29. April 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

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Pressemitteilung

Zahl der Opfer des tibetischen Volksaufstandes steigend - Proteste im Kloster Gonsar

Die Central Tibetan Administration (CTA) [Tibetische Regierung-im-Exil] veröffentlichte heute die Zahlen der Tibeter, die bei der brutalen Niederschlagung der friedlichen Proteste seit dem 10. März 2008 getötet, verletzt oder inhaftiert wurden. Die Zahlen gründen sich auf Informationen mehrerer Quellen, darunter die der chinesischen staatlichen Medien. Aus der Analyse und dem Vergleich dieser Quellen konnten folgende Zahlen ermittelt werden: 203 Todesopfer, über 1000 Verletzte und mindestens 5715 Verhaftungen in der Zeit vom 10. März bis zum 25. April 2008.

Laut einem bestätigten Bericht vom 28. April veranstalteten zahlreiche Tibeter aus Zakhog Barma (chin. Zhong Zha ke) und dem Bezirk Derge (chin. Dege) eine friedliche Demonstration, mit der sie die Freilassung der kürzlich verhafteten Mönche des Klosters Gonsar forderten. Die chinesischen Behörden schickten sehr bald ein großes Kontingent bewaffneter Polizei, und befahlen angesehenen Persönlichkeiten aus der Gegend,  die Menge zu beruhigen.

Zu der Verhaftung war es gekommen, nachdem sich die Mönche des Klosters Gonsar zweimal nacheinander weigerten, ein Dokument zu unterschreiben, in dem der Dalai Lama diffamiert wird. Auf den Widerstand der Mönche hin wurden der frühere Abt des Klosters, Tashi Gyaltsen, und der Gesangslehrer Samphel am 26. April verhaftet. Die Behörden nahmen außerdem Lobsang Dhonyoe (Lehrer der buddhistischen Philosophie), Phurga und Tanam am folgenden Tag fest. Alle Mönche bis auf Phurga und Tanam wurden in den Bezirk Derge verbracht. Die ortsansässigen Tibeter versammelten sich aus Zorn über die Festnahmen vor der Bezirkshauptverwaltung, um die Freilassung der Mönche zu fordern. Wie verlautet, trafen um Mitternacht des 28. April zehn Fahrzeuge mit bewaffneter Volkspolizei und Mitarbeitern der Bezirksverwaltung ein, um die Mönche daran zu hindern, ihr Kloster zu verlassen. Die Behörden ließen wissen, sie würden den Fall am folgenden Tag genauer untersuchen.

Von den etwa 400 Mönchen des Klosters Sera, die früher verhaftet worden waren, wurde nur der im Kloster für die Disziplin zuständige Meister freigelassen; über den Verbleib der übrigen Mönche ist nach wie vor nichts bekannt.

Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete heute, daß 17 Tibeter zu Gefängnisstrafen zwischen drei Jahren und lebenslänglich verurteilt wurden. Die chinesischen Behörden in der TAR bezeichneten diesen Prozeß als "öffentlich", aber damit meinten sie nur die Veröffentlichung von Bildern des Verfahrens. Hieran sieht man wieder, wie die chinesische Regierung versucht, die Welt zu täuschen, indem sie die Prozesse als öffentlich und fair darstellt. In Wirklichkeit wird keinem der Häftlinge die Inanspruchnahme eines gesetzlichen Verteidigers gewährt, was die Durchsichtigkeit der Verfahren stark beeinträchtigt. Niemand aus der freien Welt, und am allerwenigsten die Tibeter, können solche unfairen Verfahren akzeptieren oder ihnen zustimmen. Wenn die Regierung der Volksrepublik China so sehr von der Rechtmäßigkeit ihrer Verfahren überzeugt ist, weshalb wies sie dann die chinesischen Anwälte zurück, die angeboten hatten, die verhafteten Tibetern vor Gericht zu verteidigen?

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee