6. Januar 2009
Department of Information & International Relations (DIIR)
Central Tibetan Administration
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Chinesisches Gericht verurteilt Dhondup Wangchen zu sechs Jahren Gefängnis

Dhondup Wangchen, der tibetische Filmemacher, den die chinesischen Behörden vor fast zwei Jahren festnahmen, weil er einen Dokumentarfilm über die aktuelle Lage in Tibet gedreht hat, in dem die Interviewten ihre große Sehnsucht nach der Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet zum Ausdruck bringen, wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Einer der Tibetischen Zentralverwaltung in Dharamsala zugegangenen Information zufolge erfolgte der Urteilsspruch am 28. Dezember 2009. Wo Dhondup Wangchen vor Gericht gestellt wurde, ist nicht bekannt.

Der 35jährige Dhondup Wangchen wurde am 26. März 2008 zusammen mit seinem Assistenten, dem Mönch Jigme Gyatso, wegen der Dreharbeiten für den Film „Leaving Fear Behind“ festgenommen. Dieser Film dokumentiert das Leben der Tibeter unter chinesischer Herrschaft. Sie sprechen darin über ihre Haltung zum Dalai Lama und darüber, was sie von den Olympischen Spielen in Beijing halten.

Titelbild des Firls "Jigdrel = Jenseits von Furcht"

Jigme Gyatso, der nach sieben Monaten, am 15. Oktober 2008, freigelassen wurde, berichtete später von den Mißhandlungen, die er in der Haft erlitten hatte.

Dhondup Wangchen wurde anfänglich im Haftzentrum Ershilibu in Sining, Amdo [Xining oder Xiling, die Provinzhauptstadt von Qinghai], inhaftiert. Nach einigen Monaten wurde er in eine nahegelegene staatliche Unterkunft transferiert, vermutlich zum Zwecke der Vernehmung. Und dann kam er in das Haftzentrum Nr. 1 von Sining. Wie International Campaign for Tibet (ICT) am 17. September 2009 berichtete, leidet an Hepatitis B, eine angemessene medizinische Behandlung wird ihm jedoch verweigert.

Die chinesische Regierung hat den von Wangchen gewählten Rechtsanwalt Li Dunyong im Juli 2009 abgesetzt und ihm statt dessen einen staatlichen Verteidiger zugewiesen. Human Rights Watch kritisierte diese Handlungsweise scharf als eine „Verletzung der chinesischen Strafprozeßordnung sowie der von China eingegangenen internationalen rechtlichen Verpflichtungen, denen zufolge ein Angeklagter das Recht auf die Wahl seines eigenen Rechtsbeistandes und ein Zusammentreffen mit diesem hat, während er sich in Untersuchungshaft befindet“.

Wangchens Anwalt Li Dunyong berichtete, daß sein Mandant gefoltert wurde, um ein Geständnis aus ihm zu erpressen und daß er ein Jahr danach immer noch unter den Folgen der Mißhandlungen und Schmerzen leide. Bei dem Gespräch mit Li Dunyong habe Wangchen gesagt, er wolle vor Gericht auf unschuldig plädieren. In all den 16 Monaten, seit er inhaftiert ist, habe er sich auch niemals zu einer der ihm angelasteten Rechtsverletzungen bekannt.

„Ein Urteil gegen Dhondup Wangchen unter den gegenwärtigen Umständen würde jeglicher Legitimität entbehren“, heißt es in dem Statement von Human Rights Watch vom 3. August 2009.

Aus einer um 17 Uhr erschienenen Nachricht von Radio Free Asia, ebenfalls vom 6. Januar:

Das Volksgericht von Xiling hat Dhondup Wangchen, den Hersteller des Dokumentarfilms „Leaving Fear Behind“, in einer geheimen Gerichtsverhandlung der „Spaltung des Mutterlandes“ schuldig gesprochen.

„Dhondup Wangchen, der Autor von Leaving Fear Behind, wurde zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt“, sagte ein mit Thardrub genannter Tibeter aus Amdo. „Wir erkundigten uns überall, und schließlich erfuhren wir, daß das Volksgericht von Xiling in Qinghai ihn am 28. Dezember in einem geheimen Prozeß verurteilt hat“.

Dhondup Wangchens Verwandte erhielten keine Kenntnis von dem Prozeß oder der Verurteilung. „Sie wurden nicht über die Urteilssprechung informiert“, sagte Thardrub. „Die Verwandten sagen, er sei unschuldig und er habe kein Verbrechen begangen. Sie planen bei einer höheren Gerichtsinstanz Berufung gegen das Urteil einzulegen“.

Siehe auch:

18. Jul 2009: „Tibetischem Filmemacher wird Anwalt seiner Wahl verweigert

21. Juli 2009: „Dhondup Wangchens Frau kämpft um die Freilassung ihres Mannes

12. November 2009: „Tibetischem Filmemacher wird hinter verschlossenen Türen der Prozess gemacht