30. Juni 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org, Phayul, www.phayul.com

Tibetisches Mädchen nach kurzem Protest festgenommen und geschlagen

Eine tibetische Teenagerin wurde nach ihrem Solo-Protest im Bezirk Kardze (chin. Ganzi), TAP Kardze, Provinz Sichuan, geschlagen und festgenommen.

Am Vormittag des 24. Juni 2012 ging die ungefähr 17 Jahre alte Jigme Dolma, ohne ihre Familie informiert zu haben, nach Kardze, und protestierte friedlich im Zentrum der Stadt.

„Sie wählte die große Brücke in der Stadt Kardze, über die die Straße nach Serthar führt, für ihre Protestaktion aus“, verlautet aus einer dortigen Quelle. Während sie von der Brücke zu einer Kreuzung im Zentrum der Stadt lief, warf sie Flugblätter in die Luft und rief Parolen wie die Forderung nach der Rückkehr des Dalai Lama, der Freiheit für Tibet und der Freilassung des Panchen Lama und anderer politischer Gefangener.

 „Als sie das Zentrum erreichte, überwältige die Polizei sie, nahm sie fest und schlug sie krankenhausreif“.

Jigme Dolma
Tsultrim

Nach ihrer Festnahme ging Jigme Dolmas Vater zu der Polizei und bat, seine Tochter sehen zu dürfen, doch die Bitte wurde ihm abgeschlagen. Am 28. Juni erfuhr er schließlich, daß sie im Krankenhaus liege. Er wartete am Eingang, bis er seine Tochter in Polizeibegleitung zu Gesicht bekam. Sie hatte Verletzungen an den Gliedmaßen und dem Rücken davongetragen.

„Jigme Dolma besuchte nie eine Schule, sondern half ihren Eltern Choeyang (Vater) und Atse Lhamo (Mutter) bei der Feld- und Hausarbeit. Sie lebte im Dorf Shongka in der Gemeinde Karashang“.

„Die Familie war schon immer im Widerstand gegen die chinesische Herrschaft politisch aktiv gewesen“, fuhr die Quelle fort. Traga, eine Nonne und Tante von Jigme Dolma, wurde nach den Demonstrationen von 2008 festgenommen und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Etwa ein Jahr nach ihrer Entlassung erkrankte sie und kam in ein Krankenhaus in Chengdu. Dort wurde festgestellt, daß ihre Krankheit auf die in der Haft erlittenen Mißhandlungen zurückzuführen ist.

Weiterhin stellte sich heraus, daß ein Tibeter, der im Februar in Serthar festgenommen wurde, ohne Kontakt zur Außenwelt in einem Gefängnis in Dartsedo festgehalten wird. Die Behörden erhoben bisher keine Anklage gegen den 40jährigen Tsultrim.

Vermutlich steht Tsultrims Festnahme mit den friedlichen Demonstrationen in Serthar Anfang des Jahres im Zusammenhang. Am 24. Januar versammelte sich eine große Menge von Tibetern in der Bezirksstadt Serthar und rief Parolen für die Unabhängigkeit Tibets. Über 600 chinesische Sicherheitskräfte stürmten herbei und feuerten beliebig in die Menge. Exilquellen zufolge erlitten mindestens fünf Tibeter tödliche Schußverletzungen, während über 40 ernstlich verletzt wurden.