Pressemitteilung
Tibet durch das Prisma der Pekinger Olympiade betrachtet
Ein tibetisches Sprichwort besagt: „Wenn man einen Teil einer Sache durchblickt, versteht man auch die ganze“. So können wir auch die Situation Tibets durch das Prisma der Olympischen Spiele in Beijing anschauen.
Einige Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Beijing ordneten die Behörden die Ausweisung von Personen tibetischer Herkunft aus der Stadt und Umgebung an und befahlen ihnen, sich in ihre Heimat oder an andere weit entfernte Orte zu begeben. Hotels und Gästehäuser wurden angewiesen, die Ankunft jedes Tibeters unverzüglich der nächsten Polizeistation zu melden.
Ein Künstlertrupp aus der Autonomen Region Tibet (TAR) hatte Monate lang für seinen Auftritt bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele geübt. Die Darsteller wurden für weitere rigorose Proben, die sich über mehrere Tage und Nächte erstreckten, im voraus nach Peking beordert. Doch trotz dieses riesigen Aufwands waren 99 % der Auftritte bei der Eröffnungszeremonie von der vorherrschenden Han-Kultur bestimmt, während die anderen 55 Nationalitäten, darunter auch Tibeter, auf ein paar Sekunden beschränkt wurden. Hier trat einmal mehr der übliche Han-Chauvinismus der chinesischen Regierung zu Tage.
Das tibetische Volk ist für seine Tapferkeit, seine Kraft und Gewandtheit bekannt. Doch trotz dieser ihm angeborenen Fähigkeiten hat bislang noch kein Tibeter China während der Olympischen Spiele repräsentiert, nicht einmal in den Disziplinen Reiten oder Bogenschießen, in denen sich die Tibeter durch großes Geschick auszeichnen, ganz zu schweigen von den anderen Sportarten, für die kein einziger Tibeter nominiert wurde.
Was wir allerdings als ein Spezialprogramm während der Olympischen Spiele erachten können, ist eine Ausstellung, in der die „finstere und barbarische alte tibetische Gesellschaft“ vorgestellt wird, die sich, wie die chinesische Regierung behauptet, dank der Fürsorge der Kommunistischen Partei in eine „strahlende und glückliche Gesellschaft“ verwandelt habe.
Die chinesische Regierung erlaubte Medienvertretern während der Olympischen Spiele, alle Orte des Landes außer Tibet zu besuchen. Tibet befindet sich weiterhin in einem Zustand militärischer Belagerung mit einschneidenden Restriktionen für die Bevölkerung. Die Berichte über Verhaftungen und Hausdurchsuchungen, ja sogar über willkürliche Erschießungen, reißen nicht ab. Die Mönche der Klöster Drepung und Nechung in Lhasa befinden sich weiterhin unter strengster Aufsicht durch das Sicherheitspersonal und haben keine Bewegungsfreiheit. Tibetischen Beamten wurde außerdem verboten, während der olympischen Spiele von ihren Arbeitsplätzen fern zu bleiben und Urlaub zu nehmen.
Tibet-Aktivisten, die in Beijing gegen die chinesische Tibetpolitik protestierten, wurden augenblicklich festgenommen und des Landes verwiesen, während Reporter, die diese Vorfälle aufzunehmen versuchten, angegriffen und abgeführt wurden, um sie an der Berichterstattung zu hindern.
Die Art und Weise, wie China die Olympischen Spiele gestaltet, zeigt uns, daß es keine Spur von Gleichheit unter den Nationalitäten gibt und das tibetische Volk genauso wie zuvor unterdrückt wird. All dies steht in krassem Widerspruch zu Mao Tsetungs Diktum: „Beijing gehört allen 56 Nationalitäten Chinas.“
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