16. Juli 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

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Pressemitteilung

Behörden schüren Konflikte unter den Nomaden - Streit eskaliert zu einem Protest

Einem bestätigten Bericht zufolge mischte sich das Büro für Öffentliche Sicherheit (PSB) des Bezirkes Bathang (chin. Batang) am 12. und 13 Juli, in einen bereits beigelegten Streit um Weideland zwischen zwei Nomadendörfern ein. Der Streit zwischen den Siedlungen Lingkha Shoed und Gang-ri Lungpa war bereits mit Hilfe eines örtlichen Dorfvorstehers namens Jampa Gyaltsen beigelegt worden. Das PSB-Personal erklärte die Entscheidung des Dorfvorstehers für verfassungswidrig und sprach das umstrittene Weideland statt dessen dem Nomadendorf Lingkha Shoed mit der Begründung zu, nur die Regierung könne bei derartigen Streitigkeiten entscheiden. Dies verärgerte die über einhundert Nomadenfamilien der Siedlung Gangri Lungpa, sie beklagten sich über die Ungerechtigkeit und beschuldigten die Behörden, die Streitigkeiten zwischen den Tibetern bewußt anzuheizen. Sie wiesen die Entscheidung der Behörden ganz zurück und sagten ihnen, sie sollten den Ort verlassen. Daraufhin kam es zu einem hitzigen Wortgefecht. Die Polizei bedrohte nun die Nomaden, indem sie ihre Waffen auf sie richtete, was zu einer weiteren Eskalation der Situation beitrug. Die wütende Menge schlug zwei von den Sicherheitskräften ihre Mobiltelefone aus der Hand und begann, Slogans zu rufen. Sie riefen: „Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama!“, „Tibet gehört den Tibetern!“, „Tibet ist unabhängig!“ und bewarfen die beiden Fahrzeuge, in denen das PSB-Personal gekommen war, mit Steinen. Die Beamten mußten daraufhin den Ort verlassen.

Kurze Zeit später erschien ein Kontingent von Sicherheitskräften und „Arbeitsteams“, angeführt vom dem Bezirksvorsteher, in zwei Lastwagen am Ort des Geschehens, um gegen die Demonstranten vorzugehen, doch inzwischen waren alle beteiligten Männer in die Berge der Umgebung geflüchtet, um sich dort zu verbergen. Zu der Zeit, als wir die Nachricht erhielten, hatten die Sicherheitskräfte und Polizisten in Gangri Lungpa Quartier bezogen, von wo aus sie die Geflüchteten aufforderten, sich den Behörden zu stellen. Bislang hat sich jedoch noch keiner in die Hände der Polizei begeben.

Insgesamt kommt es unter den Nomaden zu viel häufigeren und heftigeren Streitereien, seit die Regierung besonders die Einzäunung der Weidegebiete verfügt und ihnen weitere Vorschriften gemacht hat. Traditionsgemäß wurden derartige Konflikte in Tibet durch die Vermittlung von angesehenen Lamas und der örtlichen tibetischen Gemeindevorsteher beigelegt. Die Einmischung der chinesischen Behörden in die herkömmliche Art und Weise, wie die tibetischen Nomaden mit derartigen Streitigkeiten umgehen, schafft weitere Spaltungen innerhalb des tibetischen Volkes.

Am 12. Juli trafen chinesische Sicherheitskräfte im Kloster Togden im Bezirk Amdo Ngaba (chin. Aba) ein, um die dem Kloster bereits auferlegten Restriktionen noch weiter zu verschärfen. Die Sicherheitskräfte ordneten an, daß die Mönche, die das Kloster im Zuge der Durchführung der Kampagne der „Patriotischen Erziehung“ früher in diesem Jahr verlassen hatten, bis zum 15. Juli zurückzukehren hätten. Unter dem Vorwand, neue Elektrizitätsleitungen zu verlegen, haben die Behörden statt dessen Überwachungskameras installiert, um die Aktivitäten der Mönche genau zu beobachten.

Im März waren die beiden Mönche Lama Kyab and Trinkho aus diesem Kloster verhaftet worden, aber ihr Verbleib ist bis auf den heutigen Tag unbekannt.

Am 10. Juli wurde Thupten, ein Einwohner Lhasas, in seinem Haus in Lhasa unter der Behauptung festgenommen, er sei an politischen Aktivitäten beteiligt gewesen. Thupten ist 40 Jahre alt und stammt aus der Nähe des Klosters Dhargye im Bezirk Kardze (chin. Ganzi), Tibetisch-Autonome Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan. Er wohnte und arbeitete dauerhaft in Lhasa.

Eine weitere Nachricht bestätigt die Verlegung von zehn Mönchen aus der Tibetisch-Autonomen Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), die Anfang Juli verhaftet worden waren, in das Gefängnis Sangyip bei Lhasa. Unter ihnen sind die Mönche Tenzin Soepa, Nyima Tashi und Gelek, die dem Kloster Kathok im Bezirk Kardze angehören. Einzelheiten sind jedoch nicht bekannt.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.