10. Mai 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

http://www.stoptibetcrisis.net


Seite drucken

Pressemitteilung

Großrazzia im Kloster Labrang - Tibeter werden wegen Anrufen ins Ausland festgenommen

Heute, am 10. Mai 2008, sind genau zwei Monate vergangen, seit die Tibeter in Tibet in Auflehnung gegen die Unterdrückungspolitik der chinesischen Regierung friedlich protestierten. In der Folge wurden wir Zeuge davon, wie die chinesische Regierung diese Proteste niederschlug und zahllose Tibeter brutal und gewaltsam unterdrückte, umbrachte oder festnahm. Die inhaftierten Tibeter müssen nach wie vor extreme physische und psychische Folter erdulden, und die Lage in Tibet bleibt insgesamt sehr angespannt.

Laut einer zuverlässigen Quelle haben Tausende von Angehörigen der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) und des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) am 7. Mai 2008 das Kloster Labrang (in der Provinz Amdo) umstellt. Bei der nachfolgenden Razzia wurden 140 Mönche festgenommen und zur Inhaftierung fortgebracht. Am folgenden Tag protestierte eine große Zahl von Mönchen des Klosters für die Freilassung der am Vortage verhafteten Gefährten. Die Behörden, die fürchteten, daß der Protest sich ausweiten könne, ließen alle Mönche bis auf 18 frei. Ein weiterer Protest der Mönche am 9. Mai zwang die Behörden, weitere elf Mönche freizulassen.

Ungeachtet der starken Präsenz der chinesischen Bewaffneten Polizei protestierten die Mönche des Klosters erneut für die sofortige Freilassung der verbliebenen sieben Mönche. Dieser Forderung wurde jedoch nicht entsprochen. Doch die Mönche haben nicht aufgegeben, trotz des Risikos, daß ihr Protest gewaltsam unterdrückt wird. In einem ähnlichen Fall ist bis heute unbekannt, wohin zwei tibetische Mönche, Thabkey und Tsundue, gebracht worden sind. Diese beiden Mönche gehörten zur Gruppe derer, die während des staatlich organisierten Besuches von Medienvertretern im Kloster Labrang protestiert hatten. Die ortsansässigen Tibeter vermuten, daß die beiden heimlich zum Tode verurteilt worden sind.

Es gibt viele Fälle, wo Tibeter, die heimlich aus Tibet ins Ausland anrufen, um über die derzeitige Situation vor Ort zu berichten, verhaftet werden. Dies beweist, daß die chinesischen Behörden die Nutzung aller Kommunikationswege weiterhin stark beschränken, vor allem Telefonanrufe aus Indien und dem übrigen Ausland sind betroffen. Diese Telefonate werden widerrechtlich aufgezeichnet.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee