20. Januar 2009

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India,
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Pressemitteilung

Vier Tibeter in der TAP Kardze zu Gefängnisstrafen verurteilt, eine Person verschwunden

Wie das TCHRD aus Quellen aus Tibet erfuhr, verurteilte das Mittlere Volksgericht von Kardze vier Tibeter, darunter zwei Nonnen, zu Gefängnisstrafen unterschiedlicher Länge. Das Schicksal einer verschwundenen Person bleibt indessen unbekannt.

Zwei Nonnen des Ghema Draggo Klosters in Kardze, die uns als Tashi Tso, 26, und Dhungtso, etwa 20 Jahre alt, genannt wurden, sind kürzlich vom Mittleren Volksgericht von Kardze zu zweieinhalb bzw. zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Am 18. Juni 2008 hatten sie bei einer Protestaktion im Bezirk Kardze mitgemacht. Trotz der scharfen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, die nach den Massenprotesten in dem ganzen Gebiet von Kardze herrschten, gelang es den beiden, in die Stadt zu gelangen, indem sie ein Schreiben vorlegten, daß sie die Hauptstadt für eine medizinische Untersuchung aufsuchen müßten. Nachdem sie den Kordon der Sicherheitskräfte passiert hatten, begaben sie sich eiligst zu den Verwaltungsgebäuden der Hauptstadt und fingen dort an, friedlich zu protestierten und Freiheit, die Beachtung der Menschenrechte und die baldige Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet zu fordern. Polizisten des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) nahmen die beiden auf der Stelle fest.

Tashi Tso
Yeshi Dorjee

Tashi Tso, die Tochter von Lobsang Tsundue und Yeshi Wangmo, wurde in dem Dorf Lamgong, Gemeinde Thingka, TAP Kardze, geboren. Dhungtso entstammt der Familie Druknyaltsang in der Gemeinde Thingka, Bezirk Kardze. Das genaue Datum des Urteilsspruches ist nicht bekannt, ebensowenig die gegen die beiden erhobenen Anklagen.

Außerdem wurde die 20jährige Jampa Dickyi aus dem Dorf Jokhangnang, Gemeinde Thingka, Bezirk Kardze, TAP Kardze, Sichuan, wegen ihrer Teilnahme an einer Protestaktion im Bezirk Kardze am 31. Mai zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Zuverlässigen Quellen zufolge wurden die drei Verurteilten nach erfolgtem Urteilsspruch in ein Gefängnis in die Provinzhauptstadt Chengdu verlegt, wo sie nun ihre Strafen verbüßen müssen.

Bereits am 17. November 2008 hatte das Mittlere Volksgericht von Kardze den 32jährigen Yeshi Dorjee zu vier Jahren Gefängnis und dem Verlust der politischen Rechte für zwei Jahre verurteilt. Yeshi Dorjee, ein Mönch des Klosters Kharnang im Bezirk Kardze, wurde wegen seiner Teilnahme an einer friedlichen Demonstration und der Verteilung von Flugblättern am 12. Juni 2008 in Kardze festgenommen.

Neben den Verurteilungen durch die Gerichte hat unser Zentrum eine ganze Reihe von Fällen des „Verschwindenlassens“ dokumentiert. Während der Massenproteste, die seit dem 10. März 2008 sich über das tibetische Hochplateau wie ein Lauffeuer ausbreiteten, sind zahlreiche Tibeter einfach verschwunden. Einer von ihnen ist der 27jährige Yigha, der ursprünglich aus Rongtsa, Bezirk Kardze,stammt, aber seit einiger Zeit im Stadtteil Karma Kusang in Lhasa wohnte. Seit den Unruhen vom 14. März in der Hauptstadt ist er verschwunden. Seine Mutter Tsering Khandro konnte ihn nicht ausfindig machen. Sie ist daher in völliger Unkenntnis über seine gegenwärtige Lage und seinen Verbleib.

Trotz des harten und systematischen Vorgehens der Behörden gegen die Abweichler kommt es ab und zu noch zu sporadischen kleineren Protestaktionen gegen die chinesische Herrschaft in der TAP Kardze [ein Teil der traditionellen Region Kham].

Die Regierung will die Pläne der Tibeter, an Neujahr zu trauern statt zu feiern, durchkreuzen

Zuverlässigen Quellen zufolge gewährten die chinesischen Behörden in Kardze kürzlich jeder Familie außer denjenigen, die bei den Demonstrationen mit dabei waren, eine finanzielle Beihilfe von 500 Yuan, um das bevorstehende Losar-Fest [tibetisches Neujahr vom 25. - 27. Februar 2009] begehen zu können. Viele Tibeter, sowohl im Exil als auch in Tibet deuteten nämlich an, daß sie dieses Jahr das Fest ausfallen lassen wollten, um für ihre zahlreichen Landsleute, die im vergangenen Jahr getötet wurden, ein Zeichen der Trauer zu setzen. Auch die Beihilfen, die Bauern bisher vom Staat bekamen, wurden nun denjenigen, die an den Protesten teilgenommen haben, gestrichen.

Wenn die Regierung den Tibetern nun für die Begehung von Losar einen Geldbetrag zukommen lassen will, zeigt sie damit ihre Geringschätzung für die Stimmung in der Bevölkerung, der noch frisch in Erinnerung ist, mit welcher Brutalität die chinesischen Sicherheitskräfte gegen sie vorging, nur weil sie ihrer lang gehegten Sehnsucht verbalen Ausdruck verliehen hatte.

Das TCHRD verurteilt entschieden die Verhängung der Gefängnisstrafen über die vier Tibeter, denn sie haben die chinesische Verfassung in keiner Weise verletzt, indem sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung geltend machten. Da es sich bei ihrem Akt nur um die Äußerung ihrer Meinung und ihrer Gedanken handelte und sie ihre fundamentalen Menschenrechte auf friedliche Weise wahrnahmen, ruft das TCRHD die chinesische Regierung auf, sie bedingungslos freizulassen. Ebenso ist das Zentrum sehr besorgt um das Schicksal von Yigha, sowie Hunderter anderer Tibeter, die verschwunden sind, seit es vor einem Jahr zu den großen Protestaktionen kam.