20. Juli 2009

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Tibetischer Mönch wegen Widerstands gegen die „patriotische Erziehung“ zu drei Jahren Haft verurteilt

Einer bestätigten, dem TCHRD zugegangenen Information zufolge verurteilte ein chinesisches Gericht in der Tibetisch-Autonomen Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, einen tibetischen Mönch zu drei Jahren Gefängnis, weil er gegen die 2007 in Lithang vorgenommene „patriotische Umerziehung“ protestiert hatte.

Der Mittlere Volksgerichtshof von Kardze verurteilte um den 3. Juli 2009 herum Jamyang Tenzin, einen 35jährigen Mönch des Klosters Yonru Geyden Rabgayling, zu drei Jahren Gefängnis. Jamyang Tenzin war am 3. Oktober 2007 wegen seines Protests gegen das Arbeitsteam, das die „patriotische Umerziehung“ im Kloster Yonru im Bezirk Lithang durchführte, festgenommen worden *.

Der lange Zeitraum, den Jamyang Tenzin von seiner Verhaftung im Oktober 2007 bis zum Urteilsspruch in Untersuchungshaft gehalten wurde, gibt uns Anlaß zu großer Sorge. Es handelt sich eindeutig um einen Verstoß gegen die chinesische Verfassung und die internationalen Menschenrechtsgesetze. Fast nichts wurde über den Verlauf der Gerichtsverhandlung bekannt. Man weiß auch nicht, ob es sich um einen ordentlichen Prozeß handelte und ob der Angeklagte einen Rechtsbeistand seiner Wahl gestellt bekam, denn seine Angehörigen wurden 21 Monat lang, seit seiner Festnahme 2007, völlig im Dunkeln gelassen.

Nachdem Ronggye Adrak während des jährlichen Pferderennen-Festivals am 1. August 2007 öffentlich seine Meinung kundgetan hatte, starteten die chinesischen Behörden in allen monastischen Einrichtungen in Lithang eine aggressive „patriotische Umerziehungskampagne“. Sie bestellten die Vorsteher von Gemeinden und Klöstern in und um Lithang ein und trugen ihnen auf, in der ersten Septemberwoche 2007 mit der patriotischen Erziehung zu beginnen, und sie drei Monate durchzuführen.

Während einer der Sitzungen dieser „patriotischen Erziehungskampagne“, bei der die Mönche und Nonnen Aufsätze mit Kritik am Dalai Lama schreiben und der chinesischen Regierung ihre Loyalität beteuern müssen, widersetzte sich Jamyang Tenzin am 3. Oktober 2007 im Kloster Yonru Geyden Rabgayling in Lithang dem mit der Durchführung betrauten „Arbeitsteam“. Er brachte sogar die Verhaftung von Ronggye Adrak und anderer Tibeter zur Sprache und drückte seine Sorge um ihren Zustand und Verbleib aus. Abschließend rief er „Möge der Dalai Lama Tausende von Jahren leben!“.

Jamyang wurde umgehend nach Beendigung der Sitzung von den dortigen Beamten des Public Security Bureau festgenommen. Sein weiteres Schicksal war bis zu der Gerichtsverhandlung Anfang dieses Monats unbekannt.

Der heute 35jährige Jamyang Tenzin, Sohn von Thinley Tsering und Tsering Dolma, kommt aus dem Dorf Yonru Sakhor, Bezirk Lithang, TAP Kardze, Provinz Sichuan. Er war Mönch in dem Kloster Yonru Geyden Rabgayling, einer Zweigstelle des Klosters in Lithang. 1995 war er in Indien gewesen, wo er im Kloster Gaden Jangtse als Mönch lebte. Bei seiner Rückkehr nach Tibet 2004 wurde er an der Grenze zu Nepal gefaßt und drei Monaten lang eingesperrt.

Das TCHRD ist betroffen über die Verurteilung von Jamyang Tenzin, denn durch die Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinung und Meinungsäußerung hat er in keiner Weise gegen die Verfassung und Gesetze Chinas verstoßen. Aus Sorge um das Schicksal Jamyang Tenzins ersucht das Zentrum die Regierungen der freien Welt und die internationale Gemeinschaft um sofortige Intervention. Da Jamyang Tenzin sich nichts zu schulden kommen ließ, als daß er seine Meinung äußerte und die ihm zustehenden Menschenrechte friedlich wahrnahm, appelliert das Zentrum an die chinesischen Behörden, ihn bedingungslos freizulassen.

* Siehe: 8. Oktober 2007, Zwei Tibeter in Lithang nach „patriotischer Umerziehung“ festgenommen