8. März 2018
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD), www.tchrd.org

Tibetischer Nomade begeht Selbstverbrennungsprotest im Hinblick auf den 10. März

Ein Tibeter namens Tsekho erlag einem Selbstverbrennungsprotest in der Nomadensiedlung Meruma (chin. Maierma) im Bezirk Ngaba (chin. Aba), Autonome Präfektur der Tibeter und Qiang, Provinz Sichuan, ehemals Provinz Amdo.
Einer bestätigten Information an das TCHRD zufolge setzte sich Tsekho, alias Tsekho Tugchak, 44, am Nachmittag des 7. März aus Protest gegen Chinas repressive Politik in Tibet in Brand. Der Vater zweier Kinder starb innerhalb von Minuten an Ort und Stelle.

Welche Slogans Tsekho bei seiner Selbstverbrennung rief, ist uns nicht bekannt. Er beging die Tat drei Tage vor dem 10. März, dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes, und eine Woche vor dem „Massaker vom 14. März“ in Ngaba. Die chinesischen Behörden verschärfen im allgemeinen die Sicherheitsmaßnahmen und die Überwachung, wenn es auf den Monat März zugeht. Tsekhos Selbstverbrennung ist ein Zeichen dafür, daß die Tibeter zum Widerspruch entschlossen sind und auch in einer Atmosphäre extremer Angst und Repression irgendwie ihrer Stimme Gehör verschaffen wollen.

Tsekho

Tsekho kommt aus dem Dorf Namtsona in der Gemeinde Meruma. Er ist der Sohn von Kyilha (verstorben) und von Kadhag und war früher Mönch im Kloster Namtso. Er hinterläßt eine Ehefrau und zwei Töchter Er war wegen seines freundlichen Naturells überall beliebt. Er hegte große Liebe zu seinem Heimatland und die Tibet-Frage lag ihm sehr am Herzen.

Einer von Tsekhos Halbbrüdern, Sanying, starb kurz nach der Entlassung aus einem chinesischen Gefängnis an den durch Folter erlittenen Verletzungen. Auch er war Mönch im Kloster Namtso. Er war wegen seiner Teilnahme an dem Aufstand von 2008 festgenommen und dann in kritischem Zustand entlassen worden. Er erholte sich nicht mehr von den Verletzungen, die ihm die chinesischen Gefängnisaufseher beigebracht hatten und starb ein paar Monate später. Die Information über die Festnahme von Sanying und seinen durch Folter verursachten Tod blieb bisher unbekannt infolge der extremen Einschränkung der Nachrichtenübermittlung in Tibet. 

Darüber hinaus schüchtern die Behörden routinemäßig die Angehörigen und Verwandten von Häftlingen ein und drohen ihnen schwere Vergeltungsmaßnahmen an, sollten sie sich erdreisten, irgendeine Information an Außenstehende weiterzugeben. Heute, fast zehn Jahre nach dem Volksaufstand von 2008, gibt es noch viele wie Sanying, deren Schicksal im Verborgenen bleibt.

Ein anderer Halbbruder von Tsekho namens Ugyen Gyatso wurde ebenfalls bei der Niederschlagung des Aufstandes von 2008 festgenommen. Er war der Zuchtmeister in dem Kloster Namtso. Einzelheiten über seine Verurteilung stehen nicht zur Verfügung.

Am 17. März 2008 hatten Mönche des Klosters Namtso und Nonnen aus dem Kloster von Meruma, sowie viele Laientibeter an drei verschiedenen Orten demonstriert. Viele der Demonstranten wurden später willkürlich festgenommen und in der Haft gefoltert und mißhandelt. Der 32jährige Gesang, ein Mönch des Klosters Namtso, starb am 3. April 2008 nach heftigen Schlägen in der Haft. Er hatte es gewagt, die Staatsvertreter daran zu hindern, die chinesische Fünf-Sterne-Flagge in seinem Kloster zu hissen. Er gehörte der Tsesoe Tsang Familie aus dem Dorf Thongshe in Meruma an. Das Kloster Namtso liegt 30 km östlich des Bezirks Ngaba.

Tsekho ist der 153. uns bekannte Tibeter, der sich in Tibet selbst verbrannte. Die Gesamtzahl der bekannt gewordenen Selbstverbrennungen innerhalb und außerhalb Tibets liegt nun bei 163.