9. Mai 2011
The Tibet Post International, http://www.tibetpost.net/

Bei einer Razzia in einer Oberschule von Ngaba verbrennen die staatlichen Einsatzkräfte tibetische Bücher

Um den 22. April herum durchwühlten die chinesischen Behörden bei einer Razzia in einer Oberschule in Barkham, Präfektur Ngaba, die Lehrbücher der Schüler und anderes Studienmaterial. Alle von der Regierung nicht gebilligten Bücher wurden beschlagnahmt und dann verbrannt. Die Schüler bekamen einen Verweis, daß sie keine Bücher besitzen dürfen, die nicht den offiziellen Zulassungsstempel tragen. Den vielen Schülern, die aus Ngaba kommen, wurde gesagt, daß sie auf unbestimmte Zeit nicht nach Hause fahren dürften, nicht einmal in den Sommerferien.

Wie zuvor gemeldet, waren am 17. März die Schüler einer Oberschule in Barkham aus Sympathie mit dem Mönch Phuntsok, der sich selbst verbrannte, in Hungerstreik getreten. Außerdem protestierten sie auf diese Weise gegen den übermäßigen Einsatz von Polizei und bewaffneten Kräften, die eingesetzt wurden, um die Situation in den Griff zu bekommen, sowie gegen die Repression und Inhaftierung zahlreicher Tibeter. Die Schüler wurden dann unter eine Art Hausarrest gestellt, ihre Mobiltelefone konfisziert und ihnen wurde der Zugang zum Internet unmöglich gemacht, so daß sie nicht mehr mit der Außenwelt kommunizieren konnten.

Unterdessen blockierten die Behörden im Bezirk Ngaba größere religiöse Versammlungen und nahmen Personen, die sie einer separatistischen Haltung verdächtigen, fest. Am 29. April wurden Mönche und Nonnen in der Gegend von Kardze daran gehindert, den zweiten Jahrestag des Todes des allseits beliebten Lamas Geshe Sonam Phuntsok wahrzunehmen (1). „Geshe Sonam Phuntsok war ein populärer buddhistischer Lehrer in der Gegend von Kardze“, sagte ein dortiger Einwohner, der anonym bleiben möchte. „Er wurde zu 5 Jahren Haft verurteilt, aber nachdem er die Strafe verbüßt hatte, verschlechterte sich sein Zustand infolge der erlittenen Mißhandlungen so sehr, daß er schließlich starb“.

In der Stadt Chusar des Unterdistrikts Rongpa von Kardze war eine Gebetszeremonie zu Ehren von Geshe Sonam Phuntsog geplant. „Die Mönche und Nonnen, die dorthin gehen wollten, wurden jedoch unterwegs angehalten. Es waren etwa 700 Mönche und Nonnen, viele davon konnten nicht teilnehmen“.

Weiterhin verschwand um den 15. April der 33jährige Chogyam aus einer Nomadengegend von Ngaba. Am 3. Mai durchsuchten Beamte des Staatsicherheitsbüros von Chengdu die Behausung seiner Mutter. „Da wurde klar, daß er in Chengdu in Haft gehalten wird. Seine Frau und sein einjähriges Kind sind nun alleine“, teilte der in Indien lebende Mönch Kanyag Tsering mit, der in Kontakt zu der Gegend steht.

„Es gibt so viele Fälle von Leuten, die seit langem verschwunden sind. Man hat keinerlei Hinweise über ihren Verbleib oder wo sie gefunden werden könnten. Man nimmt an, daß die Behörden sie in Gewahrsam halten“, klagte er.

(1) 15. April 2008, „Geshe Sonam Phuntsok, ein beliebter tibetischer Geistlicher, in Kardze verstorben