ehemaliger politischer Gefangener: „Das Leben ist für einen tibetischen politischen Gefangenen nach seiner Entlassung schlimmer als die Hölle. Ich stand unter ständiger Überwachung. Ich konnte meine Freunde und Verwandte nicht treffen, weil es sie in Schwierigkeiten gebracht hätte. Ich konnte keine Arbeit finden, weil kein Arbeitgeber durch Einstellung eines ehemaligen politischen Gefangenen die Regierung gegen sich aufbringen wollte. Ohne die Erlaubnis der chinesischen Behörden durfte ich nirgendwohin gehen. Ich konnte mir keine ärztliche Behandlung leisten, weil uns das Recht auf medizinische Unterstützung genommen worden war.“

Die häufigen Todesfälle ehemaliger tibetischer politischer Gefangener als Folge der im  Gefängnis erlittenen Folter geben Anlaß zu ständiger Sorge. Wegen der umfassenden Informationsblockade und Zensur, die in China vom Staat betrieben werden, ist es sehr schwierig, Einzelheiten solcher Todesfälle in Erfahrung zu bringen.
   
(1) "Drapchi Prison" - Das gefürchtetste Gefängnis Tibets,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/Reports/Drapchi.html