11. Dezember 2009
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Petition der Tibeter von Yajiang in Kham um eine Revision des Falles Tenzin Delek

Übersetzung einer von tibetischen Bittstellern der chinesischen Regierung unterbreiteten Petition für Tulku Tenzin Delek Rinpoche. Sie wurde auf dem Blog von Woeser veröffentlicht, die englische Version steht auf der Website High Peaks Pure Earth. In der Petition wird die chinesische Version des Namens von Tenzin Delek Rinpoche, A’an Zhaxi, verwendet.

(Gegen Ende November 2009 reisten fünf von Tenzin Delek Rinpoches Verwandten nach Peking, um dort eine von 30.000 Personen unterschriebene Petition einzureichen, in der eine Wiederaufnahme des Verfahrens gefordert wird. Sie wurden abgewiesen und wieder nach Hause geschickt. Daraufhin begaben sie sich nach Chengdu, Sichuan, um sich eine gerichtliche Erlaubnis für einen Besuch bei ihm einzuholen. Sie wurden aber festgenommen.)

Das Bild zeigt ein Blatt der Petition mit den Namen und Daumenabdrücken der Unterzeichner

Wir akzeptieren das Urteil gegen A´an Zhaxi nicht. Wir verlangen eine Wiederaufnahme des Verfahrens im Hinblick auf den Anklagepunkt „Verwicklung in einen Sprengstoffanschlag“

A’an Zhaxi [A-ngag Tashi, Tenzin Deleg Rinpoche] wurde 1949 im Dorf Degu, Bezirk Lithang, Präfektur Ganzi [Kardze] geboren. 1983 wurde er als Reinkarnation des Lamas Adong Phuntsog vom Kloster Orthok im Bezirk Yajiang [Nyagchuka] erkannt. Seit 1987 erbaute er die Klöster Orthok, Nyagchuka Jamyang Choekhorling, Tsochu Ganden Choeling, Golog Tashikyil, Tsun-gon Dechen Choeling nebst anderen. A’an Zhaxi lehrte die Menschen immer wieder, nicht zu töten, nicht zu lügen, keine Tiere zu töten, nicht zu spielen und er formulierte buddhistische religiöse Lehrsätze. Das war immer zum Besten der Mönche und Nonnen in den Klöstern und der Bewohner in der Gegend. Daher vertrauten die Leute A’an Zhaxi und respektierten ihn verglichen mit anderen Lamas ganz besonders hoch.

Am 7. April 2002 wurde A’an Zhaxi von der Bezirkspolizei von Ganzi Yajiang festgenommen. Sie warfen ihm vor, einer der Anstifter im Hintergrund zu der Bombenexplosion auf dem Tianfu Platz in Chengdu zu sein und machten ihn dafür verantwortlich. Am 2. Dezember 2002 verurteilte das Mittlere Volksgericht der Präfektur Ganzi A’an Zhaxi zum Tode mit einem zweijährigen Vollstreckungsaufschub. Zwei Jahre darauf berichteten einige, sein Urteil sei in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt worden, während andere sagten, es habe überhaupt kein Urteil gegen ihn gegeben. Die Meinungen variierten also erheblich. Nun haben seine Angehörigen und religiösen Anhänger aber niemals ein Gerichtsurteil zu Gesicht bekommen noch irgendeine seinen Fall betreffende amtliche Mitteilung. Daher konnten die Einzelheiten überhaupt nicht verifiziert werden.

Die Anschuldigung gegen Lobsang Dhondup, derjenige zu sein, der den Sprengstoff auf dem Tianfu Platz gelegt hätte sowie gegen A’an Zhaxi als den Drahtzieher ist ein Konstrukt, es ist ein Vergeltungsakt böswilliger Offizieller und entbehrt jeglicher Beweise oder Geständnisse.

1. Kein Beweis

Nirgends und zu keinem Zeitpunkt gab es irgendwelche Zeugen, die bestätigt hätten, daß A’an Zhaxi Lobsang Dhondup dazu angestiftet hat, eine Explosion zu verursachen. Noch gibt es irgendwelche Zeugen, die jemals irgend etwas von derartigen Plänen gehört hätten. Außerdem hat Lobsang Dhondup niemals akzeptiert, daß A’an Zhaxi ihm einen Plan für einen Sprengstoffanschlag ausgearbeitet hätte, den er hätte ausführen sollen. Er legte niemals ein diesbezügliches Geständnis ab. Das weiß man, weil einer von Lobsang Dhondups Mithäftlingen, der die Zelle mit ihm teilte, berichtet, Lobsang Dhondup habe ihm einmal anvertraut, A’an Zhaxi habe niemals irgend etwas für ihn ausgeheckt. Er selbst habe auch nie offiziell erklärt oder anerkannt, daß A’an Zhaxi einen Plan für ihn ersonnen hätte. Das Gericht von Yajiang erhob Klage gegen A’an Zhaxi, weil er angeblich ein Erdloch ausgehoben hätte, in dem er Sprengstoff gelagert hätte. Sie brachten auch grundlose Beschuldigungen gegen ihn vor, er sei gar kein echter Mönch, aber sie haben den Leuten niemals irgendein Beweisstück vorgelegt, das seine Schuld beweisen würde.

2. A’an Zhaxi selbst weigert sich, sich für schuldig zu erklären

Obwohl es viele falsche Gerüchte gab, denen zufolge A’an Zhaxi alles bereits aufrichtig gestanden haben soll, steht eindeutig fest, daß er sich zu überhaupt keiner Schuld bekennt. Am 2. Dezember 2002, als das Mittlere Volksgericht der Präfektur Ganzi das Urteil gegen ihn aussprach, rief A’an Zhaxi laut in Anwesenheit aller: „Sagt nicht, daß ich Sprengstoff gelegt hätte, so etwas ist mir niemals in den Sinn gekommen!“. Danach schrieb A’an Zhaxi in einem Brief an die Leute von Zirui und seine nahen Verwandten: „Ich bin nicht schuldig, bitte bemüht Euch um Gerechtigkeit für mich!“. Und als A’an Zhaxis jüngere Schwester Dolkar Lhamo ihn Ende 2008 zusammen mit Zengtar und Tsering Dekyi im Gefängnis besuchte, sagte er zu ihnen: „Ich habe definitiv keine Pläne ausgearbeitet, ich weiß überhaupt nichts von einer Explosion. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr Berufung gegen das Urteil einlegen könntet, damit ich Gerechtigkeit erfahre“. Vor allem am 11. Juli 2009, als Apapumu zu A’an Zhaxi ins Gefängnis ging, sagte er zu diesem: „Ich bin nicht verantwortliche für diese Explosionen, noch für irgendwelche anderen gesetzwidrigen Handlungen, die sie mir angehängt haben. Ich habe die Leute immerzu gelehrt, daß niemand ein Lebewesen verletzen solle, nicht einmal eine Ameise, wie könnte ich denn da für solch eine Tat verantwortlich gemacht werden? Wenn es möglich wäre, Berufung dagegen einzulegen, dann gäbe es Hoffnung, daß ich aller Anklagen enthoben würde. Bitte geh’ für mich nach Zirui, sag’ meinen Verwandten und allen Leuten der sechs Weiler von Orthok, sag’ allen, daß ich hoffe, von diesen Anklagen freigesprochen zu werden. Du bist nun also beauftragt, ruf’ alle Leute zusammen und unternimm’ alles nur irgendwie mögliche, damit das Urteil aufgehoben wird.“

3. Offizielle schmiedeten ein Komplott gegen Tenzin Deleg

Noch ehe das Urteil in dem Fall des Sprengstoffanschlags erging, hatten die Behörden der Präfektur Ganzi und des Bezirks Yajiang A’an Zhaxi schon mehrmals festgenommen. Beispielsweise mußte A’an Zhaxi in den Jahren 1998 bis 2000 zweimal kurz hintereinander in die Berge fliehen und sich dort verstecken. Als er zunächst das Kloster in Orthok und dann Jamyang Choekhorling in Nyagchuka errichtete, legten ihm einige Offizielle der Präfektur Ganzu, des Bezirks Yajiang und des Distrikts Lithang absichtlich Steine in den Weg und behinderten den Bau der Klöster, aber weil A’an Zhaxi sich dann direkt an den großen Panchen Lama um Hilfe wandte, mußten die Präfektur-, Bezirks- und Distriktsbehörden ihm schließlich die Genehmigungen geben. Auch in der Zeit, als A’an Zhaxi sich in den Bergen versteckt hielt, unterschrieben Tausende von Menschen eine Petition oder setzten ihren Daumenabdruck darunter, um die Behörden von seiner Unschuld zu überzeugen. Dieser Appell ging an die Bezirksregierung, ja sogar an die Zentralregierung und am Ende scheiterte der Versuch der Behörden ihn festzunehmen. Als A’an Zhaxi an seinen Heimatort zurückkehrte, wurde er von Tausenden von Menschen enthusiastisch empfangen, es waren so viele, daß die Lokalbehörden sie nicht einfach von der Bühne drängen konnten. Auf Grund dieser Entwicklung und des von Tag zu Tag wachsenden gegenseitigen Mißtrauens hegten die Lokalbehörden immer größeren Groll gegen A’an Zhaxi. Er war wie ein Dorn in ihrer Seite, und sie warteten nur noch auf eine günstige Gelegenheit, um zurückzuschlagen. So nahmen sie A’an Zhaxi dann am 2. April 2002 fest und beschuldigten ihn, der Kopf hinter den Explosionen auf dem Tianfu Platz in Chengdu gewesen zu sein. Es liegt aber auf der Hand, daß das nicht der Wahrheit entspricht.

Abschließend sei gesagt, daß es überhaupt kein Beweismaterial gibt, welches das Urteil gegen A’an Zhaxi unterstützen würde, noch gibt es ein Geständnis, es handelt sich hier einzig und alleine um einen Akt der Vergeltung der Lokalbehörden gegen A’an Zhaxi. Das Ganze ist ein Konstrukt, eine Erfindung und ein gänzlich vorfabrizierter Fall. Wenn man es darauf abgesehen hat, jemanden zu verurteilen, findet man immer irgendeine Anklage. Wenn dieser Fall nicht gerecht gelöst wird, dann werden unsere ganze Zirui Gemeinde, A’an Zhaxis Verwandte und alle seine Anhänger, ungeachtet dessen, ob die Reichen dabei zu Bettlern werden, gleichgültig, ob sie Männer oder Frauen sind, nicht aufhören, nach Gerechtigkeit zu rufen. Daher hoffen wir aufrichtig, daß das unparteiische Gesetz und Recht der Zentralregierung Einzug halten wird in diesen von Komplotten und Konspiration umnebelten Ort.

15. Juli 2009

Von der Bevölkerung des Bezirks Yajiang, Präfektur Ganzi, Provinz Sichuan