17. Mai 2008

Tibetan Solidarity Comitee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Auf der einen Seite wird gerettet, auf der anderen getötet

Die Reaktion der Volksrepublik China (VRC) auf das verheerende Erdbeben in der Tibet angrenzenden Provinz Sichuan ist gänzlich verschieden von ihrem Umgang mit den verbreiteten Protestaktionen in Tibet seit dem 10. März 2008.

Dem katastrophalen Erdbeben, von dem die Provinz Sichuan erschüttert wurde, widmete die Führungsriege der chinesischen Regierung sofort ihre volle Aufmerksamkeit und sowohl Premierminister Wen Jiabao als auch Präsident Hu Jintao statteten den betroffenen Gebieten einen Besuch ab.

Wie im Krieg wurden sofort Truppen mobilisiert und Tausende von Soldaten eingesetzt, um Menschenleben zu retten. Im Gegensatz dazu haben in Tibet bei der brutalen Niederschlagung der friedlichen Proteste durch die chinesische Regierung Hunderte von Menschen ihr Leben verloren. Es wurden über 5000 Tibeter verhaftet, die seither jeden Tag unermeßliches Leid und Folter in den Händen der chinesischen Behörden erleiden müssen.

Die Informationen über das Erdbeben wurden ohne irgendeine Einschränkung seitens der Regierung verbreitet und es wurde ausländischen Medienvertretern sogar gestattet, völlig frei aus der Krisenregion zu berichten. In Tibet hingegen durften auf die friedliche Proteste einzig die staatlichen Medien über die Entwicklungen berichten, was sie völlig einseitig taten; ausländischen Medienvertretern wurde nicht nur der Zutritt zu der Krisenregion verwehrt, sondern diejenigen, die sich bereits in Tibet befanden - und dies betraf auch ausländische Touristen - wurden angewiesen, die Gegend unverzüglich zu verlassen.

Die Volksrepublik China (VRC) hat bei ihren Bemühungen zur Rettung von Menschenleben in manierlicher Weise die Hilfe der Außenwelt akzeptiert, u.a. auch von Japan und den USA, die sofort ihre Experten nach China entsandten, die jetzt dort die chinesische Regierung bei der Rettung der Menschen und der Opferhilfe unterstützen. Hunderte von Ärzten und Rettungssanitätern wurden in die Krisenregion entsandt, um sich um die Verletzten zu kümmern.

Trotz der erschütternden Berichte aus Tibet, daß Hunderte getötet und Tausende verletzt wurden, erhielt weder eine unabhängige internationale Organisation die Genehmigung, nach Tibet zu reisen und die Situation vor Ort zu untersuchen, noch wurde den verletzten Tibetern eine zeitnahe und angemessene medizinische Versorgung ermöglicht.

Die Tibetische Zentralverwaltung und alle im Exil lebenden Tibeter sprechen den Angehörigen der Erdbebenopfer ihr tiefempfundenes Beileid und ihre Solidarität in dieser schweren Stunde der Trauer aus. Wir halten Gebetszeremonien im Gedenken an die Opfer der Katastrophe ab. Wir haben die im Exil lebenden Tibeter außerdem angewiesen, alle Proteste vor den chinesischen Botschaften bis Ende Mai auszusetzen.

Gleichzeitig ist es zwingend notwendig, daß auch die Regierung der Volksrepublik China (VRC) jegliche Unterdrückung in Tibet einstellt, daß sie das Leben und die Gefühle der Tibeter respektiert, daß sie in realistischer Weise die Probleme angeht und die Fehler ihrer Tibet-Politik eingesteht und überdenkt.

Gestern, am 16. Mai, berichteten die staatlichen Medien in China, daß der Jokhang Tempel wieder der Öffentlichkeit zugänglich sei. Damit sollte der Eindruck von Normalität in Tibet erweckt werden. Doch in Wirklichkeit stehen sowohl Lhasa als auch viele andere tibetische Gebiete noch immer unter strikter Militärkontrolle und leiden unter heftigen Einschränkungen. Allein in dieser Woche hat es mindestens zehn unterschiedlich große friedliche Proteste in Tibet gegeben, mit der Folge, daß über 100 Personen festgenommen wurden.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Spendenaufruf

15. Mai 2008

Tibet Foundation, London, www.tibet-foundation.org

Spendenaufruf Erdbeben

Tibet Foundation ist eine gemeinnützige in England eingetragene Gesellschaft, die von Tibetern gegründet und geführt wird. Sie leistet Hilfe sowohl in Exilgemeinden als auch in den ethnisch tibetischen Gebieten in China.

Den Mitteilungen unserer tibetischen Kontaktpersonen vor Ort zufolge liegt das hauptsächliche von dem Erdbeben betroffene tibetische Gebiet in der Tibetisch-Autonomen Präfektur Ngaba (chin. Aba) in der Provinz Sichuan. Die Anzahl der Opfer liegt vermutlich weit höher als von offizieller Seite angegeben wird (161 Todesopfer, außerdem 6 in Dartsedo).

Der Vertreter von Tibet Foundation vor Ort organisierte einen Arzt, der am 15. Mai nach Ngaba reisen und dann berichten wird, wo die Not am größten ist.

Es gibt immer wieder Nachbeben, die sich bis Dartsedo erstrecken, was die Bevölkerung in Panik versetzt. Nachrichten gelangen nur spärlich zu uns, weil die Mobiltelefone und das Festnetz unterbrochen sind und Internetverbindungen nicht mehr funktionieren.

Unter diesem Link kann man online spenden:

http://www.justgiving.com/tibetearthquake

Weitere Möglichkeiten zum Spenden durch Scheck oder Banküberweisung:

http://www.tibet-foundation.org/tf/donate.php

Hier ist eine Karte, auf der das von dem Erdbeben betroffene tibetische Siedlungsgebiet ausgewiesen wird: http://farm3.static.flickr.com/2392/2495007044_62dc53fcc9_o.jpg