28. April 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

http://www.stoptibetcrisis.net


Seite drucken

Pressemitteilung

Die Konsequenzen des Fackellaufes über das tibetische Hochplateau

Mount Everest vom Kloster Rombuk aus

Nach Berichten der internationalen Medien hat die chinesische Regierung kurz nach dem Beschluß, das Olympische Feuer auf die Spitze des Mount Everest zu tragen, Vertreter internationaler Medien zur Besichtigung dorthin gebracht und da traf auch schon die zweite Olympische Fackel am Mount Everest Base Camp ein.

Die Behörden in Tibet haben der Bevölkerung entlang der Route des Fackellaufs enorme Einschränkungen auferlegt. Nach der Stationierung beträchtlicher Armeeeinheiten wurden viele Tibeter verhaftet. Zusätzlich wurde jeder tibetische Haushalt gezwungen, die chinesische Fahne auf dem Dach anzubringen. Die Chinesen haben ein paar Tibeter ausgewählt, die mit den internationalen Medienvertretern als Sprecher der Tibeter reden durften, und dieser Personenkreis wurde geschult, was gesagt werden darf und was nicht.

Wie bereits vorher in unserer Pressemitteilung deutlich zum Ausdruck kam, wurden bei der brutalen und gewaltsamen Unterdrückung der friedlichen Demonstrationen der Tibeter viele von ihnen getötet und verhaftet. Sollte die Olympische Fackel nun durch Tibet getragen werden, dann stellt dies zweifellos eine ungeheure Kränkung und eine Respektlosigkeit gegenüber den Tibetern dar, die unter extremer Repression, psychischer und physischer Folter zu leiden haben. Es wird dem Salz gleichkommen, daß in die offene Wunde gestreut wird, und ihre Gefühle zutiefst verletzen.

Jampa Phuntsok, der Gouverneur der Autonomen Region Tibet (TAR), ließ am 9. April 2008 verlauten: "Ich bin mir sicher, daß sie (die Tibeter) während des Fackellaufs durch Tibet Ärger machen werde“. Er fuhr mit einer Warnung an die Adresse der Tibeter fort: "Wir werden zweifellos streng mit diesen Unruhestiftern ins Gericht gehen … wir werden keine Gnade walten lassen." Aus dieser Erklärung gehen zwei Dinge klar hervor:

1. Die chinesischen Behörden rechnen damit, daß es bei dieser Gelegenheit zu Protestaktionen kommen wird.

2. Sie sind gleichfalls entschlossen, diese Proteste mit äußerster Härte zu unterdrücken. Insofern ist die augenblickliche Lage im Land dem Geist der Olympischen Spiele völlig entgegengesetzt. Die chinesische Regierung wird eine derartig erstickende Atmosphäre der Überwachung schaffen, daß die Tibeter, die bereits unter kriegsrechtähnlichen Zuständen leben, unter noch mehr Repression, Unterjochung und Spannungen zu leiden haben werden.

Das Tibetische Parlament-im-Exil und die Zentrale Tibetische Verwaltung (Tibetische Exilregierung) standen niemals in Opposition zu den Olympischen Spiele in Peking; doch in Übereinstimmung mit dem olympischen Geist und um zu verhindern, daß weitere Menschenleben zu Schaden kommen, ersuchen wir noch einmal das Olympische Komitee und die damit verbundenen Organisationen dringend, das Vorhaben, die Olympische Fackel durch Tibet und auf den Mount Everest zu tragen, noch einmal gründlich zu überdenken. Sollte es dadurch, daß das IOC unterläßt, seine Haltung zu überprüfen, zu direkten Verlusten von Menschenleben kommen, so sind das IOC und die ihm angliederten Organisationen die Hauptverantwortlichen.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee