Teil 5 |
LETZTER APPELL
Chronologie der Todesfälle durch Folter seit 1987
Die folgende Liste beschränkt sich auf namentlich bekannte tibetische politische Häftlinge, die nach 1986, dem Jahr also, in welchem die PRC die UNO Konvention gegen die Folter unterzeichnete, unter der Hand der chin. Besatzer starben. Bis heute wurden dem TCHRD 60 Todesfälle durch Folter, darunter 11 Tote nach den zwei Demonstrationen in Drapchi vom Mai 1998, bekannt. Dabei sind jene Tibeter, die erschossen oder auf der Stelle bei Demonstrationen getötet wurden, nicht erfaßt. Viele andere Tibeter, deren Fälle unbekannt blieben, starben auf ähnliche Weise. Die Informationen über Todesfälle erreichen uns meistens verzögert, da die Besatzer in Tibet keine Details über den Tod von Gefangenen herausgeben. Es ist an der Regel, daß das TCHRD von ehemaligen politischen Gefangenen über Todesfälle informiert wird, die Monate oder gar Jahre zurückliegen. Der Tod in der Gefangenschaft oder durch Folter in der Inhaftierung trägt in Tibet eigene Züge. Er tritt sich meistens erst außerhalb des Gefängnisses ein, ist aber direkt auf die unmenschlichen Schläge und Folterungen während der Vernehmungen zurückzuführen. Die Gefängnisoberen entlassen in der Regel Gefangene, die dem Tode nahe sind, um die Schuld von sich abzuwälzen. Viele erliegen auch den langen, durch die Folter verursachten Gebrechen oder bleiben nach den Mißhandlungen ohne ärztliche Versorgung.
1987
1. Geshe Lobsang Wangchuk: Aus Amdo Shogchung in Distrikt Nagchu. Während des Volksaufstandes von 1959 in Lhasa galt er als einer der wichtigsten religiösen Persönlichkeiten der Region. Geshe Lobsang Wangchuk wurde 1960 verhaftet und zu 10 Jahren verurteilt. Seine Gesundheit war durch die zahlreichen thamzing ("Kampf-Sitzungen") zusammengebrochen. Am 3. Dez. 1981 wurde er erneut verhaftet, weil er ein Buch "Geschichte der tibetischen Unabhängigkeit dreieinhalb Jahre lang" geschrieben hatte. Anfang 1987 hieß es, daß sein Zustand wegen der vielen Schläge sehr schlecht sei und er seine Hände nicht mehr gebrauchen könne. Er starb am 7. Nov. 1987 im Drapchi Gefängnis.
2. Dawa: Er nahm am 1. Okt. 1987 an einer Demonstration am Barkhor teil und wurde von der PAP verhaftet und gefoltert.
3. Lobsang Dhonyoe: Geboren in Shigatse 1959, wurde Mönch im Jokhang Tempel in Lhasa. Er wurde wegen der Demonstration am 1. Okt. 1987 gefoltert und starb wenige Tage später.
4. Rabgang Gonpo Sonam: Geboren in Gyaltse Rabgang, Tsang, wurde viele Male verhaftet, weil er von Freiheit für Tibet gesprochen hatte. 1993 wurde er ins Drapchi Gefängnis gesteckt und dort schwer gefoltert und mißhandelt. Als Folge davon erkrankte er an Epilepsie und seine Gesundheit brach zusammen. Er starb am 23. Dez. 1987 mit 61 Jahren.
1988
5. Lobsang Dolma: Aus Nyethang in der Region Lhoka, eine Nonne des Shugseb Klosters. Am 17. Mai 1988 mit 26 Jahren wurde sie in Gutsa eingekerkert und schwer gefoltert. Als ihr Zustand kritisch wurde, entließ man sie im Juli. Trotz ihrer Gebrechen versuchte sie Ende Juli aus Tibet zu fliehen, aber starb auf ihrem Weg nach Indien an den in der Haft erlittenen Verletzungen.
6. Yeshi Lhundup: Ein ehemaliger Angehöriger der tibetischen Exilregierung, der 1987 nach Tibet zurückkehrte. Er wurde Anfang 1988 in Nyanam verhaftet und kam in das Sangyip Gefängnis. Dort wurde er gefoltert und nach sieben Monaten entlassen. Zwei Wochen später starb er in Tsomoling.
7. Tashi Tsering: 1951 geb., ein Mönch von Kloster Nechung. Wurde wegen Demonstrierens am 5. April 1988 verhaftet und so brutal von der Polizei zusammengeschlagen, daß er den Gehirnverletzungen erlag.
8. Tashi Yeshi: 1976 in Taktse, Großraum Lhasa, geboren, war ein Mönch von Gaden. Während einer Umerziehungsklasse wurde er verhaftet und zu 2 Jahren in Trisam verurteilt. Im Mai 1988 wurde er entlassen, nachdem er schwer von einem Gefängniswächter geschlagen worden war, aber starb sechs Tage später zuhause.
9. Lhakpa Dhondrup: Aus Meto Changse in Tsemonling, Lhasa, beteiligte sich an einer friedlichen Demonstration am 5. März 1988 und wurde in Gutsa inhaftiert, wo er gefoltert und zu Tode geschlagen wurde.
10. Lobsang Sonam: geb. 1959, war ein Fabrikarbeiter in dem tib. Shin Ha Verlag. Lobsang wurde von den Chinesen in die Hüfte geschossen, als er am 5. März 1988 friedlich demonstrierte. Im Krankenhaus wurde ihm wegen seiner Beteiligung an der Demonstration jede medizinische Hilfe verweigert und er starb am 5. April 1988.
11. Lobsang Choephel: geb. 1967, wurde wegen Beteiligung an der Demonstration vom 5. März 1988 verhaftet und starb, nachdem er von der Polizei geschlagen und gefoltert wurde.
12. Tenzin Sherab: Ein junger LKW-Fahrer aus Lhasa, der am 5. März 1988 demonstrierte. Er wurde ins Bein getroffen und dann von der PAP mißhandelt, dabei mit einer Eisenstange durchbohrt. Am 23. März wurden seine Verwandten informiert, sie sollen seine Leiche abholen. Sein Gesicht war so zerschlagen und entstellt, daß ein Auge heraushing. Viele seiner Knochen waren gebrochen.
1989
13. Migmar: Aus Kyi-Rae, Lhasa, beteiligte sich am 5. März 1989 an der Demonstration, wurde im Seitru Gefängnis gefoltert und dadurch chronisch krank. Er starb an seinen Verletzungen.
14. Ngawang Zegay: geb. in Toelung, war Mönch in Drepung. Am 27. Sept. 1988 nahm er an einer Demonstration teil und wurde am selben Tag nach Gutsa gebracht, wo er grausam von den Chinesen gefoltert wurde. Er wurde 1989 entlassen und starb wenige Tage später.
15. Chonzed Tenpa Choephel: Ein Gärtner im Norbulingka Palast in Lhasa, wurde am 15. Dez. 1987 mit 66 Jahren verhaftet, weil er ein Bild des Dalai Lama besaß. Er starb im Gefängnis von Sangyip am 25. Aug. 1989 nach schweren Schlägen und Mißhandlungen.
16. Yeshi: Der 23-jährige Yeshi wurde 1989 in Drapchi gefangengesetzt. Er starb nach der exzessiven Folterung im Gefängnis.
17. Lobsang Khedup: Wurde am 6. März 1988 in Gutsa festgehalten. Starb kurz nach seiner Entlassung am 10. Okt. 1989. Bei seiner Bestattung wurde entdeckt, daß die zerbrochenen Rippen in Lungen und Herz eingedrungen waren und diese völlig zerstört hatten.
18. Yeshi: Er wurde um Mitternacht am 7. März 1989 verhaftet und 3 Monate in Gutsa festgehalten. Als er am 22. Aug. 1989 starb, wurde entdeckt, daß seine Leber und Genitalien durch die Folter ganz zerquetscht waren. Offiziell wurde behauptet, er hätte sich vergiftet.
19. Phala: Er wurde in Distrikt Chamdo geboren und im Dez. 1988 verhaftet. In der Haft in Drapchi starb er im Alter von 46 Jahren.
1990
20. Kalsang Tsering: Ein Mönch aus Kloster Sera, geb. im Distrikt Lhundup. Am 10. Dez. 1989 führte er eine Demonstration. Als die Chinesen zu schießen begannen, wurde er schwer verwundet. Nach einem Monat erfolgloser Behandlung starb Kalsang in dem Volkshospital von Lhasa im Alter von 29 Jahren.
21. Lhakpa Tsering: Aus Kyi-Ra, Lhasa, starb mit erst 19 Jahren. Er hatte Anfang 1989 die Gangsen Jungendgruppe gegründet und Dokumente verteilt. Wurde am 4. Nov. 1989 verhaftet. Lhakpa kam in das Drapchi Gefängnis und wurde zu 3 Jahren verurteilt. Dort wurde er ständig gefoltert, weil er den chin. Peinigern herausfordernde Antworten gab, was zu seinem Tod am 15. Dez. 1990 führte. Gefangene in der anliegenden Zelle berichteten, daß sie ihn während der Mißhandlungen schreien hörten: "Mutter, bitte rette mich, sie bringen mich um!"
1991
22. Jampa Gelek: geb. in Meldro Gongkar, starb mit 26 Jahren. 1983 trat Jampa dem Kloster Gaden bei und war an der Unabhängigkeits-Bekundung vom 5. März 1988 beteiligt. Er wurde am 7. März verhaftet und beständig geschlagen und mißhandelt. Oft wurde er unter Schlägen vernommen und auf den Kopf getroffen, was zu Kopfschmerzen und Gehörverlusten führte. Jampa wurde nach 5 Monaten rigoroser Haft entlassen, aber wegen der fortgesetzten Torturen war seine Gesundheit zusammengebrochen und er verschied 1991.
23. Laba Dunzhu: 1989 verhaftet, litt an einer Milzruptur und inneren Verletzungen, nachdem er in der Haft gefoltert wurde. Er kam schließlich in das Volkshospital von Lhasa, wo er im Nov. 1991 starb.
24. Tsamla: Eine Geschäftsfrau aus Lhasa, 39 Jahres alt, starb am 25. Aug. 1991, sechs Monate vor der Absitzung ihrer Zweijahresstrafe. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt, aber man weiß, daß Tsamla an inneren Verletzungen litt, wahrscheinlich durch die wiederholten, brutalen Schläge, Stöße und Angriffe mit Elektrowaffen im Gefängnis hervorgerufen. Sie wurde im Mai oder Juni 1991 zur Untersuchung in die Klinik gebracht, wo eine geborstene Milz gefunden wurde. Nach zwei Monaten im Krankenhaus starb sie. Tsamla wurde am 10. Dez. 1988 verhaftet, nachdem sie angeblich Sicherheitspolizisten mit einer Stange auf den Arm getroffen hatte, um diese vom Schießen auf Demonstranten abzulenken.
1992
25. Dawa Dhondup: Dawa stammte aus Gyantse in der Region Shigatse, er wurde am 7. März 1989 wegen vermeintlichem Diebstahl verhaftet und in das Sangyip Gefängnis gebracht, wo er häufig gefoltert wurde. Am 7. März 1992 wurde er entlassen, aber litt weiterhin an den Folgen der ununterbrochenen Peinigung. Seine Gesundheit verschlechterte sich und er suchte das Volkshospital auf, wo er aber nicht richtig behandelt wurde. Nach seinem Tod am 2. Nov. 1992 berichtete der topdhen, daß Dawas Wirbelsäule beschädigt war und seine Arme und Beine durch die grausigen Schläge völlig zermalmt waren.
26. Rinzin Choendhen: War eine Nonne im Shugseb Kloster, stammte aus Gongkar in der Region Lhoka und wurde am 2. März 1989 verhaftet. Sie kam zuerst in die Gutsa Haftanstalt und dann in das Chushul Distriktgefängnis, wo sie vernommen und gefoltert wurde. Nach einer Woche wurde sie auf Intervention des Oberlamas von Shugseb entlassen, aber daraufhin innerhalb eines Monats aus dem Kloster vertrieben. Mit Nierenverletzungen, die sie in der kurzen Zeit in der Haft durch Schläge und Stöße erlitten hatte, wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert. Mit 26 Jahren starb sie am 10. Okt. 1992.
1993
27. Lhadar: Ein tibetischer Mönch, der in der chin. Polizeihaft zu Tode gefoltert und geschlagen wurde. Er wurde am 20. Aug. 1993 zusammen mit anderen Mönchen von dem Lithang Kloster in Kham verhaftet. Es heißt, daß er im Aug. 1993 in dem Distrikt Gefängnis von Lithang starb.
28. Tsenyi: geb. 1970 in Lhasa, eine Mitarbeiterin der Zeitung Tibet Daily. Sie entkam im Febr. 1990 nach Indien, aber kehrte 1993 nach Tibet zurück, um die religiösen Riten für ihren kürzlich verstorbenen Vater durchzuführen. Am 24. Mai 1993 hatte Tsenyi an einer Demonstration gegen erhöhte Besteuerung von Waren teilgenommen, was zu einem Unabhängigkeitsprotest wurde. Sie wurde am 17. oder 18. Juni 1993 verhaftet, in das Seitru Gefängnis gebracht, wo sie geschlagen wurde, obwohl sie schwanger war. Sie wurde zwar zeitweilig entlassen, aber ständig verfolgt und belästigt. Tsenyi war psychisch völlig gebrochen, so daß sie mit 23 Jahren Selbstmord beging und ein noch nicht ein Jahre altes Kind hinterließ.
1994
29. Lobsang Yonten: geb. in dem Dorf Nharub in Gongkar, Region Lhoka, war allgemein bekannt als Tsasur Zhang-La (Onkel Tsasur). Er wurde im Mai 1993 verhaftet, weil er versuchte eine europäische Delegation, die Tibet besuchte, zu kontaktieren. Die chin. Polizei ließ ihn daraufhin verschwinden, und er wurde ständig gefoltert, was zu seinem gesundheitlichen Zusammenbruch führte. Er starb am 30. Okt. 1994 mit 65 Jahren.
30. Phuntsok Yangkyi: Eine 20-jährige Nonne, geb. in Taktse. Sie gehörte dem Michungri Kloster an und saß im Drapchi Gefängnis eine fünfjährige Strafe ab, weil sie im Febr. 1992 an einer Unabhängigkeitsdemonstration teilgenommen hatte. Sie wurde geschlagen, nachdem sie am 11. Febr. 1994 nationalistische Lieder im Gefängnis gesungen hatte. Im Mai 1994 fiel sie ins Koma, weil ihr Körperflüssigkeit entnommen wurde. Nägel, Zunge und Lippen wurden blauschwarz. Sie starb sechs Tage später am 4. Juni 1994.
31. Dawa Tsering: geb. in Lhasa; mit 28 Jahren im März 1989 nahm er an einer der größten jemals in Lhasa gehaltenen Demonstration teil und wurde am 8. März 1989 verhaftet. Dawa Tsering wurde in das Sangyip Gefängnis gebracht und bis März 1990 in Outridu (Unit No. 5) eingesperrt. In dem Jahr seiner Gefangenschaft wurde er immer wieder schwer gefoltert und sein Zustand wurde so kritisch, daß er kaum mehr stehen konnte. Sein Rücken war ganz vornüber geneigt. Die entsetzliche Folterung hatte seine Nieren geschädigt. Dawa wurde nach seiner Entlassung von seiner Familie in das Regionalkrankenhaus eingeliefert, aber sein Zustand besserte sich nie wieder. Er starb mit nur 23 Jahren zuhause am 14. Mai 1994 als Folge seiner Verletzungen.
1995
32. Kalsang Dawa: Ein Maler aus Phenpo in Großraum Lhasa, wurde 1993 wegen Hissens einer Flagge auf dem Gephel-Uste Berg verhaftet. Kalsang starb mit 29 Jahren, nachdem er zweieinhalb Jahre Gefängnisfolter, auch mit Elektroschlagstöcken, erduldet hatte. Am 14. Okt. 1995 fand man ihn in seiner Zelle erhängt.
33. Gyaltsen Kelsang: Eine Nonne aus Kloster Garu, die mit 24 Jahren starb. Sie wurde am 14. Juni 1993 wegen Beteiligung an einer Unabhängigkeitsdemonstration in Lhasa verhaftet und zu zwei Jahren verurteilt. In der Gutsa Haftanstalt und dann in Drapchi wurde sie gefoltert und geschlagen. Danach war sie 20 Tage lang ohne ärztliche Behandlung bettlägerig. Im Nov. 1994 wurde sie in die Klinik eingeliefert, aber ihr Zustand verschlechterte sich weiter. Nach Dreiviertel ihrer Haftzeit wurde sie aus medizinischen Gründen nach Hause geschickt. Ihr Zustand besserte sich nicht mehr und sie starb am 20. Febr. 1995.
34. Sherab Ngawang: Aus Drok Tashi Khang in Meldro Gongkar bei Lhasa. Mit 12 Jahren wurde sie verhaftet, weil sie an einer Unabhängigkeitsdemonstration teilgenommen hatte. Sherab Ngawang ist die jüngste Gefangene, die je als direkte Folge der chin. Mißhandlungen starb. Sie verschied am 17. April 1995 nach drei Jahren Haft in Trisam im Alter von 15 Jahren.
35. Tashi Tsering: Tashi kam aus Ngabring im Distrikt Shigatse. Er wurde am Morgen des 28. Nov. 1989 verhaftet, nachdem vermutet wurde, daß er Zettel zugunsten tibetischer Unabhängigkeit geschrieben und 73 davon angeklebt hatte. Tashi wurde in das Drapchi Gefängnis gesteckt, wo er als Folge der langen Mißhandlung und medizinischer Vernachlässigung am 17. Mai 1995 starb.
36. Dorjee Damdul: geb. 1933 in Lhasa, wurde 1992 von dem PSB verhaftet, weil er politische Flugblätter verteilt hatte. Er wurde vernommen, dabei geschlagen und wurde leidend. Er wurde daraufhin entlassen und starb 1995 als Folge der erlittenen Gesundheitsschäden.
37. Sonam Tashi: geb. 1939 in Lhasa, arbeitete als Zimmermann. Er nahm am 5. Mai 1993 an einer Demonstration teil und wurde am selben Tag verhaftet. Sonam wurde während der Vernehmung grausam geschlagen. Er wurde ein Jahr später entlassen, aber starb Anfang 1995 zuhause.
1996
38. Dorjee Khanghsiri: Stammte aus Tse-Gor Thang, 124 km von Chabcha in Amdo. Er starb im Juli 1996 mit 66 Jahren, nachdem er von Angehörigen der PAP und des PSB schwer geschlagen wurde. Die Offiziellen kamen in seine Stadt und durchsuchten alle Häuser und forderten Geldstrafen, wo immer sie Dalai Lama entdeckten. Dorjee war nicht in der Lage, die hohe Strafe von 8.000 Yuan (US$750) zu zahlen und bekam zu hören, er müsse bis 1997 zahlen, sonst würde die Hälfte seines Ackerlandes konfisziert. Als Dorjee zu argumentieren begann, wurde er so zugerichtet, daß er hospitalisiert werden mußte. 20 Tage später starb er.
39. Jamyang Thinley: 25 Jahre, ein Mönch aus Kloster Chamdo, wurde im Mai 1996 zusammen mit anderen Mönchen desselben Klosters verhaftet. Er wurde am 13. Sept. 1996 entlassen und starb 5 Tage später an den Folgen der schweren, im Gefängnis erlittenen Torturen.
40. Kalsang Thutop: Ein 49-jähriger Mönch aus Kloster Drepung, aus Sanga in Toelung Distrikt stammend. Kalsang Thutop wurde wegen Beteiligung an den Demonstrationen von 1989 verhaftet und zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Er war einer der vier Anführer einer geheimen Unabhängigkeitsgruppe in dem Kloster Drepung, das die Universelle Deklaration der Menschenrechte ins Tibetische übersetzt und ein geheimes Büchlein namens "Wertvolle Demokratische Verfassung in Tibet" herausgebracht hatte. Am 5. Juli 1996 wurde er in Drapchi zur Vernehmung gebracht. Als er zwei Stunden später zurückkehrte, konnte er nicht mehr sprechen, so war er geschlagen worden. Er wurde schnell ins Krankenhaus geschafft, aber starb wenige Stunden später. Manche Quellen sagen, daß Kalsang schon krank gewesen wäre, aber sein Tod war plötzlich und trat unerwartet ein. Seine Freude berichten, daß er brutal gefoltert worden war.
41. Phurbu Tsering: geb. 1960 und Einwohner von Banak Shol, Lhasa. Er arbeitete in einer Druckerei für heilige Schriften am Kloster Sera. Phurbu wurde wegen der Unabhängigkeitsdemonstration am 5. März 1989 verhaftet. Er wurde in der PSB Station in der Nähe des Jokhang in Lhasa festgehalten und mit einer Eisenstange auf den Schädel geschlagen, was ihm eine ernste Kopfverletzung beibrachte. Er war dann 4 Monate lang zu Operationen in der Klinik. Eine Seite seines Körpers wurde völlig gelähmt. Im Okt. 1989 wurde er aus der Klinik entlassen, aber erholte sich nie wieder. Phurtse starb im Febr. 1996.
42. Sangye Tenphel: Aus dem Dorf Uma, ein Mönch im Kloster Khangmar, Damshung bei Lhasa. Sangye wurde am 10. April 1995 mit 19 Jahren verhaftet, weil er sich in seinen Liedern und in Plakaten für tibetische Unabhängigkeit ausgesprochen hatte. Er wurde vier Monate in der Gutsa Haftanstalt festgehalten und später nach Drapchi verlegt. Er starb als Folge der entsetzlichen Mißhandlungen und Schläge in der Gefangenschaft am 6. Mai 1996.
43. Thinley Chodak: Ein 19-jähriger Mönch aus Karze in Provinz Sichuan, auch bekannt als Karze Tulku. Thinley wurde 1994 verhaftet und zu 3 Jahren verurteilt. Er starb als Folge der Peinigung im Drapchi Gefängnis 1996.
1997
44. Pasang: geb. 1973, war ein Mönch von Kloster Dechen Sangnak in Thaktse bei Lhasa. Er wurde nach einer Demonstration am Barkhor im Dez. 1994 verhaftet und zu 5 Jahren verurteilt. Im Drapchi Gefängnis benötigte er infolge der Schläge medizinische Versorgung. Täglich wurde er zur Ambulanz geschickt, aber sein Zustand verschlimmerte sich und er starb am 17. Dez. 1997 in dem Chide Hospital der TAR.
45. Rinzin: Einer anonymen Quelle zufolge starb der 61-jährige politische Gefangene am 11. oder 12. Febr. 1997 zuhause, einen Monat nachdem er vom Gefängnis entlassen wurde. Rinzin aus Mugrum Trehte, Distrikt Lhabrang, Region Ngari, wurde im Sept. 1996 wegen Besitz eines Dalai Lama Photos und weil er den chin. Beamten "wenn wir die Person schon nicht in Gestalt vor uns sehen können, was ist dann dabei, ihr Photo zu haben?" geantwortet hatte, verhaftet. Der Chinese entgegnete, er würde "ein schlechtes Beispiel für das Land" abgeben. Nach seiner Entlassung konnte er kaum sprechen und war völlig bettlägerig. Er war unterernährt und im Gefängnis hatte er Tuberkulose entwickelt.
46. Tenchok Tenphel: Ein 27-jähriger Mönch aus Sakya Truphai Lakhang bei Shigatse. Tenchok wurde am 1. Sept. 1997 verhaftet, weil er im Widerstreit zu den Forderungen der Umerzieher einen Aufsatz zum Ruhme des Dalai Lama geschrieben hatte. Nachdem er in das Haftzentrum von Sakya kam, wurde er dort vernommen, bedroht und gefoltert, aber weigerte sich immer noch, den Dalai Lama zu beschimpfen. Nach 15 Tagen in der Haft beging er im Sept. 1997 Selbstmord, indem er sich an seinem Gürtel erhängte. Die offizielle Version war: "Thenchok beging Selbstmord wegen eines Finanzbetruges in seiner Zeit als Verwalter des Klosters." Sein Körper wurde verbrannt, ehe seine Familie ihn sehen konnte.
47. Jampel Thinley: Im Frühling 1997 wurde der 28-jährige Jampel Thinley, ein Mönch in Kloster Chamdo, verhaftet und angeklagt, "konterrevolutionäre Poster" an das Kloster geklebt zu haben. Er wurde in der Haft gefoltert und dann in das Volkshospital von Chamdo gebracht, aber starb nach 4 Stunden. Seine engen Freunde hörten ihn murmeln, daß er während der 9 Tage und Nächte, die er geschlagen und gepeinigt wurde, keinen einzigen Tropfen Wasser oder Nahrung bekam.
1998
48. Ngawang Dekyi: Eine 25-jährige Nonne aus Kloster Poto in Phenpo Lundu, wurde in Gutsa festgehalten, nachdem sie an einer Demonstration in Lhasa beteiligt gewesen war. Sie wurde zu 6 Jahren in dem "Umerziehung-durch-Arbeit" Lager von Drapchi verurteilt. Im Jan. 1998 kam sie todkrank ins Krankenhaus und starb 16 Tage später. Die schweren Schläge durch die Gefängniswachen waren an ihrem Tode schuld.
49. Yeshi Samten: Ein 22-jähriger Mönch aus Kloster Gaden, starb eine Woche nach seiner Entlassung aus dem Trisam Gefängnis am 12. Mai 1998. Yeshi Samten wurde in der zweijährigen Inhaftierung schlimm gefoltert. Bei seiner Verbrennung bemerkte der die Begräbnisriten Durchführende, daß zwei seiner Rippen gebrochen waren. Er war am 6. Mai 1996 bei dem Protest in Gaden gegen die chin. Umerziehungsmethoden verhaftet worden. Am 6. Mai 1998 wurde er nach Ende seiner Haftfrist entlassen.
50. Karma Dawa: Es heißt, daß er am 1. Mai 1998 gegen die Absicht der chin. Gefängnisleitung, die Gefangenen bei einer Zeremonie zur Feier des Internationalen Arbeitstages einzusetzen, zu protestieren begann. Diese Zeremonie sollte nämlich gefilmt werden, um der Delegation der EU Botschafter, die gerade in Tibet zu Besuch weilte, ein positives Bild von Drapchi zu liefern. Karma war ein nicht-politischer Gefangener, der ein 13 Jahre Urteil abzubüßen hatte. Einigen Berichten zufolge wurde er innerhalb von 2 Wochen nach der Demonstration hingerichtet, aber möglicherweise wurde er auch gleich zu Anfang erschossen.
51. Lobsang Gelek: Ein Mönch, der am 1. Mai 1998, nachdem er sich dem Protest von Karma Dawa angeschlossen hatte, erschossen wurde. Er war 24 Jahre alt und stammte aus Damshung im Großraum Lhasa. Die Gefängnisleitung informierte seinen Vater, daß er Selbstmord begangen hätte.
52. Tashi Lhamo: Eine der 6 Nonnen, die am 7. Juni 1998 nach dem Protest vom 4. Mai im Drapchi Gefängnis gestorben sind. Diese zweite Bekundung fand während der Feier des Jugendtages statt. Tashi hatte ein 6-Jahres Urteil abzubüßen, das beinahe zu Ende war. Tashi Lhamo, Dekyi Yangzom und Khedron Yonten waren alle aus dem Distrikt Nyemo. Die Behörden gaben an, daß sie sich selbst erstickt hätten, indem sie sich Schals in den Mund stopften.
53: Ngawang Choekyi: Starb ebenfalls am 7. Juni 1998. Ngawang hatte ein fünfjähriges Urteil abzubüßen, weil sie im Juni 1994 am Barkhor demonstriert hatte. Sie war 26 Jahre alt und eine Nonne aus Phenpo Lhundrup. Ihren Eltern wurde erklärt, sie hätte sich aufgehängt.
54. Choekyi Wango: Eine weitere der am 7. Juni 1998 gestorbenen Nonnen. Choekyi war 21 Jahre alt und aus Kloster Sharbumba in Phenpo Lhundrup. 1994 hatte auch sie an einer Demonstration am Barkhor teilgenommen. Die Behörden sagten, sie hätte sich erhängt.
55. Dekyi Yangzom: Eine 21-jährige Nonne aus Nyemo Dowa Choeten Kloster. 1994 wurde sie verhaftet, weil sie in Lhasa demonstriert hatte. Sie starb ebenfalls am 7. Juni 1998.
56. Khedron Yonten: Wurde in Nyemo Pelshang, Distrikt Nyemo geboren. Khedron trat einem Jiwa Kloster in Nyemo bei und nahm an einer Demonstration teil. 1994 wurde sie verhaftet. Sie ist die fünfte Nonne, die am 7. Juni 1998 starb. Als Todesursache wurde ebenfalls Erstickung angegeben.
57. Lobsang Wangmo: geb. in Phenpo, wurde Nonne in dem Kloster Dode-nga in Phenpo-Lhundrup. 1994 wurde sie verhaftet und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ein Bericht von TIN besagt, daß Lobsang als Folge der Schläge in Drapchi nach den zwei Protesten starb.
58. Khedrub: 26-jährig, aus Meldro Gongkar in der Nähe von Lhasa. Er wurde 1994 verhaftet und soll infolge der Schläge gestorben sein. TIN zufolge wurde Khedrub nach dem Vorfall vom 4. Mai in Einzelhaft nach Outridu verlegt. Die Details seines Todes sind nicht bekannt, aber seine Verwandten mußten akzeptieren, daß er Selbstmord begangen hätte, obwohl sie niemals seine Leiche zu Gesicht bekamen.
59. Ngawang Tenkyong: Ein 28-jähriger Mönch, auch aus Meldro Gongkar, soll an den schweren Schlägen im Mai 1998 gestorben sein. Er hatte ein 10-Jahres Urteil wegen Beteiligung an einer Unabhängigkeitsdemonstration im Mai 1996 abzubüßen.
60. Ngawang Tenzin: Ein unbestätigter Bericht von TIN besagt, daß Ngawang am 7. Juni 1998 starb. Er wurde in Phenpo Lhundrup geboren und wurde Mönch in dem Kloster Phenpo Taklung, nördlich von Lhasa. Im Febr. 1995 war er bei einer Demonstration von der PAP verhaftet worden.
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