24. Juli 2009

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India,
phone/fax: +91 1892 223363 / 225874 / 229225, e-mail: office@tchrd.org, www.tchrd.org
Kontaktperson: Tashi Choephel Jamatsang, mobile: +91-9418122921


Seite drucken
  

 Zuchtmeister des Klosters Jakhyung in Amdo wegen „Pflichtversäumnis“ seines Amtes enthoben

Der Mentor des Klosters Jakhyung im Autonomen Bezirk Bayen Hui, Präfektur Tsoshar, Provinz Qinghai, wurde seines Amtes enthoben, weil er angeblich nicht gebührend mit den Kadern kooperierte, welche die patriotische Umerziehung im Kloster durchführen wollten.

Am 27. Juni erschien eine Gruppe von Beamten des Amtes für Religiöse Angelegenheiten des Bezirks Bayen Hui (chin. Hualong Hui), Präfektur Tsoshar (chin. Haidong), und des Büros für Öffentliche Sicherheit im Kloster Jakhyung, um die Mönche der patriotischen Umerziehung zu unterziehen, die neuerdings euphemistisch „Schulung in Gesetzesfragen“ genannt wird. Unserer Quelle zufolge hatten die Beamten den Zuchtmeister des Klosters, Lobsang Tsultrim, angewiesen, die Mönche für die „Schulung in Gesetzesfragen“ zusammenzurufen.

Jakhyung Gonpa

Obwohl der Zuchtmeister Lobsang Tsultrim den Unterricht offiziell angekündigt hatte, erschien kein einziger Mönch zu der „Schulung in Gesetzesfragen“. Die Behörden machten nun den Zuchtmeister für den Mangel an Disziplin im Kloster verantwortlich und warfen ihm vor, er habe die Mönche nicht richtig „erzogen“. Sie enthoben den 36jährigen Lobsang Tsultrim seines Amtes als Zuchtmeister des Klosters,entzogen ihm die Privilegien, die ihm als einem Mönch in gehobener Position zustanden, verwiesen ihn aus dem Kloster Jakhyung und verboten ihm, in irgendein anderes Kloster einzutreten. Im Kloster Jakhyung in Amdo leben an die 400 Mönche *.

Die Kampagne der „patriotischen Umerziehung“, die seit 1996 in den religiösen Einrichtungen in ganz Tibet durchgeführt wird, verpflichtet Mönche und Nonnen, sich von ihrem religiösen Oberhaupt loszusagen, sich gegen die „spalterischen“ Kräfte zu wenden, politische Texte zu studieren und der KP ihre Loyalität zu schwören. Das zu hat zahlreichen Verhaftungen von Mönchen, Ausweisungen aus Klöstern, Todesfällen und sogar der Schließung von monastischen Einrichtungen, die sich weigerten, der offiziellen Linie zu folgen, geführt. Diese Kampagne ist in Tibet das größte Hindernis für eine normale Religionsausübung gemäß den Traditionen und sie ist auch eines der Hauptinstrumente, mit dem der Staat die Religionsfreiheit in Tibet unterdrückt.

Seit es im vergangenen März zu den großen Protestaktionen auf dem tibetischen Hochland gekommen ist, wurde die Kampagne der „patriotischen Erziehung“ wieder aufgenommen und mit noch viel mehr Vehemenz in allen Schichten der tibetischen Gesellschaft durchgeführt. In den monastischen Gemeinschaften wird sie inzwischen als „Schulung in Gesetzesfragen“ bezeichnet. Die Kampagne, die sich anfänglich auf die monastischen Institutionen konzentrierte, welche lange als die Hochburgen politischen Widerstands galten, wurde nun auch auf Regierungsbedienstete, Sicherheitskräfte, Bauern, Nomaden, Geschäftsleute und Erziehungseinrichtungen ausgedehnt. Am 11. April 2008 wurde zuerst im Kloster Drepung mit der „Schulung in Gesetzesfragen“ begonnen, und in der Folge wurde sie auch in anderen monastischen Einrichtungen vorgenommen.

Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) verurteilt die Ausweisung von Lobsang Tsultrim entschieden und fordert unverzüglich die Einstellung der Kampagne „der patriotischen Erziehung“ oder der „Schulung in Gesetzesfragen“ sowie die Rückkehr zu einem normalen religiösen Leben in den monastischen Institutionen Tibets.

* Dieses Kloster wurde im 14. Jh. von Lama Dondrub Rinchen, dem Lehrer von Tsongkhapa, der als der Gründer der Gelugpa-Schule verehrt wird, gegründet. Hier entsagte Tsongkhapa der Welt, weshalb das Kloster Jakhyung als die Geburtsstätte der Gelugpa-Schule betrachtet werden kann.