Yulu Dawa Tsering gestorben

1959 wurde Tulku Dawa Tsering während des Volksaufstandes von Lhasa verhaftet und zu lebenslänglicher Haft verurteilt. 1979 wurde er dann nach 20 Jahren im Rahmen der "Liberalisierungspolitik" entlassen. Er verbrachte die 20 Gefängnisjahre in dem Arbeitslager, der Einheit No. 5, des Drapchi Gefängnisses. Zusammen mit anderen politischen Häftlingen mußte er auf Baustellen arbeiten.

Nach seiner Entlassung lehrte Tulku Dawa Tsering bis 1982 buddhistische Philosophie an der Universität Lhasa. Im selben Jahr wurde er zum Mitglied des Politischen Konsultativkomitees und zum Mitglied der Buddhistischen Vereinigung von Lhasa ernannt.

Am 26. Dezember 1987 wurde er zusammen mit seinem Freund, dem ehrw. Thupten Tsering, einem Mönch des Klosters Sera, verhaftet, weil er zwei ausländischen Besuchern gestattet hatte, ein Video über ihn zu drehen. Diese zwei Ausländer, ein im Exil lebender tibetischer Mönch und der italienische Tourist Dr. Stefano Dallari, interviewten Tulku Dawa Tsering. In dem dabei gedrehen Video sprach er über die vorherrschenden Menschenrechtsverletzungen und die Armut in Tibet. Radio Lhasa verkündete in einer Sendung vom März 1988: "Am Nachmittag des 26. Juli 1987 vertraten zwei Mönche, Yulu Dawa Tsering und Thupten Tsering, vor reaktionären ausländischen Elementen, die als Touristen nach Tibet gekommen waren, reaktionäre Standpunkte, wie etwa über tibetische Unabhängigkeit. Die zwei Mönche verleumdeten in bösartiger Weise die von der chinesisch kommunistischen Partei und der Volksregierung erkorene Politik." Beide Mönche wurden unter § 102(2) des chinesischen Strafgesetzes der Verbreitung "konterrevolutionärer Propaganda" angeklagt. Nach ihrer Festnahme am 26. Dezember 1987 waren sie zuerst ein Jahr lang in dem Seitru Haftzentrum eingesperrt, wovon sie 7 Monate in Isolationshaft mit immer wiederkehrenden nächtlichen Verhören verbrachten. Am 19. Januar 1989 verurteilte das Mittlere Volksgericht von Lhasa Yulu Dawa Tsering zu 10 Jahren und den ehrw. Thupten Tsering zu 6 Jahren Haft, wonach sie in das Drapchi Gefängnis verlegt wurden.

Diplomaten aus vier skandinavischen Ländern trafen bei einem Besuch in Tibet im November 1990 Tulku Dawa Tsering im Drapchi Gefängnis, und berichteten, er sei in ziemlich guter Verfassung gewesen. Yulu Dawa Tsering wurde im November 1994, drei Wochen vor der Ankunft einer UN Delegation, unter Vorbehalt entlassen. Er sagte den Delegierten, religiöse Aktivitäten seien im Gefängnis verboten, und ebenso der Wiedereintritt von Mönchen und Nonnen in Klöster. Beide Punkte fanden in dem folgenden Bericht der Delegation Erwähnung.

Auch nach seiner Entlassung stand Tulku Dawa Tsering unter ständiger Überwachung der chinesischen Armee. Infolge der langen Zeit im Gefängnis und der unmenschlichen Behandlung war er sowohl körperlich als auch geistig krank geworden. Er starb am 16. Januar 2002 in seiner Wohnung in Lhasa. Wir betrauern tief den Tod des dieses glühenden politischen Gefangenen, des ehrw. Yulu Tulku Dawa Tsering.