12. Mai 2003
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Pressemitteilung

Zwangsumsiedlung von Tibetern wegen eines neuen Staudammprojektes in Osttibet

Die chinesische Regierung hat mit einem Erlaß verfügt, daß achttausend tibetische Bewohner des Kreises Barkham, TAP Ngaba, Provinz Sichuan, zwangsweise umgesiedelt werden, um Platz für ein größeres Infrastrukturprojekt mit sieben neuen Staudämmen zu schaffen. Es wird befürchtet, daß bei der Konstruktion der Staudämme viele buddhistische Heiligtümer und andere alte bauliche Wahrzeichen überflutet werden. Vorgesehen für den Bau der Dämme sind die Gegenden Drakbar, Kyomkyo, Damba, Dzongbud, Tawei, Tsodun, Kokyab, sowie der Kreis Chuchen.

Der Hauptzweck des Projektes, das bis 2006 fertiggestellt sein soll, ist die Stromerzeugung und die Deckung des riesigen Trinkwasserbedarfs der Städte im chinesischen "Mutterland". Es heißt, viele chinesische Arbeiter seien bereits in Drakbar eingetroffen, wo bald mit dem Bau begonnen werden soll. Die tibetischen Bewohner der Gegend seien über den Anblick so vieler chinesischer Arbeiter entsetzt und würden sich große Sorgen um ihre Zukunft machen.

Im Dezember 2001 hatten die chinesischen Behörden 60 Familien aus dem Kreis Gonjo, Präfektur Chamdo, in die Präfektur Nyingtri (Kongpo) in der TAR umgesiedelt. Diese Leute, zumeist Bauern, die von ihrem traditionellen Ackerbau lebten, wurden mit einer Strafe von 70.000 Yuan bedroht, falls sie der Order nicht Folge leisteten. Die aus ihrer Heimat vertriebenen Familien sahen sich in der neuen Umgebung enormen Schwierigkeiten gegenüber. Sie versuchten, das Land zu bebauen, wie sie es von ihrem heimatlichen Boden gewohnt waren, doch die Ernte schlug fehlt. Viele mußten nach Lhasa gehen und dort nach Arbeit suchen, um ihre Familien durchzubringen. Die Regierung hatte ihnen eine Entschädigung versprochen, gab ihnen aber am Ende keinen einzigen Heller.

Derartige Projekte im Rahmen des vielgepriesenen "Western Development Programm" (WDP), das 1999 gestartet wurde, machen es den Tibetern immer schwerer, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die meisten Infrastrukturprojekte des WDP haben den Transfer von Ressourcen wie Wasser, Erdgas und Elektrizität von Tibet in die östlichen Provinzen Chinas zum Zweck. Der laufende zehnte Fünfjahresplan Chinas (2001-2005) "für die nationale, ökonomische und soziale Entwicklung", der einen massiven Ressourcentransfer von dem tibetischen Hochland nach Ostchina vorsieht, verletzt das Recht des tibetischen Volkes auf Lebensunterhalt.

Die Tatsache, daß die Tibeter keinen "aktiven, freien und sinnvollen Anteil an der Entwicklung und an der gerechten Verteilung des aus den staatlichen Entwicklungsprojekten resultierenden Nutzens" haben, stellt eine Verletzung des Rechtes des tibetischen Volkes auf die Verfolgung seiner "wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung" dar. Das TCHRD ist tief besorgt über die prekäre Lage der in dieser Gegend ansässigen Tibeter, die von diesem Staudammprojekt betroffen sind.