10. November 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org, DIIR, www.tibet.net

Beim achten Selbstverbrennungsprotest diese Woche starb ein Teenager, Schülerproteste in Rebkong

Noch ein tibetischer Teenager verbrannte sich am Samstag, dem 10. November, aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in der Provinz Gansu und starb. Damit stieg die Gesamtzahl der feurigen Proteste in den von Tibetern bewohnten Gebieten unter chinesischer Besatzung auf 70 [72 unter Miteinbeziehung von Thubten Nyandrak und Jetsun Atse].

Tibet-Gruppen vermuten, daß die Opfer durch ihre Tat ein kräftiges Signal an die KPC senden wollten, die derzeit zum 18. Parteikongreß in Peking zusammengetreten ist, um einmal in zehn Jahren eine neue Führungsspitze zu bestimmen.

Gonpo Tsering

Am Samstag setzte sich der 19jährige Gonpo Tsering um 14 Uhr vor einem Kloster in der Gemeinde Amchok im Bezirk Tsoe (chin. Hezuo) in der TAP Kanlho (chin. Gannan) in Brand. In brennendem Zustand rief er „Die Tibeter brauchen Freiheit. Wir fordern Sprachfreiheit. Der Dalai Lama muß nach Tibet zurückkehren“.

Sofort kamen viele Mönche, die versuchten das Feuer zu löschen und ihn ins Krankenhaus einzuliefern, doch sein Zustand war zu kritisch, und sie brachten ihn statt dessen nach Hause, wo er gegen 17 Uhr Ortszeit starb. Im Dorf Kay, seinem Geburtsort, organisierten die Tibeter eine Gebetszeremonie für ihn.

Gonpo Tsering besuchte früher die Oberschule des Bezirks Tsoe, wo er für seine ausgezeichneten Leistungen mehrere Belobigungen erhielt, er war der beste Schüler seiner Klasse. Er sei ein sehr freundlicher Junge und von gutem Betragen gewesen, verlautet aus der Gegend. Da er die Schule aus irgendeinem Grunde abbrechen mußte, engagierte er sich seit Juni in seinem Dorf, wo er den Leuten künstlerische Fertigkeiten beibrachte.

„Beamte des chinesischen Sicherheitsbüros trafen bald ein und fingen an, die Mönche und dort ansässigen Tibeter zu vernehmen“, verlautet aus einer Quelle.

Die Übermittlung der Nachricht nach außerhalb des Bezirks Tsoe dauerte länger als gewöhnlich infolge der von den Behörden verhängten Kommunikationssperre. Am Samstag meldete auch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua den Vorfall. In der vergangenen Woche kam es zu den meisten Selbstverbrennungen, seit diese Welle im Februar 2009 begann.

Anfang der Woche verbrannten sich drei Personen im Bezirk Rebkong (chin. Tongren), und dann die drei Novizen in der Stadt Ngaba, wozu noch ein Mann, der namentlich nicht bekannt ist, in der TAR kommt.

Von den drei jungen Mönchen, die alle aus dem Kloster Ngoshul kommen, starb einer auf der Stelle, die beiden anderen wurden in ernstem Zustand von den chinesischen Behörden mitgenommen. Sie sind vermutlich am Leben, aber ihre Angehörigen dürfen sie nicht sehen: „Man gab ihnen keine Auskunft über den Zustand der jungen Leute noch über das Krankenhaus, in das sie gekommen sind, weshalb sich alle schreckliche Sorgen um sie machen“, teilte Kanyag Tsering aus Indien mit.

Den Mönchen des Klosters Ngoshul wurde untersagt, die Familien der Mönche aufzusuchen und für sie Gebete zu rezitieren. „Das Kloster Ngoshul ist von Sicherheitskräften umstellt, und in der gesamten Gegend von Gomang (wo sich die Selbstverbrennung ereignete) sind sie überall“, fügte Kanyag Tsering hinzu.

Schüler in Rebkong protestieren

Am Vortag, dem 9. November, gingen mehrere Tausend tibetischer Schüler im Bezirk Rebkong auf die Straße und riefen Slogans für „die gleiche Behandlung aller Nationalitäten und die Freiheit zum Gebrauch der eigenen Sprache“, sie forderten ebenfalls die Rückkehr des Dalai Lama.

Einen Tag zuvor holten etwa 700 Schüler in der Gemeinde Dowa die auf ihrer Schule gehißten chinesischen Flaggen herunter, sowie vom Verwaltungsgebäude der Gemeinde.

Die Tibetische Zentralverwaltung [Tibetische Regierung-im-Exil] in Indien sagte, die wachsende Zahl der Selbstverbrennungen machte die Probleme „politischer Repression, wirtschaftlicher Ausgrenzung, der Umweltzerstörung und der kulturellen Assimilierung“, von denen die Tibeter bedrängt werden, deutlich.

„Die während des 18. Parteikongresses neugewählten chinesischen Staatsführer müssen einsehen, daß Chinas Hardliner-Politik in Tibet gänzlich gescheitert ist, und daß eine friedliche und dauerhafte Lösung nur auf dem Wege von Verhandlungen herbeigeführt werden kann“, sagte Lobsang Sangay, das Oberhaupt der Exilregierung.

„Wir sind fest davon überzeugt, daß nur eine Einstellung der Repression den Selbstverbrennungen ein Ende setzen kann“.