23. Oktober 2010
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The Tibet Post International, www.thetibetpost.com

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Tibetische Sprache in Gefahr, Studentenprotest auch in Beijing

Wie von den internationalen Medien berichtet, protestierten tibetische Schüler und Studenten in Rebkong und Chabcha in Amdo (Qinghai) sowie in Tawu in Kham (Sichuan) gegen die Pläne der Regierung, die Hauptunterrichtssprache auf Chinesisch umzustellen.

Inzwischen gab es auch in Peking eine Protestaktion, bei der über 400 Studenten der Abteilung für tibetische Studien der Minzu Universität Chinas (früher die Zentrale Universität für Nationale Minderheiten) am 22. Oktober um Mittag auf ihrem Campus demonstrierten. Sie trugen Banner, auf denen auf Tibetisch und Chinesisch „Gleichheit unter den Nationalitäten, Freiheit der Sprache“ stand. Bald tauchten der Kanzler der Universität und der kommunistische Parteisekretär auf, die die Studenten aufforderten, ihre Anliegen zu Papier zu bringen, was sie dann höheren Instanzen vorlegen würden.

Einige Bilder zeigen größere Studentengruppen auf einem Gehweg sowie uniformierte Wachleute, die um die Studenten herumlaufen. Die Kundgebung wurde nach etwa zwei Stunden friedlich beendet, über Festnahmen wurde noch nichts bekannt.

In den letzten Tagen veröffentlichten viele Tibeter ihre Ansichten zu der Problematik um ihre Sprache auch Online. Auf populären Networking-Seiten wie RenRen und MyBudala erschienen Bilder und Updates. So informiert etwa ein Eintrag auf Tibetisch: „Heute um 12 Uhr protestierten 400 Studenten der Minzu Universität Chinas für die Freiheit der Sprache“.

Dies war die erste Protestbekundung tibetischer Studenten an der Minzu Universität seit der Mahnwache vom 17. März 2008, bei der sie all derjenigen ihrer Landsleute gedachten, die bei den Massendemonstrationen vom März 2008 ihr Leben verloren. Die Bilder über den Protest in Peking, die bei High Peaks Pure Earth zu sehen sind, wurden von einem tibetischen Studenten ins Netz gestellt.

"Gleichheit der Nationalitäten, Freiheit der Sprach"

Der Slogan „Gleichheit unter den Nationalitäten, Freiheit der Sprache“, den die tibetischen Schüler in Amdo vielfach verwendeten, erschien auch Online. Die Fotoserien werden über die sozialen Netzwerke ausgetauscht, wobei eine mit dem Kommentar „Ausgezeichnet“ versehen wurde.

An der Minzu Universität werden Studenten aus den Gegenden der nationalen Minderheiten ausgebildet, die dann später in ihren Heimatgebieten für die Regierung arbeiten sollen. Es gibt Abteilungen für die verschiedenen Kulturen in China, und über 600 Tibeter leben auf dem Campus.

Indessen äußerten sich chinesische Regierungsvertreter zum ersten Mal zu den geplanten Bildungsreformen und den Protestkundgebungen. Wang Yubo, der Chef der Bildungsbehörde von Qinghai sagte, die neue Regelung sei gedacht, um sowohl Chinesisch als auch die Sprachen der Minderheiten zu fördern. In dieser Aussage sehen viele jedoch ein Ausweichmanöver, um die Medien umzustimmen. So nannte Free Tibet, London, das Statement „eine Lüge, um die Medien von Tibet abzulenken; später werden die Reformen und Festnahmen dann hinter geschlossenen Türen vorgenommen werden“.

Wang Yubo fuhr fort: „Der Plan zielt darauf ab, das zu stärken, was schwächer ist, und nicht die eine Sprache auf Kosten der anderen zu schwächen.“ In Gegenden, „wo die Bedingungen noch nicht reif sind“, würden die Änderungen nicht gewaltsam eingeführt werden. Was die Kriterien für eine solche Unterscheidung sind, führte er jedoch nicht aus.

Radio Free Asia meldete weiterhin, daß am Freitag tibetische Schüler in Gepasumso (chin. Tongde), TAP Tsolho, Qinghai, demonstrierten. Etwa 500 Schüler seien zu dem Verwaltungszentrum des Bezirks Tongde marschiert. Sie riefen „Gleichheit für alle Nationalitäten“, „Freiheit für alle Sprachen“ und trugen ein riesiges Banner mit der Aufschrift „Die tibetische Sprache wird nicht untergehen“. Die meisten waren von der Höheren Schule von Tongde. „Viel mehr wollten teilnehmen, aber nur etwa 500 bis 600 gelang es, den Campus zu verlassen.“ Als sie bei den Verwaltungsgebäuden ankamen, erschienen „einige Lehrer und Beamte des Public Security Bureau und umstellten sie. Diese versuchten, die Schüler zu beruhigen und sagten, daß man sich mit ihrem Anliegen befassen würde“, verlautet aus einer dortigen Quelle.

Inzwischen wurde bekannt, daß ein höherer Verwaltungsbeamter und Vertreter der Bildungsbehörde am Mittwoch ein Lehrerausbildungsinstitut in Rebkong aufsuchten und den Studenten damit drohten, daß sie hinausgeworfen würden, falls sie weitere Protestmärsche veranstalteten.