19. Juli 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Ein Kirti-Mönch zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, ein weiterer verschwunden

Ein tibetischer Mönch, der seit acht Monaten als vermißt galt, tauchte plötzlich wieder auf, denn er wurde von einem chinesischen Gericht zu drei Jahren Haft verurteilt.

Lodoe, ein 36jähriger Mönch des Klosters Kirti in der heimgesuchten Präfektur Ngaba (chin. Aba), Provinz Sichuan, wurde von dem Mittleren Volksgericht von Barkham zu drei Jahren Haft verurteilt. Seit seiner willkürlichen Festnahme um den 20. Oktober 2011 herum in seinem Kloster war sein Verbleib unbekannt.

Dem TCHRD zufolge wurden seine Angehörigen nicht einmal über die Gerichtsverhandlung informiert und auch nicht als Zeugen hinzugezogen. Daher weiß man nichts über das genaue Datum des Prozesses noch über die Art der Anklage gegen ihn.

Lodoe
Lobsang Tsering

Lodoe ist aus der Woca Tsang Sippe im Dorf Shongwa, Gemeinde Adhue, TAP Ngaba. Im Alter von 20 Jahren wurde er Mönch im Kloster Kirti.

In einem weiteren Fall willkürlicher Festnahme und Verschwindenlassens, ist der 21jährige Mönch Lobsang Tsering des Klosters Kirti am 26. Juni von dem Personal des Public Security Bureau festgenommen worden.

Nach seiner Festnahme wurden seine Angehörigen wiederholt bei den zuständigen Büros für Öffentliche Sicherheit der Gegend vorstellig und fragten nach seinem Aufenthaltsort und seinem Zustand, doch ohne Erfolg.

Daher weiß man nicht, aus welchem Anlaß Lobsang Tsering festgenommen wurde, noch wo er festgehalten wird und in welchem Zustand er sich befindet. Lobsang Tsering trat in jungen Jahren ins Kloster Kirti ein und lebte dort bis zu seiner plötzlichen Festnahme. Er ist der Sohn von Tashi Tsering und Chungo, aus der Lhao Tsang Sippe im Dorf Bato, Gemeinde Lota, Bezirk Ngaba.

Mit über 2500 Mönchen war das Kloster Kirti bisher eine der größten Bildungsstätten in Tibet. Seit sich der Mönch Tapey im Februar 2009 in Brand setzte, um Freiheit für Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama zu fordern, folgten ihm über 15 jetzige und ehemalige Mönche nach und verbrannten sich selbst.

Das Kloster wird von bewaffneten Sicherheitskräften abgeriegelt, die die Bewegungen der Mönche strengstens kontrollieren. Hunderte von Mönchen dieses Klosters sind verschwunden, während eine ganze Reihe unter der Anklage der Subversion zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurde.

Die tibetische Schriftstellerin Woeser teilte letztes Jahr in ihrem Blog mit, daß die Mönche in Kirti in vier Gruppen eingeteilt worden seien und die bewaffnete Polizei und Kader jede einzelne Person im Auge behielten.

„Eigentlich ist das Wort ‚überwachen’ viel zu milde, sie beaufsichtigen sie vielmehr, reden penetrant auf sie ein und fordern Gehorsam von ihnen. Wenn jemand nicht gehorchen will, dann ist die Konsequenz ganz einfach, sie schlagen denjenigen brutal zusammen und lassen ihn dann verschwinden. Wohin er verschwindet, ob ins Gefängnis oder an einen anderen unmenschlichen Ort, wissen wir nicht, wir wissen bisher nur, daß Hunderte von Mönchen verhaftet wurden“.