5. November 2012
Tibetisches Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, www.tchrd.org

Quasi-totale Nachrichtensperre nach einer Reihe von Selbstverbrennungen in Kanlho

In der TAP Kanlho (chin. Gannan), wo sich vergangenen Monat sieben Tibeter verbrannten, hat die Regierung eine fast komplette Nachrichtensperre verhängt.

Die Lokalbehörden griffen gegen Internet und Mobilfunk hart durch, sie erließen ein unbefristetes Verbot für den Verkauf von mobilen SIM-Karten in drei bekannten Läden im Bezirk Sangchu (chin. Xiahe).

Sicherheitspersonal vor einer zum Kloster Tsoe gehörenden Stupa

Quellen aus der Gegend sprachen auch von der Schließung eines Internet-Cafés und schwacher oder gänzlich ausbleibender Mobiltelefon-Signale. Dort ansässige Bewohner sagen, sie könnten diese nur empfangen, wenn sie die Grenzen von Kanlho überschritten.

Die Lokalbehörden begrenzten auch den Verkauf von Benzin und anderen leicht entflammbaren Flüssigkeiten in Städten und Dörfern der Gegend. Ladenbesitzer wurden angewiesen, den Verkauf einzuschränken, was zu Brennstoffmangel führte, der die Tibeter, die es gewohnt sind, viel mit Motorrädern und anderen Fahrzeugen umherzufahren, besonders hart trifft.

Im Bezirk Tsoe (chin. Hezuo) heißt es, die chinesischen Behörden hätten die Restriktionen unter dem Vorwand des bevorstehenden 18. Parteikongresses verschärft. In Wirklichkeit wurden die Restriktionen dortigen Quellen zufolge jedoch als eine Maßnahme gegen die Selbstverbrennungsproteste verfügt.

Aus anderer Quelle erfuhr das TCHRD, daß die Behörden den Schulkindern verboten haben, die Gegend während der Ferien zu verlassen. Die Schulverwaltung gibt nicht einmal dringenden Bitten um Beurlaubung von der Schule statt. Genehmigungen zum Verlassen eines Schulgeländes werden höchstens für ein paar Stunden erteilt. Da die Bewegungsfreiheit der Kinder derart auf das jeweilige Schulgelände beschränkt ist, empfinden viele, daß die Schulen zu einer Art von Mini-Gefängnissen geworden sind.

In der tibetischen Hauptstadt Lhasa und der Umgebung gab es in den letzten Wochen ebenfalls Einschränkungen für den Verkauf von brennbaren Flüssigkeiten, wie aus einer Quelle im Kreis Nyemo (chin. Nimu) der Präfektur Lhasa verlautet. So benötigen die Tibeter in Nyemo zwei verschiedene, von der Kreispolizei und der Kreisverwaltung, ausgestellte Dokumente, um Benzin und andere Brennstoffe kaufen zu können. An etlichen Checkpoints in Lhasa und Umgebung konfisziert die Polizei sogar leere Wasserflaschen und andere Plastikbehälter, weil diese zum Kauf und zur Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten dienen könnten.