2. Juli 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

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Pressemitteilung

Tibetischer Häftling stirbt an Herzversagen - viele ehemalige politische Gefangene erneut verhaftet

Einer bestätigten Meldung zufolge hinderten die Mönche des Klosters Genden Samdupling in Khangmar, Bezirk Kardze (chin. Ganzi), Beamte der Lokalverwaltung und Sicherheitskräfte daran, die Quartiere von fünf ihrer Mitbrüder zu durchsuchen, die einige Zeit zuvor wegen einer friedlichen Demonstration festgenommen worden waren.

Um die 20 Fahrzeuge verschiedener Abteilungen der Bezirksverwaltung von Kardze fuhren am 1. Juli unerwartet vor dem Kloster Genden Samdupling vor, während dessen etwa 70 Mönche gerade ihre Jahresversammlung abhielten. Die Beamten der Bezirksverwaltung, darunter auch Mitarbeiter des Public Security Bureau, waren gekommen, um die Wohnquartiere von fünf kürzlich festgenommenen Mönchen, nämlich Yeshi Palden, Tsering Phuntsok, Yeshi Dhargyal, Serga und Sherab Tashi, zu durchsuchen. Die versammelten Mönche wehrten sich jedoch und forderten, daß die Behörden zuerst Auskunft geben sollten, was mit den fünf verhafteten Mönchen geschehen sei. Andernfalls, so sagten sie, würden sie die Durchsuchung als eine Belästigung der monastischen Gemeinschaft betrachten. Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen den Mönchen und den Beamten. Sie erklärten ihnen, daß sie, falls sie nicht von ihrem Vorhaben ablassen würden, zu dem „einzigen“, was ihnen noch übrigbliebe, greifen würden. Daraufhin traten die Beamten bis auf weiteres den Rückzug an.

Drei Mönche des Klosters Nubsur im Bezirk Serthar (chin. Seda) – Tulku Gendun, Sashi und Gyachuk Wangchuk – wurden umgehend von den Sicherheitskräften festgenommen, als sie am Nachmittag des 28. Juni friedlich demonstrierten.

Als Resultat des brutalen Vorgehens des chinesischen Sicherheitspersonals gegen tibetische Gefangene starb Verlautbarungen zufolge irgendwann im Mai ein Mönch namens Ngawang Palsang im Gefängnis an einem Herzanfall. Es heißt, daß Ngawang Palsang derartig brutal von den Gefängnisaufsehern mißhandelt und fortwährend mit noch grausameren Foltermethoden bedroht worden sei, daß plötzlich sein Herz aussetzte und er starb. Der im Kreis Taktse, Stadt Lhasa, geborene Ngawang Palsang war Mönch im Kloster Lo in Taktse. Bei den dortigen Tibetern war er wegen seiner Herzensgüte und seines freundlichen Wesens als der „Lama der Lo Gompa“ bekannt. Er wurde schon einmal, nämlich 1993, wegen angeblicher politischer Aktivitäten inhaftiert. In den sechs Jahren, die er hinter Gittern verbrachte, wurde er schwer gefoltert und mißhandelt. Zur Zeit seiner neuerlichen Verhaftung im März dieses Jahres studierte er tibetische Heilkunde am Mentsee-khang von Lhasa (Tibetan Medicine and Astro Institute). Die Behörden übergaben den Leichnam seiner Familie.

Auch Pasang, alias Tenzin Namgyal, ein Mönch des Klosters Phagmo in Taktse, wurde im März willkürlich festgenommen. Nach schwerer Folterung und Mißhandlung in der Haft wurde er in einem erbärmlichen Zustand entlassen. Obendrein wurde seine Familie gewarnt, kein Wort darüber nach außen verlauten zu lassen. Auch bei Tenzin Namgyal handelt es sich um einen ehemaligen politischen Gefangenen, der von August 1993 an sechs Jahre im Drapchi Gefängnis inhaftiert war.

Ein weiterer ehemaliger Gefangener, der ebenfalls von den chinesischen Sicherheitskräften im März festgenommen worden war, wurde kürzlich freigelassen. Auch er erlitt unmenschliche Behandlung in der Haft mit Folter und Schlägen. Er ist ein Mönch des Klosters Drepung, der 1991 verhaftet wurde und 13 Jahre im Drapchi Gefängnis einsaß.

Viele andere ehemalige tibetische politische Gefangene erlitten dasselbe Schicksal, sie wurden auf die Unruhen vom März hin festgenommen und grausam geschlagen.

Von den etwa 50 Nonnen des Kloster Pang Rina in Kardze, die letzten Monat auf eine friedliche Protestaktion hin festgenommen wurden, seien vier entlassen worden, wurde berichtet. Die übrigen würden in Dhartsedo (chin. Kangding) inhaftiert, wo sie politisch indoktriniert werden.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.