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Pressemitteilung
Über 300 Nonnen vom Kloster Tehor in Kardze nach Hause geschickt
Zuverlässigen Informationen zufolge wurden am 27. Juni über 300 Nonnen aus dem Kloster Samtenling in Tehor im Bezirk Dragko (chin. Luhuo) in der Tibetisch-Autonomen Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), früher Kham, gewissermaßen ihres Amtes enthoben. Die Sicherheitskräfte verwiesen sie des Klosters, weil sie eine friedliche Demonstration planten, um ihre Unterstützung für die Nonne Tsering Tso, die am Morgen des 8. Juni bei einer gewaltlosen Demonstration gegen die chinesische Herrschaft verhaftet worden war, zu bekunden (siehe hierzu unsere Pressemeldung vom 9. Juni, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/diir/2008/TSC_PM_9.6.html).
Außer Tsering Tso wurden am 8. Juni die Nonnen Urgyen Lhamo und Guru verhaftet (die chinesischen Behörden bestreiten zwar Gurus Verhaftung, tatsächlich ist sie jedoch seit der Protestaktion vom 8. Juni verschwunden). Andere, die ebenfalls festgenommen wurden, hat man inzwischen wieder entlassen, sie wurden jedoch 19 Tage lang in ihrem Kloster unter Hausarrest gestellt und während dieser Zeit intensiver „patriotischer Umerziehung“ unterzogen. Dabei wurde von ihnen verlangt, Seine Heiligkeit den Dalai Lama zu diffamieren und sich von ihm loszusagen. Aber die Nonnen beugten sich dem Druck nicht und weigerten sich, Seine Heiligkeit zu verleumden. Schließlich wurde den Kadern und Sicherheitskräften klar, daß ihre Bemühungen zur Umerziehung fehlgeschlagen waren. Am 27. Juni gegen 16.00 Uhr riefen sie daher die Nonnen eine nach der anderen auf, wiesen sie aus dem Kloster aus und übergaben sie ihren Angehörigen. Nur eine einzige Nonne wurde als Klosterwart zurückgelassen.
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Ngawang Phuntsok |
Tsering Wangchuk
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Am 18. Juni gegen 11.00 Uhr demonstrierte Bhu Ngawang Phuntsok, 32, aus der Ngangpa Taktsang Familie in der Gegend Bhulshar, die zum Bezirk Kardze gehört, vor der chinesischen Polizeistation des Bezirks Kardze, indem er ein Portrait Seiner Heiligkeit hochhob, Flugblätter verteilte und Parolen rief. Unerschrocken erklärte er: „Wenn wir gezwungen werden, Seine Heiligkeit, den Dalai Lama zu diffamieren, schmerzt uns das mehr als ein Dolchstich ins Herz“, „Die chinesischen Behörden müssen die Dämonisierung und Diffamierung des Dalai Lama einstellen“, „Menschenrechte für Tibet“, „Der Dalai Lama soll nach Tibet eingeladen werden“ und so weiter. Doch schon nach wenigen Minuten überwältigten ihn chinesische Sicherheitskräfte, droschen mit Eisenrohren und elektrischen Schlagstöcken auf ihn ein und zerrten ihn fort.
Kaum eine Stunde später demonstrierten ebenfalls im Bezirk Kardze die Nonnen Yangzom, 31, Poewang (Pemo), 27, und Lhamo, 29, aus dem Kloster Yae Tsung, dem der Pang Rina Rinpoche (Phurbu Tsering Rinpoche) vorsteht (dieser wurde am 18. Mai festgenommen, siehe http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2008/TulkuPhurbuTsering.html). Sie riefen Parolen wie „Der Dalai Lama soll nach Tibet eingeladen werden“, „Menschenrechte für Tibet“, „Tibet gehört den Tibetern“, „Laßt Pang Rina Rinpoche und die anderen politischen Gefangenen frei“. Auch sie wurden nach ein paar Minuten von chinesischen paramilitärischen Kräften mit roher Gewalt gestoppt und weggeschafft.
Am 26. Juni umstellten über 100 bewaffnete chinesische Polizisten das Nonnenkloster in Dragkar, Kardze. Sie verhafteten die leitende Nonne Tsering Wangchuk. Diese sagte ohne das geringste Anzeichen von Furcht, sie seien aber spät gekommen, um sie festzunehmen.
Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:
1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;
2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;
3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;
4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;
5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;
6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.
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