7. Dezember 2009
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Nonne aus Kardze stirbt unter mysteriösen Umständen in einem Krankenhaus in Chengdu

Die tibetische Nonne Yangkyi Dolma aus Kardze, TAP Kardze, Provinz Sichuan, die am 24. März d.J. festgenommen worden war, starb am frühen Morgen des 6. Dezember in einem Krankenhaus in der Provinzhauptstadt Sichuans Chengdu, wie das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie aus bestätigter Quelle erfuhr.

Am 24. August, genau sechs Monate nach ihrer Festnahme, überstellten die Sicherheitskräfte des Bezirks Kardze die Nonne dem Mittleren Volksgericht von Kardze. Es gibt jedoch keinerlei Information darüber, ob sie formell vor Gericht gestellt und verurteilt wurde. Ebenso wurde die Nonne Sonam Yangchen, die zusammen mit Yangkyi demonstrierte und mit ihr verhaftet wurde, dem Gericht überstellt, doch über ihren Status, ihren körperlichen und mentalen Zustand ist nichts bekannt.

Der Quelle zufolge bekam Yankyi Dolmas Familie die Leiche nicht ausgehändigt, ebensowenig weiß sie, ob eine Obduktion durchgeführt wurde, um die Todesursache zu ermitteln. Aus der Quelle verlautet nur, am 3. Dezember habe das Public Security Bureau (PSB) des Bezirks Kardze die Familie informiert, daß Yangkyi Dolma in prekärem Gesundheitszustand im staatlichen Krankenhaus von Chengdu liege. Die Angehörigen eilten sofort nach Chengdu, aber unterwegs in Dartsedo, von wo aus es noch 12 Stunden Busfahrt nach Chengdu sind, erfuhren sie, daß Yangkyi bereits gestorben sei.

Yangkyi Dolma und Sonam Yangchen vom Kloster Lamdrag (zuerst als Dragkar genannt) im Bezirk Kardze, TAP Kardze, Provinz Sichuan, protestierten am 24. März 2009 um etwa drei Uhr nachmittags völlig friedlich auf dem Hauptmarktplatz der Stadt Kardze. Sie riefen Parolen mit der Forderung nach der baldigen Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet, nach der Einhaltung der Menschenrechte und Religionsfreiheit in Tibet. Beide Nonnen wurden noch am Ort der Demonstration von den Sicherheitskräften brutal zusammengeschlagen.

Wie es heißt, verteilte Yangkyi Dolma während ihrer kurzen Protestaktion einen Stapel mit eigener Hand geschriebener Pamphleten. Es dauerte nicht lange, bis paramilitärische Kräfte die beiden Nonnen am Ort des Geschehens festnahmen und sie mit Eisenstangen und elektrischen Schlagstöcken brutal mißhandelten. Dann warfen sie sie in ein Fahrzeug und fuhren sie ab. Am selben Tag um etwa sieben Uhr abends stürmte ein Trupp Sicherheitskräfte in das Haus von Yangkyis Familie, zerstörte ein Bild des Dalai Lama und tadelte die Familie, weil sie zu separatistischen Kräften halte. Am folgenden Morgen kamen wieder zwei Militärsoldaten zu Yangkyis Haus und bestellten ihren Bruder Tsangyang Gyatso zu einem Verhör bei der Bezirksregierung von Kardze ein.

Yangkyi Dolma, die Tochter von Hormeytsang Gedun Dargay und Pema Khando, ist aus der Gemeinde Roltsa, Bezirk Kardze, gebürtig. Mit 17 Jahren wurde sie Nonne, sie widmete sich eifrig dem religiösen Studium und begab sich des öfteren zur spirituellen Praxis in Klausur.

Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie hält die Umstände, unter denen Yangkyi Dolma im Krankenhaus starb, für äußerst fragwürdig. Es erinnert daran, daß gemäß Art. 6 des Internationalen Vertrags über Bürgerliche und Politische Rechte „Jeder Mensch ein angeborenes Recht auf Leben hat. Dieses Recht ist gesetzlich zu schützen. Niemand darf willkürlich seines Lebens beraubt werden“. Und in Art. 7 desselben Vertrags heißt es, daß „Niemand der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden darf.“

Seit den friedlichen Protestaktionen gegen die brutale chinesische Herrschaft in Tibet hat die Regierung zahlreiche Tibeter willkürlich festgenommen und inhaftiert. Sie wurden Opfer von grausamen Schlägen und Mißhandlungen der Militärpolizei und des Public Security Bureau. Viele tibetische politische Häftlinge sind infolge der unzureichenden Ernährung und der fehlenden medizinischen Versorgung im Gefängnis physisch und mental traumatisiert, und eine ganze Reihe von ihnen ist gestorben. Diese entsetzlichen Vorfälle von Folter und Tod tibetischer Häftlinge straft die chinesischen Behörden Lügen, die behaupten, in Tibet gäbe es keine Folter.

Das TCRHD ruft die zuständigen Behörden auf, sofort eine vollständige, gründliche und unparteiische Untersuchung der Umstände vorzunehmen, unter denen die Nonne Yangkyi Dolma vorzeitig starb, und die an ihrem Tod Schuldigen vor Gericht zu stellen, wie das Gesetz es verlangt. Das Zentrum ist sehr betrübt über den verfrühten Tod von Yangkyi Dolma und drückt den Hinterbliebenen sein tiefes Beileid aus.

Siehe: 3. April 2009: „Chinesische Behörden nehmen zwei Nonnen des Klosters Dragkar in Kardze fest