3. April 2022
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org, Radio Free Asia, www.rfa.org

81jähriger Tibeter stirbt bei Selbstverbrennung aus Protest gegen die chinesische Regierung

Das Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD) ist zutiefst betrübt über den Tod von Tashi Phuntsok, der sich selbst anzündete, um gegen die repressive Politik der chinesischen Regierung in Tibet zu protestieren.

Taphun, wie er von Freunden und Familienangehörigen genannt wird, verbrannte sich am 27. März gegen 5 Uhr morgens Ortszeit vor dem Revier des Büros für öffentliche Sicherheit (PSB) im Kloster Kirti im Kreis Ngaba (chin. Aba) in der Autonomen Präfektur Ngaba der Tibeter und Qiang in der Provinz Sichuan.

Tashi Phuntsok

Mit dem Verbrennungstod von Taphun steigt die Zahl der Tibeter, die sich seit 2009 selbst angezündet haben, auf 160. Fast alle haben auf diese Weise gegen die chinesische Herrschaft in der Autonomen Region Tibet sowie in den historisch tibetischen Gebieten der Provinzen Sichuan und Qinghai protestiert.

Das 550 Jahre alte Kloster Kirti liegt in der Autonomen Tibetischen Präfektur Ngaba in der Provinz Sichuan, einem Teil der ehemaligen tibetischen Region Amdo, bevor China sich diese einverleibte.

Das PSB-Büro, das sich direkt außerhalb des Klosters befindet, wurde vor 2008 errichtet, um das Treiben im Kloster zu überwachen.

Obwohl wir von dem Vorfall in Kirti am 2. April erfuhren, fand er bereits drei Tage vor der jüngsten bekannt gewordenen Selbstverbrennung eines Mannes statt, der nur als Tsering erwähnt wurde und der sich vor einer chinesischen Polizeistation in der Nähe eines buddhistischen Klosters in Kyegudo (chin. Jiegu) in der Autonomen Tibetischen Präfektur Yushul (Yushu) in Qinghai selbst in Brand setzte. Sein Schicksal und weitere Einzelheiten sind bis jetzt unbekannt.

Eine verläßliche Quelle teilte dem TCHRD mit, daß die chinesische Polizei Taphun kurz nach seiner Tat an einen unbekannten Ort verbrachte, wo er später starb.

Es kann noch nicht festgestellt werden, ob Taphuns Familienangehörige seine sterblichen Überreste in Empfang nehmen konnten, da alle Kommunikationswege in Tibet extrem eingeschränkt sind, insbesondere nach der jüngsten Selbstverbrennung.

Der März wird von den chinesischen Behörden als „politisch sensibler“ Monat betrachtet, da am 10. dieses Monats der Jahrestag des tibetischen Nationalaufstands begangen wird, in dessen Gefolge 1959 Seine Heiligkeit der Dalai Lama und andere Tibeter ins Exil flohen. Im selben Monat finden auch die jährlichen Sitzungen der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (CPPCC) und des Nationalen Volkskongresses (NPC) statt, weshalb die Einschränkungen in allen Teilen Tibets weiter verschärft werden.

„Die chinesischen Behörden haben im Monat März stets strenge restriktive Maßnahmen ergriffen, wie willkürliche Durchsuchungen, Verhöre und Bewegungseinschränkungen. Auch in diesem Monat verhängten die Behörden außergewöhnliche Restriktionen, die zu großem Leid und Unmut unter den Tibetern vor Ort führten, und Taphuns Selbstverbrennung machte diese repressive Situation deutlich“, so die Quelle.

„Taphun war ein wahrer Patriot und machte sich große Sorgen um die Zukunft Tibets, was er bei der Feier seines 80. Geburtstags im vergangenen Jahr zum Ausdruck brachte, als er zu den Anwesenden sagte: „Da die Sonne des Glücks mit dem Segen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama sicherlich über Tibet scheinen wird, sollten die jungen Tibeter nicht den Mut verlieren!“
Taphun gehörte zur Familie Phurtsa Tsang in der Nomadensiedlung Nr. 3 der Stadt Meruma im Bezirk Ngaba.

Das TCHRD fordert die chinesischen Behörden auf, den Familienangehörigen von Taphun seine sterblichen Überreste auszuhändigen, damit sie die Bestattungsriten ordnungsgemäß durchführen können. Es darf nicht sein, daß Taphuns Familie und Freunde willkürlich inhaftiert und verhört werden, um falsche Geständnisse zu erzwingen, mit denen versucht wird, die wahren Gründe für die Selbstverbrennung zu verschleiern. Anstatt auf kurzfristige gesichtswahrende Maßnahmen zurückzugreifen und den Charakter und den Ruf der Personen, die sich selbst in Brand setzen, in den Schmutz zu ziehen, sollten sich die chinesischen Behörden mit den eigentlichen Ursachen des tibetischen Widerstands - der nun schon sieben Jahrzehnte währenden Unterdrückung des tibetischen Volkes seit der illegalen Besetzung Tibets im Jahr 1949 - befassen.