7. Mai 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

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Pressemitteilung

Chinesische Behörden versuchen den tibetischen Buddhismus zu spalten

Am 6. Mai wurden die Mönche des Klosters Bora von 30 Beamten des Bezirkes Sangchu, TAP Kanlho (chin. Ganan), im Zuge der "patriotischen Erziehung" aufgefordert, die Gottheit Dholgyal (Shugden) anzurufen. Die Mönche widersetzten sich jedoch der Aufforderung der Behörden. Große tibetische buddhistische Gelehrte und Meister wie der 5. und der 13. Dalai Lama, der frühere Panchen Lama und Trichen Ngawang Chokden rieten von der Verehrung dieser Gottheit ab. Die Panchen Lamas erklärten in der Vergangenheit, daß sich die Anrufung dieser Gottheit negativ auswirke, was sie sogar in die Satzung des Klosters Tashi Lhunpo Eingang fand *.

Die Strategie der chinesischen Regierung, die Praxis von Dholgyal zu fördern, ist dazu angelegt, den tibetischen Buddhismus zu entstellen und eine Spaltung sowohl innerhalb des monastischen Lebens als auch in der tibetischen Gesellschaft zu schaffen.

Am 28. April 2008 wurde Chotop im Bezirk Darlag, TAP Golog erschossen, als er sich gerade im Hause seiner Mutter aufhielt; auch sie wurde von den bewaffneten Polizeikräften angeschossen und verletzt. Sieben Mitglieder von Chotops Familie (seine Eltern, ein Mönch, seine Tochter und drei Brüder) werden seitdem in Gewahrsam gehalten. Nur zwei kleine Kinder sind in dem Haus zurückgelassen worden.

Am 29. April wurde ein Mönch namens Konchok verhaftet, als er vor der örtlichen Polizeistation des Bezirks Zamthang, TAP Ngaba (chin. Aba) demonstrierte. Am 3. Mai wurden zwei weitere Mönche desselben Klosters, Paljor and Dorje Drakpa, verhaftet, weil sie die Behörden um die Freilassung dieses Mönches ersuchten. Das Kloster wurde geschlossen und für die gesamte Gegend wurden scharfe Einschränkungen der Bewegungsfreiheit angeordnet.

Die chinesische Regierung ließ kürzlich verlauten, rund 500 Mönche des Klosters Drepung und rund 350 Mönche des Klosters Sera hätten am 30. April bzw. 5. Mai in ihren jeweiligen Klöstern eine Gebetszeremonie abgehalten. Früher hatten die Behörden die Zahl der Bewohner dieser beiden Klöster mit je 1000 Mönchen genannt. Wenn man der jüngsten Angabe, daß nur etwa 500 Mönche an den Gebeten teilgenommen haben, Glauben schenkt, muß daraus gefolgert werden, daß jeweils die Hälfte der Mönche der beiden Klöster entweder umgebracht, inhaftiert oder aus ihrem Kloster verbannt wurde.

Das Kloster Tashi Lhunpo in Shigatse (chin. Xigatse) unterliegt einer starken behördlichen Kontrolle und wird derzeit einer intensiven Kampagne der "patriotischen Erziehung" unterzogen. Dies wurde gestern auch in einem Bericht auf der offiziellen Website der Autonomen Region Tibets (TAR) bestätigt.

* Anmerkung: Seit etwa 360 Jahren wird die Verehrung der Shugden Gottheit von einem kleinen Teil der Gläubigen praktiziert. Zunächst aus einem theologischen Streit entstanden, hatte der "Bruderzwist" bereits im 19. Jh. zerstörerische Konsequenzen, die so verstanden werden können, daß die Shugden Gottheit die unguten Bestrebungen der Menschen verstärkt. In den neunziger Jahren des 20. Jh. kam es zu nie aufgeklärten Morden, worin Shugden-Anhänger verwickelt waren. Daraufhin untersagte der Dalai Lama Mitgliedern der Verwaltung in der Exilgemeinde die Verehrung der Shugden Gottheit. Die chin. Behörden nutzen diese Differenzen, um nach dem alten Grundsatz "divide et impera" die tibetischen Buddhisten zu spalten.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

  • Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee