18. Februar 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org, Radio Free Asia, www.rfa.org

Mitglied des „Demokratischen Verwaltungsrats“ eines Klosters in Amdo stirbt nach Selbstverbrennung

Ein ehemaliger Zuchtmeister im Kloster Bongthak in der Provinz Tsongon (Qinghai), vormals Amdo, hat sich am Freitag aus Protest gegen die chinesische Regierung selbst verbrannt.

Am 17. Februar um etwa 6 Uhr morgens (Ortszeit) zündete sich Damchoe Sangpo, ein Mönch aus dem Bezirk Themchen in der TAP Tsonub (Mongolische und Tibetische Autonome Präfektur Haixi), Provinz Qinghai, selbst an. „Als die Mönche früh morgens nach der Gebetsrezitation aus dem Tempel kamen, sahen sie, daß Damchoe in Flammen stand“, teilte der in Indien lebende Mönch Shingsa, der Kontakte zu der Gegend hat, mit.

Damchoe Sangpo (Archivbild Indien)

Der etwa 40jährige Damchoe Sangpo war ein Mönch im Kloster Bongthak, das auch den Namen Bongthak Ewam Tare Shedrup Dhargey Ling trägt. Er hatte sich gegen die Einmischung der Behörden in die religiösen Angelegenheiten des Klosters gewandt und die Beamten ersucht, das Kloster zu verlassen, weil es ein Ort für Mönche und nicht für Polizeioffiziere sei. Er erklärte ihnen auch, daß die chinesische Regierung verantwortlich sei, falls es zu Problemen käme.

Die Lokalbehörden hatten das Kloster bereits unter erheblichen Druck gesetzt, seit vor einiger Zeit ein Mönch namens Kalsang aus Bongthak gegen den geplanten Abbau von Silber in der Gegend protestiert hatte. „Vor einigen Jahren begann ein chinesisches Bergbauunternehmen nach Silbervorkommen in der Gegend zu graben. Der Mönch Kalsang filmte diese Aktivitäten und protestierte gegen den Abbau, woraufhin er festgenommen und zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt wurde“.

Und um das chinesische Neujahr am 23. Januar herum traf die Regierung verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, was zu schweren Einschränkungen der monastischen Routine führte. Auch die Abhaltung des Monlam Gebetsfestes wurde verboten.

Dem Kloster Bongthak, das um die 80 Mönche zählt, wurden einschneidende Restriktionen auferlegt. „Kürzlich umstellten chinesische bewaffnete Sicherheitskräfte das Kloster mit ihren Militärfahrzeugen und hinderten die Mönche an der Abhaltung religiöser Zeremonien. Sie drohten, das Kloster zu schließen, falls die Mönche den patriotischen Umerziehungsunterricht boykottierten“.

Inzwischen wurden die Telefonverbindungen zu der Gegend außer Kraft gesetzt. Regierungsbeamte und Polizei führen derzeit Razzien in dem Kloster durch. Ob die Mönche im Besitz von Damchoe Sangpos Körper sind, ist nicht klar, fügte Shingsa hinzu. „Wegen der starken Truppenpräsenz können wir das Kloster nicht mehr per Mobiltelefon erreichen“.

Damchoe Sangpo war früher Zuchtmeister in dem Kloster, er gehörte dem „Demokratischen Verwaltungsausschuß“ an und wirkte als Lehrer der Mönche. Er ist der jüngste von 10 Geschwistern und unter lauter Mädchen der einzige Sohn seines Vaters Taklha. Shingsa beschreibt ihn als „eine sehr verantwortungsbewußte Person“, 1991 wurde er zum Mönch ordiniert, und 1994 war er in Indien.

Dies ist der zweiundzwanzigste bestätigte Fall von Selbstverbrennung von Tibetern aus Widerstand gegen die chinesische Herrschaft und Politik, seit die Welle der feurigen Proteste im Februar 2009 begann. Anfang Februar wurde von drei Selbstverbrennungen in einer entlegenen Gegend der Provinz Sichuan berichtet, doch konnten diese Vorfälle wegen der derzeit herrschenden Kommunikationsschwierigkeiten nicht bestätigt werden.