18. Juni 2003

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
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Ein tibetischer Häftling in Nepal freigekommen

Der tibetische Gefangene Sobho, 28, der im Central Bhadra Jail inhaftiert war, wurde am 17. Juni freigelassen, nachdem das Office of Tibet und das Tibetan Refugee Reception Centre (TRRC) in Kathmandu das Lösegeld von 107 $ für ihn bezahlt hatten. Er wurde dem UN Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) übergeben und befindet sich derzeit in der Obhut des TRRC.

Verlautbarungen zufolge gab es Versuche, den Freilassungsprozeß von Sobho zu behindern. Um ihn selbst zu zitieren: "Am 17. Juni wurde ich gegen 17 Uhr entlassen. Während die Mitarbeiter des TRRC die Formalitäten erledigten, kamen zwei nepalesische und ein tibetischer Mann zweimal zu mir ins Gefängnis. Sie stellten mir viele Fragen - etwa, was das TRRC für mich mache, und wann ich entlassen würde usw. Vor allem forderten sie von mir, ein Schriftstück zu unterschreiben, was ich jedoch ablehnte. Ich hatte den Eindruck, daß diese Männer versteckte Motive hatten, als sie mich interviewten"

Das TCHRD betrachtet diese Freilassung als eine versöhnliche Geste seitens der nepalesischen Behörden angesichts des internationalen Aufschreis über die kürzlich erfolgte Deportation von 18 Tibetern. Mehrere Regierungen und NGOs "bedauerten und verurteilten" diese Maßnahme der Regierung Seiner Majestät von Nepal, weil sie sich den Anordnungen der chinesischen Botschaft in Kathmandu gegenüber so willfährig gezeigt hatte.

Unterdessen liegen uns bestätigte Informationen vor, daß die Einwanderungsbehörde für die drei Kinder (die unter den 21 Verhafteten waren, von denen 18 deportiert wurden) bisher keine Erlaubnis erteilte, nach Indien auszureisen. Sie befinden sich daher in Gefahr, deportiert zu werden, sobald die chinesische Botschaft genügenden Druck auf die nepalesische Regierung ausübt. Derzeit gibt es 10 tibetische Häftlinge in nepalesischen Gefängnissen, die alle in Ermangelung der notwendigen Aufenthaltspapiere und Visa eine Haftstrafe von 10 Jahren verbüßen.

Sobho äußerte sich sehr besorgt über das Schicksal der neulich an die Chinesen ausgelieferten Flüchtlinge: "Die Deportation von 18 Tibetern ist einfach schockierend. Ich fühle wirklich mit ihnen in ihrer Notlage mit. Zurückgeschickt zu werden, ist der schlimmste Alptraum für jeden Flüchtling. Sie haben jetzt mit Mißhandlungen und Folter zu rechnen. Ich appelliere an die internationale Gemeinschaft und an die zuständigen Regierungen, keine Tibeter mehr zu deportieren. Diese Flüchtlinge sind gerade den Klauen des Todes entgangen und jetzt werden sie in die Hölle zurückgeschickt, wo sie der Strafverfolgung der Chinesen ausgesetzt sind".

Sobho hatte schon vor fünf Jahren einen Fluchtversuch aus Tibet unternommen, der jedoch mißglückte. Er war mehrere Monate in dem Nyari Haftzentrum in der Präfektur Shigatse, TAR, eingesperrt gewesen. Obwohl er dieses Mal seinen Fuß auf nepalesischen Boden setzen konnte, wurde er am 7. Mai 2003 an dem Checkpoint Barabise festgenommen und dort 6 Tage festgehalten, ehe er dem Immigration Department überstellt wurde. Diese Behörde leitete ein Verfahren gegen ihn ein und setzte eine Visumsgebühr von 37.50 $ zuzüglich einer Strafe von NRs 5.000 (70 $) fest. Weil er diese Summe nicht bezahlen konnte, wurde Sobho wegen Zahlungsverzugs zu einer Haftstrafe von 10 Monaten verurteilt.

Sobho stammt aus dem Distrikt Derge, TAP Kardze, Provinz Sichuan. Nachdem er 7 Jahre als Mönch in dem Buddhistischen Institut Serthar verbracht hatte, mußte er diesen Ort verlassen, als die chinesischen Behörden Mitte 2001 etwa 8.000 Studierende von dort vertrieben und ihre Unterkünfte zerstörten. Um seine religiösen Studien fortführen zu können, beschloß Sobho daher, die monastische Ausbildung in den Exilklöstern in Südindien zu vollenden. Der Wunsch nach einer Audienz beim Dalai Lama ist ein weiterer Beweggrund für seine Flucht aus Tibet.