11. März 2008
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Pressemitteilung

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Dutzende von Tibetern wegen friedlicher Proteste in Lhasa festgenommen

Bilder von einigen der in Lhasa am Barkhor am 10. März verhafteten Mönche

Einer bestätigten, dem TCHRD zugegangenen Meldung zufolge sind in der tibetischen Hauptstadt Lhasa am 10. März, dem 49. Jahrestag des Volksaufstands von 1959 gegen die chinesische Besatzung Tibets, Dutzende von Tibetern festgenommen worden, als sie, angeführt von Mönchen aus den Klöstern Drepung und Sera, einen friedlichen Protest veranstalteten.

Wie aus Quellen aus Tibet verlautet, brachen um die dreihundert Mönche aus dem am Stadtrand von Lhasa gelegenen Kloster Drepung gestern zu einem friedlichen Protestmarsch zum Barkhor im Zentrum der Stadt auf. Sie wurden jedoch von einem großen Aufgebot der chinesischen bewaffneten Polizei gestoppt, noch ehe sie Lhasa erreichen konnten. Sicherheitskräfte des Public Security Bureau nahmen ein paar Mönche fest, die sie als Anführer des Protestes verdächtigen.

Weiterhin veranstalteten gestern etwa zehn Personen, sowohl Mönche als auch Laien, vom Tsuklakhang Tempel im Zentrum Lhasas aus einen friedlichen Marsch für Tibet, sie riefen Freiheits-Parolen und verteilten Flugblätter und schwenkten die verbotene tibetische Nationalflagge an der geschäftigen Barkhor-Straße. Ihr Protest währte nicht lange, denn sie wurden augenblicklich von den dort stationierten Kräften des PSB festgenommen. Es heißt, sie seien schwer geschlagen und mißhandelt worden. Die Läden am Barkhor wurden zum Schließen aufgefordert und die Straßenhändler mußten ihre Sachen einpacken. Bisher konnte die Identität der Verhafteten noch nicht in Erfahrung gebracht werden, Quellen zufolge könnte es sich um junge Mönche aus Amdo handeln, die die Klöster Drepung und Sera besuchten. Zusätzliche paramilitärische Kontingente wurden bereitgestellt, sowohl als Warnung an die Bevölkerung als auch um die Aktivitäten der Bewohner schärfer kontrollieren zu können. Wir werden die Lage in Tibet im Auge behalten und weitere Entwicklungen sofort bekanntgeben.

Auch in der traditionell tibetischen Region Amdo kam es gestern zu einem Protest. In dem Bezirk Mangra, „Tibetisch-Autonome-Präfektur“ („TAP“) Tsolho (chin. Hainan), wurden 137 Mönche aus dem Kloster Lhutsang und 215 Laien von den Kräften der bewaffneten Volkspolizei zurückgehalten, als sie vor der Versammlungshalle des Landkreises, wo gerade eine offizielle Darbietung stattfand, einen Volksauflauf bildeten. Um einem etwaigen Protest vorzubeugen, wurde die Show abgebrochen. Daraufhin begannen Mönche und Laien „Lange lebe der Dalai Lama“ und „Der Dalai Lama muß nach Tibet zurückkehren“ zu rufen. Derzeit gibt es keine Nachricht über Verhaftungen, es heißt jedoch, die Behörden würden ermitteln, welche Personen an dem Protest beteiligt waren.

Der Vorsitzende der Regierung der „Autonomen Region Tibet“ („TAR“), Jampa Phuntsog, bestätigte beiläufig, daß es in Lhasa einen Protest gegeben habe, heißt es in einem Bericht von AP.

Die chinesischen Behörden schränkten die Aktivitäten der Tibeter bereits im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking erheblich ein. Das Zentralkomitee für die „Umfassende Handhabung der sozialen Sicherheit“ hat strikte Anordnungen getroffen, damit es zwischen März und September zu keinen Konflikten, chaotischen Situationen und anderen Störungen der sozialen Ordnung kommen soll. Das Sprachrohr der herrschenden Kommunistischen Partei Chinas, People’s Daily, berichtete: „Wir sollten gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um die Probleme in bezug auf die Harmonie und Stabilität zu lösen“.

Das TCHRD erachtet den Fall als einen schweren Anschlag, unter dem Vorwand der Aufrechterhaltung der Stabilität und sozialen Ordnung, auf die Meinungs-, Rede- und Versammlungsfreiheit in Tibet.

Freie Meinungsäußerung ist eines der grundlegenden Menschenrechte und Voraussetzung für die Wahrnehmung aller anderen Menschenrechte. Art. 35 der Verfassung der Volksrepublik China garantiert die „Freiheit der Meinungsäußerung, Presse, Versammlung, Bildung von Vereinigungen, Protestzügen und der Demonstration“. Art. 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte lautet: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“

Das TCHRD ist in großer Sorge um das Schicksal der gestern festgenommenen Tibeter und bittet und die internationale Gemeinschaft, sowie verantwortungsbewußte Regierungen um sofortige Intervention. Da diese Tibeter mit ihren Aktivitäten nur ihre Meinung und ihre Gefühle zum Ausdruck brachten und ihre grundlegenden Menschenrechte ausübten, ruft das Zentrum die chinesische Regierung auf, sie sofort bedingungslos freizulassen.