1. Juli 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Tibetische Demonstranten zu langen Haftstrafen verurteilt

Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfuhren, hat das Mittlere Volksgericht der Stadt Lhasa kürzlich einige Tibeter verurteilt, die an den friedlichen Demonstrationen vom 15. und 16. März im Kreis Phenpo (chin. Linzhi) beteiligt waren. Unter ihnen befinden sich zwei Frauen, Tenzin Lhamo und Samdup, beide aus dem Dorf Ugyen Mey in der Gemeinde Ganden Chokhor im Kreis Phenpo stammend, die zu zehn bzw. dreizehn Jahren verurteilt wurden.

Auch vier andere Tibeter wurden zu extrem langen Haftstrafen von zwanzig, siebzehn und dreizehn Jahren verurteilt. Einer davon konnte als Kalden aus dem Dorf Dedrong in der Gemeinde Jhangka identifiziert werden, man weiß jedoch nicht, welche Strafe über ihn verhängt wurde. Ebenso fehlen Einzelheiten über andere vor Gericht gestellte Tibeter. Das ganze Verfahren ist geheimnisumwittert, und da den Angeklagten kein Recht auf anwaltliche Vertretung vor Gericht zugestanden wurde, entbehrt es jeglicher Transparenz und Gerechtigkeit.

Ein Tibeter namens Lobsang Dawa, der aus dem Kreis Chushul (chin. Qushui) stammt und in Phenpo Lhundup (chin. Linzhi) wohnte, wurde kürzlich wegen seiner angeblichen Beteiligung an den Demonstrationen vom 14. März festgenommen. Dasselbe Schicksal traf seinen älteren Bruder Tendhar, einen Mönch des Klosters Ratoe. Der Verbleib beider ist unbekannt.

Jene 53 Nonnen des Klosters Shar Bumpa, die im März im Zusammenhang mit einer friedlichen Demonstration in Phenpo festgenommen worden waren, wurden gegen Entrichtung von Geldstrafen in Höhe von 2000-5000 Renminbi freigelassen. Es ist ihnen jedoch verboten, in ihre Klöster zurückzukehren, weshalb sie an ihre Heimatorte geschickt wurden. Fünf der verhafteten Nonnen dieses Klosters befinden sich noch in Gewahrsam, sie wurden vermutlich in eine Haftanstalt in Lhasa verlegt. Eine der Nonnen, Lobsang Choezin, wurde in der Haft so heftig mißhandelt, daß sie wegen schwerer Verletzungen nun in einem Krankenhaus behandelt wird. Ihr Zustand ist weiterhin kritisch.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;
2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;
3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;
4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;
5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;
6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.