25. September 2018
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD), www.tchrd.org

Jugendlicher Mönch und Blogger nach Soloprotest an geheimem Ort inhaftiert

Die chinesischen Behörden halten einen 18jährigen Mönch Wochen nach seiner willkürlichen Festnahme in der Kreisstadt Ngaba in der Autonomen Präfektur Ngaba und Qiang, Provinz Sichuan, immer noch an unbekanntem Orte fest.

Tenzin Gelek, ein Mönch des Klosters Kirti in Ngaba, wurde am 6. September von den dortigen Sicherheitskräften festgenommen, als er ganz alleine protestierte und „Freiheit für Tibet“ rief. Sein derzeitiger Verbleib und seine Lage sind nicht bekannt. Sein Vater heißt Manyo und seine Mutter Kondol und er kommt aus der Nomadensiedlung Nr. 2 in der Gemeinde Meruma, Kreis Ngaba. 

Tenzin Gelek

Kurz vor seinem Protest hatte er zwei Blogeinträge auf seinem WeChat-Account veröffentlicht, in denen er die chinesische Herrschaft in Tibet scharf kritisiert. In beiden Einträgen, die die Titel „Meinst du, ich könnte weiter so leben?“ und „An die Kommunistische Partei Chinas“ tragen, verurteilt er die schleichende Aushöhlung der tibetischen Identität unter der Herrschaft Chinas und prangert das ungleiche Verhältnis zwischen China und Tibet an. Auch viele andere Blogeinträge unter dem Pseudonym „Sarin“ gehen auf sein Konto.

Das TCHRD ist in großer Sorge um das Schicksal und den Verbleib von Tenzin Gelek und fordert seine sofortige und bedingungslose Freilassung. Die chinesischen Behörden sollten unverzüglich seine Familie über seinen Aufenthaltsort und seinen Zustand unterrichten. Das TCHRD appelliert an die Behörden, ihn keiner Folter oder anderer grausamer, unmenschlicher und herabwürdigender Behandlung zu unterziehen und ihm die Ausübung seiner Menschenrechte ohne Furcht vor staatlichen Vergeltungsakten zu gestatten.

Zwei Blogs von Tenzin Gelek, Pseudonym „Sarin“

Meint Ihr, ich kann so weiterleben?

Hallo Welt!
Ich habe eine schwarze Flamme der Qual, die weder abgekratzt noch weggewischt werden kann.
Hallo Natur!
Ich habe auch ein Lhasa, worüber ich nicht aufhören kann zu schreiben und einen Vers, der vor Blut trieft
Hallo Tibet!
Ich habe immer noch die 34 tibetischen Buchstaben, die du mir vor langem geschenkt hast,
und den Mut, sie wieder und wieder zu verwenden.
Hallo Vaterland!
Ich liebe dich und mein ganzes Herz ist voller Mitleid,
mehr als jemals vorher wünsche ich die Unwissenheit, mit der ich deine Vergangenheit und Zukunft nicht ausmessen kann, wie Kleider zu tragen und wie Flüsse zu trinken.
Hallo Welt, Natur, Tibet und Vaterland!
Kann ich es wirklich aushalten?
Hört zu mit gespitzten Ohren,
schaut mit euren Augen nach außen gerichtet.
Diejenigen, die nach vorne gekommen sind,
schlingen Leiden hinunter und trinken Blut.
Diejenigen, die nach vorne gekommen sind, stahlen mit Gewalt unserer Mutter die Lebenskraft,
schau hin, höre zu, hast du es nicht gesehen?
Diejenigen, die nach vorne gekommen sind, besitzen unseren Namen und die Buchstaben für „Tibet“
und entstellen vorsätzlich seine Schreibweise.
Oh, ich begreife, jetzt begreife ich es!
Diejenigen, die nach vorne gekommen sind, sind die Schlächter, die in Dunkelheit schwelgen und Leid mit sich bringen.
Jetzt begreife ich es wirklich!
Diejenigen, die nach vorne gekommen sind, sind in der Tat Mörder, die den Namen meiner Gebeine falsch buchstabieren. Sie sind die wahren Mörder.
Heute bin ich glücklich und traurig, traurig und glücklich,
in dem Raum zwischen Glücklichsein und Trauer habe ich endlich den Mörder gefunden!

An die Kommunistische Partei Chinas

Ich möchte dieser abscheulichen Allianz zwischen uns ein Ende setzen,
indem ich auf einen Gong schlage.
Unter dieser trügerischen Allianz
zerrissen die Zügel und der Zaum meiner Vorfahren.
Unter dieser trügerischen Allianz
wurde die Sonne aus dem glimmernden Lhasa ausgelöscht.
Unter dieser trügerischen Allianz
wurde die Freiheit eines riesigen Schneeberges ins Wanken gebracht.
Unter dieser trügerischen Allianz
bin ich ein kleiner in einem Bambushain gefangener Vogel.
Ich bin die Geschichte des gefesselten Pferdes,
ich bin der verlassene Grabstein vor einem Grab.
Ich wandle einen Pfad voller Dornen, unaufhörlich plagen mich Gedanken um mich selbst.
Diese Allianz ist betrügerisch, diese Allianz ist tyrannisch,
wer könnte solch eine Allianz überleben?
Ich werde den Knoten dieser Allianz von seiner Wurzel abtrennen,
gründet die Allianz zwischen uns nicht einzig und allein auf Besatzung?


6.9.2018