18. August 2007
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone/Fax: +91 1892 23363 / 25874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org


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Rongye Adraks Schicksal immer noch ungewiss

Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) ist ernsthaft besorgt um das Wohlergehen von Rongye Adrak, der seit dem 1. August 2007 willkürlich festgehalten wird, weil er während einer offiziellen von der Bezirksregierung von Lithang/Osttibet (Autonome Tibetische Präfektur Kardze) organisierten Feier zum 80. Gründungstag der chinesischen Volksbefreiungsarmee (PLA) und zum Auftakt des jährlichen Pferderennens einen öffentlichen Protest inszeniert hatte.
Eine Einheit von PAP-Soldaten mit Anti-Terror-Schutzschilden in Lithang
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Man weiß, daß er im Haftzentrum des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) von Lithang inhaftiert ist. Das TCHRD befürchtet, daß Rongye Adrak im Polizeigewahrsam gefoltert wird, wie es in allen Gefängnissen und Haftzentren der Chinesen gang und gäbe ist.

Nach der Verhaftung von Rongye Adrak wurden massive Sicherheitsvorkehrungen getroffen, weil die Behörden Unruhen größeren Ausmaßes unter der Bevölkerung befürchteten. Das TCHRD erhielt exklusive Fotos, welche die angespannte Situation verdeutlichen. Verlautbarungen zufolge entsandte die Bezirksverwaltung eine große Anzahl von paramilitärischen Kräften in die Gegend und schränkte die Bewegungsfreiheit der Bewohner drastisch ein. Die Lage in Lithang ist nach der Festnahme von Rongye Adrak nach wie vor angespannt, und das lange Stillschweigen der lokalen Behörden zu den hartnäckigen Forderungen der Leute, ihn unverzüglich freizulassen, hat die Situation nicht verbessert.

Obwohl die örtlichen Beamten versprochen hatten, ihn am folgenden Tag um 14 Uhr zu entlassen, gibt es bisher keine Bestätigung für seine Freilassung. Einigen Berichten zufolge sind zahlreiche Unterstützer von Rongye Adrak, die tagelang vor dem Verwaltungsgebäude in Lithang demonstriert hatten, nach eindringlichen Bitten ihrer Gemeindeältesten inzwischen abgezogen, um eine gewaltsame Niederschlagung der Aktion zu vermeiden.

Angesichts des vor einigen Tagen erfolgten bewegenden Appells des Sohns und des Neffen von Rongye, die im Exil in Indien leben, bittet das TCHRD internationale Bürgerrechtsgruppen und die zuständigen UN-Gremien für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte dringend um ihre Intervention und Unterstützung für eine baldige Freilassung des willkürlich Inhaftierten.

Am 1. August hatte Rongye Adak, ein stämmiger Khampa aus Lithang, die Bühne betreten, wo er dem Lama des Ortes seinen Respekt erwies, das Mikrophon ergriff und unvermittelt eine Rede hielt. Er fragte die versammelten Nomaden, ob sie wollten, daß Seine Heiligkeit der Dalai Lama nach Tibet zurückkehre. Alle riefen einstimmig "ja", jubelten, klatschten und pfiffen. Er forderte auch die Freilassung von Gedhun Choekyi Nyima, dem XI. Panchen Lama Tibets, sowie die von Tulku Tenzin Delek.

Das Zentrum erachtet den Fall als einen schweren Angriff auf die Meinungs- und Redefreiheit. Freie Meinungsäußerung ist eines der grundlegenden Menschenrechte und Voraussetzung für die Wahrnehmung aller anderen Menschenrechte. Art. 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte lautet: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Ebenso garantiert Art. 35 der Verfassung der Volksrepublik China die „Freiheit der Meinungsäußerung, Presse, Versammlung, Bildung von Vereinigungen, Protestzügen und der Demonstration“.

Das TCHRD ruft die Regierung der VR China weiterhin auf, alle politischen Gefangenen freizulassen, die festgenommen und inhaftiert wurden, nur weil sie ihre grundlegenden Menschenrechte wahrgenommen haben, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in der Verfassung und in zahlreichen anderen Völkerrechtsabkommen, denen China beigetreten ist, verankert sind. Für das TCHRD sind die Worte, die Rongye Adrak an seine Landsleute richtete, ein echter Ausdruck der Sorge sowie der Verzweiflung, in der sich die Tibeter als Folge der repressiven Politik Chinas befinden. Die chinesische Regierung sollte diesen echten Anliegen der Tibeter vor Ort Beachtung schenken, statt die grundlegenden Menschenrechte des tibetischen Volkes noch weiter zu dezimieren.