25. Juli 2007
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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China erhöht den Druck auf ehemaliges Kloster von Tenzin Delek und läßt Sympathisanten festnehmen

Wie das TCHRD aus zuverlässigen Quellen erfuhr, verhafteten die chinesischen Behörden des Bezirks Lithang am 18. Juli 2007 eine ältere Tibeterin, die zum Kreis der Sympathisanten des Tulku Tenzin Delek gehörte. Außerdem verboten sie den Mönchen des Klosters Nalanda Thekchen Jangchup Choeling, bei der Einweihungszeremonie der neuen Gebetshalle ein Portrait Tenzin Deleks herumzutragen. 

Am 18. Juli 2007 wurde das buddhistische Fest Choekor Duechen (der Tag, an dem Buddha Shakyamuni seine erste Lehrrede hielt) gefeiert, zu dem zahlreiche Nomaden aus dem Gebiet um das Dorf Othok im Bezirk Lithang, TAP Kardze, herbeiströmten. Sie besuchten gleichzeitig das traditionelle jährliche Pferderennen, das in der Nähe des Klosters stattfindet und eine Unmenge tibetischer Teilnehmer und Zuschauer anzieht. Dieses von Tulku Tenzin Delek erbaute Kloster erhielt seinen Namen von dem X. Panchen Lama (Kham Nalanda Thekchen Jangchup Choeling).

An diesem Tag wurde im Kloster auch eine neu gebaute Gebetshalle (tib. dukhang) eingeweiht. Während der Zeremonie schickten sich Mönche an, ein Portrait des Tulku Tenzin Delek zu einem Thron zu tragen. Wie dem TCHRD berichtet wurde, waren sofort chinesische Behördenvertreter zur Stelle, die den Mönchen Einhalt geboten und denjenigen, der das Bildnis trug, zur Rede stellten. Wie berichtet wird, hat das bei der Zeremonie zahlreich anwesende Publikum deutlich zum Ausdruck gebracht, daß es die Willkür der Behörden bei der Behandlung der Angelegenheit mißbilligt.

Einen Tag später kamen Sicherheitskräfte ins Dorf Othok und nahmen eine ältere Tibeterin (deren Name uns bislang unbekannt ist) unter der Beschuldigung fest, sie habe die Leute dazu angestiftet, den Tulku an seinem Haftort zu besuchen. Die Offiziellen sollen ferner das Dorfkomitee verwarnt und ihm befohlen haben, seine Leute künftig besser im Zaum zu halten, denn es sei für ihr Verhalten verantwortlich.

Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen setzten die Behörden von Lithang sogar die Bewaffnete Volkspolizei ein und unterstellten das Kloster sowie die ganze Umgebung massiven Einschränkungen. Einige Einwohner von Lithang wollten sich daraufhin nach Chengdu, der Provinzhauptstadt von Sichuan, begeben, um dort bei den übergeordneten Behörden vorstellig zu werden. Es wurde ihnen jedoch strengstens untersagt, sich überhaupt dorthin zu begeben. Eine andere Gruppe von 10 Tibetern aus dem Bezirk Nyachuka, die sich ebenfalls über die Willkür der örtlichen Behörden beschweren wollte, soll festgenommen worden sein. 

Der hochgeachtete tibetische Mönch Tulku Tenzin Delek, der sich energisch für den Umweltschutz, die tibetische Kultur und die Bewahrung des tibetischen Buddhismus engagierte, wurde unter der Anklage verhaftet, für eine Reihe von Bombenexplosionen, zu denen es 2002 in Chengdu kam, verantwortlich zu sein.

Am 7. April 2002 sprach ihn der Mittlere Volksgerichtshof der TAP Kardze, Sichuan, "terroristischer Bombenanschläge und der Aufhetzung zu separatistischen Aktivitäten" schuldig. Am 2. Dezember 2002 wurde er mit zweijährigem Aufschub zum Tode verurteilt. Sein Schüler Lobsang Dhondup wurde wegen „Ausführung eines Bombenattentats“ und „Aufhetzung zum Separatismus“ ebenfalls zum Tode verurteilt.

Beide weigerten sich, das Urteil anzuerkennen und legten vor dem Obersten Gerichtshof von Sichuan Berufung ein, ihr Einspruch wurde jedoch in zweiter Instanz abgewiesen. Am 26. Januar 2003 wurde das Urteil der ersten Instanz bestätigt und Lobsang Dhondup noch am selben Tag hingerichtet.

Am 25. Januar 2005 wandelte der Oberste Gerichtshof der südwestchinesischen Provinz Sichuan das Urteil von Tulku Tenzin Delek in eine lebenslängliche Haftstrafe mit Aberkennung der politischen Rechte um. Es gibt nach wie vor keine zuverlässigen Informationen über seinen Haftort und sein Befinden, was zu großer Sorge Anlaß gibt, denn sein Gesundheitszustand war bereits vor seiner Verhaftung schlecht, und inzwischen sind infolge der schweren Haftbedingungen höchstwahrscheinlich weitere Komplikationen hinzugekommen.

In internationalen Kreisen herrscht breite Übereinstimmung darüber, daß Tulku Tenzin Delek fälschlicherweise verdächtigt wurde, in die Bombenattentate verwickelt zu sein. Sein unermüdlicher Einsatz für die tibetische Kultur und Religion, sein hohes Ansehen unter den Tibetern in der Gegend, seine nicht wankende Loyalität gegenüber dem Dalai Lama und dessen Lehren, seine sozialen Aktivitäten im Bezirk Lithang, wie die Gründung von Schulen, Altenheimen und Klöstern, sowie seine stete Bereitschaft, an der Lösung von Konflikten mitzuwirken, waren den Behörden längst ein Dorn im Auge gewesen, weshalb er schon vor seiner Festnahme unter strikter Überwachung stand.

Das TCHRD ist überzeugt, daß der Tulku unschuldig ist und zu Unrecht mit dem Bombenattentat in Verbindung gebracht wird. Es drängt die chinesische Regierung, Auskunft über seinen Haftort und seinen Gesundheitszustand zu geben und ihn unverzüglich freizulassen. Es fordert ebenso eine Wiederaufnahme des Verfahrens unter fairen und offenen Bedingungen gemäß den internationalen Normen und der allgemein gültigen Rechtspraxis.